Wirtschaft

Kosten nahe zehn Milliarden Euro Stuttgart 21 wird nicht mal bis 2025 fertig

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Das Projekt soll nach aktuellem Stand fast zehn Milliarden Euro kosten - knapp vier Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt.

Das Projekt soll nach aktuellem Stand fast zehn Milliarden Euro kosten - knapp vier Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Es ist wohl Baden-Württembergs Jahrhundertprojekt: Stuttgart 21. Der seit Jahrzehnten geplante Bahnhof reißt einem Bericht zufolge nun auch den Fertigstellungstermin 2025. Und das finanziell aus dem Ruder gelaufene Projekt wird nochmals teurer.

Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 verzögert sich einem Medienbericht zufolge weiter und wird noch teurer. Das Projekt werde voraussichtlich auch im Jahr 2025 noch nicht in vollem Umfang in Betrieb genommen werden können, berichtete der "Spiegel" unter Verweis auf interne Dokumente der Deutschen Bahn. Außerdem steigen demnach die Gesamtkosten um weitere 614 Millionen Euro auf 9,76 Milliarden Euro.

Dem Bericht zufolge nennt das als "streng vertraulich" gekennzeichnete Papier vor allem Preiserhöhungen beim Bau und Verzögerungen bei der Entwicklung digitaler Zugsicherungen als Gründe. Diese Sicherungssysteme stünden teilweise erst im Mai 2024 zur Verfügung, zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 würden die neuen Systeme daher voraussichtlich "nicht alle Funktionalitäten beinhalten".

Auch das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofs in Stuttgart könnte dem Bericht zufolge nicht rechtzeitig fertig werden. "Aufgrund mangelhafter Planungsqualität sind die Arbeiten weiterhin stark verzögert", zitierte der "Spiegel" aus dem Bahn-Dokument. Es würden nun die für die Inbetriebnahme "relevanten" Bauteile priorisiert.

Land erwartet Kostenübernahme durch Bahn

Die Planungen für den Tiefbahnhof sind inzwischen über 28 Jahre alt, wegen Verzögerungen wird eine Inbetriebnahme im Zuge des Fahrplanwechsels 2025 anvisiert. 1995 hatten Bahn, Bund, Stadt und Land einen Rahmenvertrag geschlossen, der Kosten von 2,6 Milliarden Euro vorsah. Seitdem sind die Kosten massiv gestiegen. Mit den zusätzlichen 614 Millionen würde die Bahn ihren Risikopuffer von insgesamt 640 Millionen Euro nahezu ausschöpfen, berichtete das Magazin.

Die Übernahme der Mehrkosten ist derzeit Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Das Land Baden-Württemberg sieht die Bahn als "alleinige Projektträgerin und Bauherrin" in der Pflicht. Dagegen klagt der Konzern. Die nächste Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart ist für den 15. November angesetzt.

Der Bahnhofsneubau wurde lange von massiven Protesten begleitet. 2010 kam es bei der Räumung des Stuttgarter Schlossgartens durch die Polizei zu schweren Verletzungen unter den Demonstranten. Ein Mann verlor dabei weitgehend sein Augenlicht. Der Polizeieinsatz wurde fünf Jahre später vom Verwaltungsgericht Stuttgart für rechtswidrig erklärt.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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