Wirtschaft

Warten auf ArbeitsmarktberichtSignale aus US-Jobmarkt drücken Wall Street

05.10.2023, 22:55 Uhr
00:00 / 04:13
AP23276605588331
Im Streit um den US-Haushaltsplan könnte den USA eine Herabstufung ihrer Bonität drohen. (Foto: AP)

Nach der Erholung vom Vortag bekommen die US-Börsen einen Dämpfer. Weil die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weniger stark steigen als erwartet, fürchten die Investoren weitere Zinsschritte der Notenbank. Auch die Lähmung im Kongress sorgt für Missmut.

Sorgen um die Lage am US-Arbeitsmarkt und die hohen Anleiherenditen haben die Wall Street belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Abend leicht im Minus auf 33.119 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,1 Prozent auf 13.219 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,1 Prozent auf 4258 Punkte ein. Die Investoren befürchteten, dass die überraschend schwachen Zahlen zu den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe die US-Notenbank Fed zu weiteren Zinserhöhungen bewegen. Die Währungshüter versuchen, mit der geldpolitischen Straffung den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.

"Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt entspannt sich. Dabei sehen wir allerdings noch keinen signifikanten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die US-Notenbanker werden deswegen im September-Arbeitsmarktbericht und darüber hinaus eine weitere Abschwächung sehen müssen, um die Entscheidung zu treffen, die Zinsen in diesem Jahr nicht mehr anzuheben", sagte Michael Pearce, Chefvolkswirt beim Analysehaus Oxford Economics. Zudem machten sich die Anleger Analysten zufolge Sorgen, dass hohe Anleiherenditen die Nachfrage nach Aktien und damit die Aktienpreise drücken. Wenn die Renditen der als "sicherer Hafen" gesehenen Staatsanleihen steigen, wird die risikoreichere Anlage in Aktien weniger attraktiv für die Investoren.

Am Donnerstag kehrte am Anleihemarkt nach dem jüngsten Ausverkauf zwar etwas Ruhe ein. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundestitel lag nahezu unverändert bei 2,867 Prozent. Die US-Bonds mit der gleichen Laufzeit rentierten mit 4,710 Prozent. Trotzdem lagen sie nah an ihrem 12- beziehungsweise 16-Jahres-Hoch von 3,024 und 4,884 Prozent vom Vortag.

Auch der Streit über den US-Haushaltsplan machte die Anleger nervös. Die politischen Differenzen in Washington müssen bis zum 17. November überwunden sein, wenn ein finanzierungsbedingter Shutdown der US-Regierung vermieden werden sollte. Dabei habe die Abwahl des republikanischen Parlamentspräsidenten Kevin McCarthy gezeigt, dass eine Handvoll Republikaner nicht bereit sei, Zugeständnisse gegenüber der Regierung von Präsident Joe Biden zu machen, sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Es wäre überhaupt nicht verwunderlich, wenn demnächst eine oder mehrere Ratingagenturen ihren Kreditausblick für die USA senken", kommentierte der Experte.

E-Autobauer im Blick

Am Ölmarkt setzte sich indes der Preisrutsch der vergangenen Tage fort. Die Nordsee-Sorte Brent und das US-Öl WTI verloren jeweils rund zwei Prozent auf 84,19 beziehungsweise 82,50 Dollar pro Barrel (159 Liter). Zuletzt fürchteten die Anleger wieder verstärkt, dass sich langfristig hohe Zinssätze negativ auf die Konjunktur und damit auf die Öl-Nachfrage auswirken könnten. "Ein solcher Rückgang ist angesichts des starken Preisanstiegs seit Juni stets ein Risiko gewesen, und wir würden es nicht ausschließen, dass es in den kommenden Tagen zu weiteren Abschlägen in Richtung 80 Dollar pro Barrel kommen könnte", sagte Michael Hewson, Chefanalyst vom Broker CMC Markets.

Im Fokus bei den Einzelwerten standen die Aktien der E-Autobauer. So brachen Rivian nach einer enttäuschenden Prognose um knapp 23 Prozent ein. Aus den Depots flogen auch die Papiere des Rivalen Lucid, die 7,2 Prozent verloren. Das Unternehmen bringt eine günstigere Version seiner Air Pure-Limousine mit Hinterradantrieb ab 77.400 Dollar auf den Markt. Trotz des niedrigeren Preises ist es allerdings teurer als Teslas günstigste Model S-Limousine, deren Preis bei etwa 75.000 Dollar startet.

Unter Druck geriet auch Coca-Cola. Die Titel des Getränkeherstellers büßten fast fünf Prozent ein. Auch der Rivale Pepsi verlor in deren Kielwasser 5,2 Prozent. Die Vermögensverwaltungs-Sparte der US-Großbank Morgan Stanley ist bei Aktien von Coca-Cola ausgestiegen.

Quelle: ntv.de, mau/rts

FedArbeitsmarktDow JonesWall StreetUSAZinspolitik