Unterhaltung

Lachanfälle im Konzertsaal Lady-Power erobert das Internet

Die Musikerinnen von "Salut Salon" sind der schönste Beweis, dass auch klassische Musik richtig Spaß machen kann. (Youtube-Screenshot)

Die Musikerinnen von "Salut Salon" sind der schönste Beweis, dass auch klassische Musik richtig Spaß machen kann. (Youtube-Screenshot)

Kopfüber am Cello, rücklings am Klavier, angerempelt von zwei Streicherinnen: Wenn die Damen von "Salut Salon" aufspielen, dann tobt der Saal wie bei einem Rockkonzert.

Ob auf der Bühne oder im Interview: Es vergehen kaum fünf Minuten, ohne dass mindestens eine der Damen ekstatisch lacht. Die Musikerinnen vom Hamburger Quartett Salut Salon, alle seit frühester Kindheit auf klassischen Instrumenten versiert, haben sich mit der Kombination aus E- und U-Musik plus Comedy ein Stammpublikum erspielt.

Elf Jahre nach dem ersten großen Konzert hat das Kammermusik-Ensemble nun einen besonderen Grund zur Freude: Das Video, auf dem die Zugabe der aktuellen Tour zu sehen ist, hat bei Youtube mehr als viereinhalb Millionen Klicks. In dem Vier-Minuten-Clip erklingt Antonio Vivaldis "Sommer" - verpackt in einen mimikreichen Wettstreit der Musikerinnen um den raffiniertesten Umgang mit dem Instrument. Iris Siegfried hält ihre Geige kopfüber neben sich unter dem Arm, den Bogen hinter dem Rücken. Sonja Lena Schmid hat ihr Cello waagerecht vor dem Körper. Später stehen das Cello und die Geigen von Siegfried und Angelika Bachmann auf dem Kopf - während die Damen mühelos weiter darauf spielen. Anne-Monika von Twardowski legt sich rücklings auf ihren Hocker, während sie mit gekreuzten Armen am Klavier spielt.

"Manche denken, das kann gar nicht sein", sagt Siegfried. Die Internet-Kommentare zur Musikakrobatik: "Wow!", "Wie macht ihr das nur?" oder "Wonderful talented ladies". Seit das Video - vor einigen Wochen auch in einem "Arte"-TV-Beitrag über das Quartett zu sehen - im Internet Furore macht, lache das Konzert-Publikum nun schon immer, bevor die Zugabe überhaupt losgegangen ist, berichten die Virtuosinnen. "Unsere Cellistin schrieb uns gerade aus Georgien, sie sei dort erkannt worden", berichtet Siegfried. Und: Sie würden nun mit Anfragen von Konzertveranstaltern und Festivalorganisatoren überhäuft. "Wir bekommen Anfragen in allen Sprachen - für Tourneen und Fernsehauftritte", berichtet Bachmann. "Wir sind aber schon bis nächstes Jahr durchgebucht und können gar nichts mehr dazwischenschieben."

Youtube als Karriere-Katalysator

Schon jetzt stehen über 120 Konzerte jährlich auf dem Programm. Das Kammermusik-Ensemble tourt auch regelmäßig im Ausland - in Europa, den USA, in China, Korea und in Südamerika. "Wir reisen wahnsinnig gerne", sagen die Hamburgerinnen, die ihre Programme in der jeweiligen Landessprache moderieren. Youtube als Karriere-Katalysator für Musiker - das ist auch in der Klassik nicht neu. Die lange recht unbekannte ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa - Eigenmarke "erste Youtube-Pianistin" - kommt mit ihrem Auftritt in dem Video-Kanal auf mehr als 60 Millionen Klicks.

Vergleichsweise klein klingen die Millionen-Zahlen beim Blick auf die Pop-Branche: Der südkoreanische Rapper Psy überschritt mit einem Video als Erster die Marke von einer Milliarde. "An Youtube ist immer schade, dass dort die lustigen Sachen laufen - wir spielen ja auch sehr Ernsthaftes", sagt Bachmann, die als Vierjährige ersten Geigenunterricht bekam und wegen der musikalischen Begabung vom Hamburger Senat vom Besuch der Grundschule befreit wurde. Sie hatte einst das Ensemble mit Iris Siegfried zusammen gegründet, die genau drei Tage älter ist. Die beiden Hamburgerinnen mit Faible für Lachanfälle teilten sich als Zehnjährige das Konzertmeisterpult in einem Schulorchester - und sind seitdem unzertrennlich. Nach der Schule zogen sie in eine gemeinsame WG, reisten gemeinsam ein halbes Jahr um die Welt - und finanzierten sich dies mit Straßenmusik.

Das Quartett präsentiert in seinen Programmen Kompositionen aus den Bereichen Klassik, Chanson, Pop und Folk. "Wir haben ziellos angefangen und nie irgendwelche Ziele verfolgt. Wir machen die Musik, die wir selber am liebsten mögen", sagt Bachmann. In die Konzerte kämen "80-jährige totale Klassikfans" ebenso wie jüngere Leute oder Kinder. Die Berufs-Musikerinnen räumen ein, sich auf der Bühne manchmal zu verspielen - nicht nur bei der schwierigen Zugabe. Aber oft denke das Publikum, dies sei so geplant, berichten sie - und lachen wieder lautstark dabei.

Quelle: ntv.de, Sophia-Caroline Kosel, dpa

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