An sechs Standorten Verdi kündigt Flughafen-Streiks auch für Freitag an
13.03.2024, 15:57 Uhr Artikel anhören
Am Freitag soll am Flughafen Hannover gestreikt werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Streikwelle in Deutschland ebbt nicht ab. Für Donnerstag hat die Gewerkschaft Verdi bereits einen Ausstand des Luftsicherheitspersonals angekündigt. Am Freitag soll es nun sechs weitere Flughäfen treffen. Der Branchenverband sieht eine neue Dimension erreicht.
Die Gewerkschaft Verdi hat das Luftsicherheitspersonal auch am Freitag zu Warnstreiks an mehreren deutschen Flughäfen aufgerufen. Welche Flughäfen neben Hannover betroffen sind, blieb zunächst unklar. Dann soll es nach Angaben von Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper nach und nach die Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie Karlsruhe/Baden-Baden treffen. Der Flughafen Hannover teilte mit: "Aus diesem Grund werden am Freitag, dem 15. März 2024 in der Zeit von 00:00 Uhr bis 12:00 Uhr keine Abflüge möglich sein. Ankünfte sind nicht betroffen."
Verdi hat die Luftsicherheitskräfte bereits für diesen Donnerstag an fünf deutschen Flughäfen erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Der ganztägige Ausstand betrifft nach Angaben der Gewerkschaft im Laufe der Nacht schrittweise die Flughäfen Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln und Berlin. Passagiere können nicht mehr in den Sicherheitsbereich kommen. Eine Ausweitung des Ausstands war zuvor nicht ausgeschlossen worden.
Überdies teilte der Flughafen München mit, möglicherweise ebenfalls von den Streikauswirkungen betroffen zu sein. Von einem Streikaufruf der Gewerkschaft von Donnerstag bis Freitag früh um 6.00 Uhr seien in München zwar nur die Kontrollstellen für das Personal betroffen, aber dadurch könne es zu Einschränkungen im Flugbetrieb kommen, heißt es. Passagiere sollten sich vor der Anreise bei ihrer Airline über den aktuellen Flugstatus informieren. "Die Sicherheitskontrollen für Passagiere sind von diesem Streik nicht betroffen und haben regulär geöffnet", teilte die Flughafengesellschaft mit.
Zehntausende Fluggäste betroffen
Etwa 90.000 Passagiere müssen sich wegen des angekündigten Warnstreiks am Donnerstag an den fünf deutschen Flughäfen nach Einschätzung des Flughafenverbandes ADV auf Flugstreichungen und Verspätungen einstellen. Der Verband rechnet aktuell mit mehr als 580 abgesagten Flugverbindungen allein am Donnerstag.
Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 25.000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich.
In dem Tarifkonflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Bei einer ersten Warnstreikwelle an elf Flughäfen waren mehr als 1100 Flüge ausgefallen. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde.
Verband fordert Verfahrensregeln
Die deutsche Luftverkehrswirtschaft sieht angesichts der Streiks eine neue Dimension erreicht. Mit aktuell 16 Streikwellen in sechs Tarifbereichen, übersteige das diesjährige Streikaufkommen schon jetzt das Niveau der vergangenen Jahre, kritisierte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft in Berlin. Nötig seien Verfahrensregeln, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.
"Das Streikrecht gehört nach unserer Verfassung zur Tarifautonomie unserer demokratischen und sozialen Marktwirtschaft", sagte Randow. "Aber um in Deutschland Tarifautonomie und Mobilität aufrechterhalten zu können, braucht es künftig im öffentlichen Verkehrswesen Verfahrensregeln." Bevor es wegen Ausständen zu einem Stillstand des Verkehrs komme, sollte künftig im Bereich der kritischen Verkehrsinfrastruktur zumindest der Versuch einer Schlichtung erfolgen.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa