Geld von der Seitenlinie Wall Street kann den Schwung halten
11.11.2022, 22:34 Uhr
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die US-Börsen werden weiter von der Rückkehr der Kauflust getragen. Nach wie vor sorgt die Annahme eines geringeren Zinsschritts der Fed für Optimismus. Etwas unerwartet trübte sich derweil das Verbrauchervertrauen ein.
Nach dem gestrigen Kursfeuerwerk hat die Wall Street den Schwung behalten und auch den letzten Tag der Handelswoche mit Gewinnen geschlossen - wenn auch mit deutlich gedrosseltem Tempo. Die Hoffnung auf einen zukünftig weniger rigorosen Zinserhöhungspfad der US-Notenbank stützte die Stimmung erneut. Die Anleger schöpften neue Zuversicht aus den am Vortag veröffentlichten Verbraucherpreisen. Dazu gesellten sich gute Nachrichten aus China. Dort sollen die strengen Pandemie-Beschränkungen etwas gelockert werden, worüber schon eine Weile spekuliert wurde.
"Die schwächer als erwartet ausgefallene Inflationsrate hat die Märkte beflügelt, und die Anleger haben sich beeilt, einen Teil des Geldes, das sie an der Seitenlinie liegen hatten, zu investieren", sagte Richard Hunter, Leiter des Bereichs Märkte bei Interactive Investor.
Der Dow-Jones-Index erholte sich von anfänglichen Verlusten und gewann 0,1 Prozent auf 33.748 Punkte. Er hatte am Vortag das größte Tagesplus seit über zwei Jahren verzeichnet. Auf Wochensicht steht nun ein Plus von 4,2 Prozent. Der S&P-500 stieg um 0,9 Prozent und der als besonders zinssensibel geltende technologielastige Nasdaq-Composite kletterte um weitere 1,9 Prozent.
Die Konjunkturdaten des Tages fielen indes schwach aus: Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im November deutlich stärker abgeschwächt als erwartet. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen.
Der Dollar, der nach den Inflationsdaten und mit den fallenden Marktzinsen auf Talfahrt gegangen war, wertete weiter ab. Mit der Aussicht darauf, dass sich die chinesische Wirtschaft wieder öffnet und damit Lieferengpässe schwinden, war die US-Währung in ihrer Funktion als sicherer Hafen nicht gefragt. Der Dollar-Index fiel um weitere 1,7 Prozent. Der Euro, der vor Bekanntwerden der Inflationsdaten am Donnerstag noch unter der Parität notierte, stieg auf 1,0357 Dollar.
Die erfreulichen Nachrichten aus China verhalfen den Ölpreisen zu einem deutlichen Anstieg. Die Preise für WTI und Brent kletterten um bis zu 2,9 Prozent. Ein Großteil der Aufwärtstendenz zum Wochenausklang sei allerdings vom erneut schwachen Dollar gekommen, so Analyst Robbie Fraser von Schneider Electric. Auf Wochensicht büßte WTI 3,9 Prozent ein.
Der Goldpreis wurde weiter gestützt von den am Vortag kräftig gesunkenen Anleiherenditen. Auch der erneut schwache Dollar half. Der Preis für die Feinunze kletterte um 0,7 Prozent. Der Anleihemarkt ruhte wegen des Feiertags Veterans Day.
Unternehmensnachrichten aus den USA kamen vorwiegend noch aus der zweiten und dritten Reihe. Unter anderem hat das Online-Rechtstechnologieunternehmen Legalzoom.com seinen Umsatzausblick angehoben, worauf der Kurs um 10,4 Prozent nach oben kletterte.
Die Intel-Aktie erholte sich von anfänglichen Abgaben und legte mit den weiter steigenden Technologiewerten zu. Die Titel gewannen 2,3 Prozent. Das JP Morgan die Beobachtung der Titel mit der Einstufung "Underweight" wieder aufgenommen hat, belastete nur zur Eröffnung. Bereits am Vortag hatte der Kurs einen Satz um über 8 Prozent gemacht. Im Dow legten auch die Papiere von Microsoft weiter zu.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa