Wirtschaft

Wer gewinnt? Wer verliert? So läuft der "Trump Trade" an den Börsen

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Deutsche Aktien müssen nicht unbedingt auf der Verliererseite des "Trump Trade" stehen.

Deutsche Aktien müssen nicht unbedingt auf der Verliererseite des "Trump Trade" stehen.

(Foto: REUTERS)

Seit Tagen ist an den Börsen vom "Trump Trade" die Rede. ntv.de erklärt, worum es geht, wer dabei gewinnt und wer verliert - und was das mit dem gescheiterten Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu tun hat.

Was bedeutet der Ausdruck "Trump Trade"?

Viele Kursbewegungen in den vergangenen Tagen führen Börsianer auf den "Trump Trade" zurück. Damit meinen sie, dass Anleger bereits jetzt auf die Wirtschaftspolitik reagieren, die sie von Donald Trump erwarten, falls er im November wieder ins Präsidentenamt gewählt wird. Das kann Aktien von einzelnen Unternehmen oder ganze Branchen betreffen, die in diesem Fall profitieren oder leiden können, aber auch andere Anlageklassen wie Anleihen. Einen solchen "Trump Trade" gab es schon nach dem Überraschungswahlsieg Trumps 2016. Zuletzt tauchte er Ende vergangenen Monats wieder auf, nachdem Amtsinhaber Joe Biden in einer Fernsehdebatte einen so miserablen Auftritt hingelegt hatte, dass Trumps Siegeschancen sprunghaft stiegen.

Auch wenn Umfragen weiterhin nur einen relativ kleinen Vorsprung des Republikaners zeigen, scheinen die Finanzmärkte inzwischen mit dessen Sieg zu rechnen. Hinzu kommt: "Der 'Trump Trade' geht davon aus, dass der 'American Hero' Trump, der das Attentat ja zum Glück überstanden hat, natürlich jetzt nicht nur Präsident wird, sondern auch große Chancen hat, beide Häuser des Kongresses für die Republikaner zu gewinnen", sagt Robert Halver, der Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank bei ntv. "Das heißt, er kann seine Wirtschaftsagenda durchziehen."

Worin besteht Trumps Wirtschaftsagenda?

Kurzgefasst: niedrigere Steuern, auch wenn dies das US-Haushaltsdefizit weiter aufblähen würde; weniger Vorschriften, etwa für Umwelt- und Verbraucherschutz, und höhere Zölle. Trump hat angekündigt, die Unternehmenssteuern, die er schon während seiner ersten Präsidentschaft gesenkt hatte, weiter zu reduzieren. Verbraucherschutzregeln könnten vor allem im Finanzbereich weiter abgebaut werden.

Zudem hat Trump angekündigt, die Unterstützung für erneuerbare Energien zurückzufahren. Zölle drohen vor allem für Importe aus China, aber auch aus Europa. In einem jüngsten Interview mit Bloomberg deutete Trump allerdings an, dass solche Zölle nicht in erster Linie dazu dienen sollten, Handel zu blockieren, sondern dazu, Zugeständnisse von Handelspartnern zu erzwingen. "Zölle sind gut für Verhandlungen", sagte Trump.

Wer profitiert davon?

Allgemein wird angenommen, dass viele kleinere Konzerne, deren Geschäftstätigkeit sich auf den US-Markt beschränkt, von Trumps Deregulierungs- und Protektionismusagenda profitieren dürften. Der Index Russell 2000, in dem die Aktien kleinerer Unternehmen notiert sind, ist seit der für Biden so desaströsen Debatte um mehr als 11 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Der Leitindex S&P 500 mit den 500 größten US-Konzernen legte nur um 3,4 Prozent zu.

Branchen, die besonders von Trumps Deregulierungsplänen profitieren dürften, sind unter anderem die Banken und die Ölbranche. Vertretern der US-Ölkonzerne schlug Trump bei einem Treffen im vergangenen Mai unverblümt vor, Umweltauflagen und Subventionen für Elektromobilität zu streichen, wenn sie ihm eine Milliarde Dollar für den Wahlkampf spendeten.

Teil des "Trump Trades" in den vergangenen Tagen sind auch der Bitcoin und andere Kryptowährungen. Unter Biden hatten die Aufsichtsbehörden Versuche unternommen, den Markt für die virtuellen Währungen stärker zu regulieren. Vor einigen Jahren hatte Trump zwar noch gegen Kryptowährungen gewettert, inzwischen inszeniert er sich jedoch als Schutzherr der Branche und verspricht ihr weitgehende Freiheit von störender Regulierung.

Wer verliert unter Trump?

Klarer Verlierer einer neuen Trump-Präsidentschaft wären alle Unternehmen, die auf erneuerbare Energien setzten. Zum einen will Trump, Umwelt- und Klimaschutzgesetze entschärfen und damit fossile Energieträger wettbewerbsfähiger machen. Zum anderen hat er angekündigt, die Subventionen für klimafreundliche Technologien aus Bidens billionenschweren Investitionspaketen zusammenzustreichen. Insbesondere in Trumps Fokus: Windräder, die er unter anderem für krebserregend hält. Trump will unter anderem den Bau von Offshore-Windparks stoppen.

Verlieren könnten durch Trumps angekündigte Importzölle ausländische Unternehmen - etwa Autobauer in Deutschland. Allerdings, darauf weist Kapitalmarktexperte Halver hin, produzieren deutsche Industriekonzerne, von Auto- über Maschinenbauer bis zu Chemiekonzernen, zum Großteil schon in den USA und dürften ihre Standorte dort weiter ausbauen. "Der Standort Deutschland wird leiden, da müssen wir uns nichts vormachen. Man muss das aber trennen von den Unternehmen, die wir haben. Die werden in Amerika durchaus dann mehr Geschäft, mehr Umsätze, mehr Gewinn machen können", so Halver.

Was passiert am Anleihemarkt?

Schätzungen zufolge dürften Trumps Steuersenkungspläne über einen Zeitraum von zehn Jahren zu zusätzlichen Staatsschulden zwischen vier und fünf Billionen Dollar führen. Dies könnte die Inflation ankurbeln und Preise für Staatsanleihen drücken. Auf dem Anleihemarkt wirkt sich der "Trump Trade" daher darin aus, dass einige Anleger bereits jetzt ihre Positionen in länger laufende Anleihen reduzieren. Das führte dazu, dass die Renditen dieser Staatsanleihen, die sich umgekehrt zu den Anleihepreisen bewegen, in den letzten Wochen gestiegen sind.

Quelle: ntv.de

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