"Das ist amateurhaft hoch fünf"Hoeneß kritisiert Basketballliga

Seit sich Uli Hoeneß im deutschen Basketball engagiert, geriert er sich dort als Heilsbringer - ganz wie im Fußball. Auch das Pokalturnier, bei dem seine Münchner den Titel wollten und Dritter wurden, kommentiert er gewohnt polemisch. Obwohl Hoeneß mit vielem Recht hat.
Für seine Attacken im Fußball ist Uli Hoeneß seit Jahren berüchtigt - jetzt greift der Bayern-Boss auch im Basketball verbal richtig an. Nach dem Top Four um den deutschen Pokal holte er zum Rundumschlag gegen die Verantwortlichen der Basketball Bundesliga (BBL) aus. "Die Einnahmen der BBL haben in Berlin rund eine halbe Million Euro betragen. Prämien gibt es nicht. Das ist amateurhaft hoch fünf", sagte der Präsident von Bayern München in der "Sport Bild". Die Sportart sei "im Dornröschenschlaf", es werde "nicht sonderlich gut gearbeitet in der BBL", bemängelte Hoeneß. "Wir haben uns das zwei, drei Jahre angeschaut und jetzt werden wir auch mal Ansprüche erheben."
Bei seiner Kritik habe Hoeneß "natürlich recht, dass es eigentlich nicht sein kann, dass man das Halbfinale erreicht und gerade mal die Kosten erstattet bekommt", pflichtete Thomas Stoll, Geschäftsführer des Cup-Zweiten ratiopharm Ulm, bei. Er verwies allerdings darauf, dass der Fußball den Großteil der Fernsehgelder abgreife. "Und da ist der Uli sicherlich mit Schuld." BBL-Geschäftsführer Jan Pommer kündigte für 2014 "eine erhebliche leistungsbezogene Erlössauschüttung für die beteiligten Vereine" an.
Auch die Medienpräsenz des Turniers, bei dem München im Halbfinale am späteren Titelgewinner Alba Berlin gescheitert war, ist Hoeneß ein Dorn im Auge. "An einem Wochenende, an dem es keine Fußball-Bundesliga gibt, muss eine solche Veranstaltung bei den Öffentlich-Rechtlichen stattfinden", sagte Hoeneß: "Die BBL macht hier keinen besonders guten Job. Das gefällt mir überhaupt nicht."
BBL schließt sich TV-Kritik an
Das Top Four wurde wie gewohnt bei Sport1 ausgestrahlt. Der Liga dürfte zumindest dieser Kritikpunkt ganz gelegen kommen. Schließlich hatte sich BBL-Präsident Thomas Braumann am Wochenende in Berlin selbst über das mangelnde Interesse von ARD und ZDF beschwert.
"Wir finden es einen Skandal, wie wenig nicht nur Basketball, sondern auch Handball, Eishockey und andere ganz zuschauerstarke Sportarten vorkommen", so Braumann. Fehlende Bemühungen müsse man sich nicht vorwerfen lassen. "Wir versuchen, einen Fuß in die Tür zu kriegen, und führen Hunderte Gespräche, bisher aber ohne durchschlagenden Erfolg. Wir finden die Situation schlecht", hatte Braumann erklärt.
Bauermann reicht Hoeneß die Hand
Den Populismus, mit dem sich Hoeneß Basketball-Themen widmet, hat die BBL indes nicht exklusiv. Vor wenigen Monaten hatte der Bayern-Präsident nach der Trennung von Dirk Bauermann auch gegen den Trainer ordentlich ausgeteilt. Doch dieser will dem Bayern-Boss die Hand reichen und hat Meldungen über eine angeblichen "Konter" zurückgewiesen. "Ich würde Uli Hoeneß nie einen Lügner nennen", sagte der 55-Jährige im Gespräch der "Süddeutschen Zeitung". Zuletzt war berichtet worden, Bauermann habe bei seiner Vorstellung als neuer Chefcoach des litauischen Spitzenklubs Lietuvos Rytas Aussagen von Hoeneß als "komplette Lüge" bezeichnet.
Bauermann, der unmittelbar vor dem Saisonbeginn in München entlassen worden war, hat mittlerweile seinen bis 2014 geschlossenen Vertrag bei den Bayern aufgelöst. Ganz beendet ist das Kapitel für den 55-Jährigen aber noch nicht. Ein Gespräch mit Hoeneß steht noch aus. "Um die Weihnachtszeit habe ich auch mal im Büro angerufen. Weil ich mit ihm reden und sauber auseinanderkommen wollte. Vielleicht hat ihn das nicht erreicht", sagte Bauermann: "Ich würde mich freuen, wenn man das mal nachholen könnte."
"Starke Polemik gegen mich"
Gefallen haben dem früheren Bundestrainer, der neben seinem Engagement in Litauens Hauptstadt Wilna auch Nationalcoach Polens ist, die Umstände seines Abschieds aus München aber natürlich nicht. Gestört hätte ihn unter anderem "diese starke Polemik von ihm gegen mich".
Hoeneß hatte einige Tage nach der Trennung nachgetreten ("Realitätsverlust", "Mannschaft nicht fit"). Seitdem hat Bauermann die Spiele der Bayern ignoriert: "Ich habe kein einziges gesehen. Es ist so, als wenn man die Ex-Frau beim Essen mit einem anderen Mann beobachtet: Das schmerzt."