Sinead O'Connor filmt ihr Elend"Leute behandeln dich wie Scheiße"

Sie wäre lieber weg, sagt Sinead O'Connor. Doch dieses Mal ist ihre Botschaft an die Welt nicht nur von Verzweiflung geprägt. Die Sängerin kämpft gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Krankheiten.
Vor langer Zeit einmal war Sinead O'Connor ein gefeierter Popstar. Mit "Nothing Compares 2 U" schrieb sie 1990 ein kleines Stück Musikgeschichte. Bis heute ist der Song samt eindrücklichem Video unvergessen. Seit einiger Zeit weckt der Name O'Connor allerdings auch ganz andere Assoziationen.
O'Connor ist psychisch krank. Die 50-Jährige äußerte über die vergangenen Monate hinweg mehrfach Suizidgedanken in sozialen Netzwerken, sie schimpfte über ihre Familie und schockierte mit düsteren Einblicken in ihr Seelenleben.
Nun hat sich O'Connor erneut bei Facebook zu Wort gemeldet. Gut zwölf Minuten lang ist das Video, das sie mit dem Hashtag #OneOfMillions (einer von Millionen) versehen hat. Sie möchte darin auf die unzähligen Schicksale von Menschen mit psychischen Krankheiten aufmerksam machen.
Unter Tränen berichtet O'Connor aus einem Hotelzimmer, sie habe die vergangenen zwei Jahre alleine gelebt - weg von ihrer Familie in Irland, als Strafe für ihre Krankheit, ihre Wut und ihre Suizidgedanken.
"Wieso sind wir einsam?"
"All die Leute, die dich lieben sollten oder sich um dich kümmern sollten, behandeln dich plötzlich wie Scheiße", erzählt O'Connor in dem Video. "Wenn es nach mir ginge, wäre ich weg, wieder bei meiner Mutter."
Wieso sie das Video gedreht und online gestellt hat, beantwortet die Sängerin gleich eingangs. Sie hoffe, es könne "irgendwie hilfreich" sein. Nicht für sie selbst allerdings. Sie wisse einfach, dass es weltweit Millionen von Menschen gebe, die genau wie sie seien.
"Wieso sind wir einsam?", fragt sich O'Connor. "Menschen, die an psychischen Krankheiten leiden, sind die verletzlichsten Wesen auf der Erde. Ihr müsst euch um uns kümmern. Wir sind nicht wie alle anderen." Es sei die Stigmatisierung, die kranken Menschen das Leben nehme, nicht die Krankheit selbst.