"Schlimmster Sommer der Geschichte" Olympia droht totaler "wash out"
09.07.2012, 17:29 Uhr
Den Fans von Andy Murray drückte eher die Niederlage des britischen Hoffnungsträgers als der Londoner Regen aufs Gemüt. Den Olympiabesuchern dürfte das Wetter die Laune verhageln.
(Foto: REUTERS)
Olympia steht in London vor der Tür, und England hadert mit Wassermassen von oben und unten. Die Sonne wird in den nächsten Monaten kaum einmal lachen. Längere Sonnenphasen? Höchst unwahrscheinlich, sagen die Meteorologen. Im "schlimmsten Sommer der britischen Geschichte" stehen olympische Regenspiele bevor.
Die Prognosen sind unangenehm eindeutig: Nach dem nassesten Juni seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen und einem nicht minder miserablen Juli wird auch der englische August eine veritable Pleite werden. "Completely washed out", sagt das britische Wetteramt, zum Vergessen also. Nur dumm, dass im miserablen Juli und im komplett verwässerten August die Olympischen Sommerspiele stattfinden. Der geneigte Olympionike dürfte "not amused" sein.
Der Sommer, der eigentlich nie einer war, ist im royalen Britannien längst vorbei. Daran konnte am vergangenen Wochenende kein Zweifel aufkommen: Regenpausen in Wimbledon, Formel-1-Chaos in "Schlitter-Stone" und als Krönung eine erloschene olympische Flamme: Keine drei Wochen vor Olympia (27. Juli bis 12. August) in London hadert England mit Wassermassen von oben und unten. In den Midlands und im Norden der britischen Insel fiel am Wochenende die Regenmenge von zwei Monaten.
Flamme erlischt beim Fackellauf

Nächstes Wassermissgeschick: Bei einer Rafting-Tour wurde das Olympische Feuer versehentlich gelöscht.
(Foto: AP)
Ins nasse Bild passte ein Zwischenfall beim olympischen Fackellauf am Wochenende: Das in Athen entzündete Feuer ging bei einer Rafting-Tour in Hertfordshire buchstäblich baden und erlosch. Bei dem Ausflug auf der Kanu-Strecke nördlich von London spritzte eine heftige Bugwelle über das Boot und erwischte auch die Flamme, die von einem Crew-Mitglied gehalten wurde. Mit Hilfe des Ersatzfeuers, das zur Sicherheit den Fackellauf begleitet, wurde die Flamme nach einer kurzen Pause wieder entzündet.
Großbritannien und Wasser, das passt derzeit irgendwie nicht. Zahlreiche Straßen mussten zuletzt wegen Überschwemmungen gesperrt werden, die wichtigsten Bahnstrecken zwischen Schottland und England waren durch Erdrutsche blockiert, ein Mann ertrank in den Fluten, das Qualifying in Silverstone wurde zum feucht-fröhlichen Geduldsspiel und das Wimbledon-Finale der Herren als Hallen-Grand-Slam mit geschlossenem Dach beendet.
"Längere Sonnenphase höchst unwahrscheinlich"
Hoffnung auf Besserung besteht kaum. An dem "unfreundlichen Wetter", so die höfliche Umschreibung des meteorologischen Dienstes des Vereinigten Königreichs, wird sich bis September nicht viel ändern. Zumindest IOC-Präsident Jacques Rogge nimmt das typisch englische Wetter noch mit Humor. "Ich lebe in Belgien, das Wetter, das wir dort haben, ist ein Überbleibsel aus England", sagte er und fügte hinzu: "Wir werden damit klarkommen."
Für die Sommerspiele sollten sich die Besucher von Freiluftsportarten allerdings mit Regenschirm und -jacke ausstatten. "Heißes, sonniges Wetter ist sehr unwahrscheinlich", teilten die Wetterexperten in ihrer 30-Tage-Prognose mit. Schon im Juni war in Großbritannien doppelt so viel Niederschlag wie üblich gefallen, der Zeitraum von April bis Juni war der nasseste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1910.
Und zum Genießen hier noch einmal die Vorhersage des königlich-britischen Wetteramtes für die nächsten 35 Tage: "Eine längere Sonnenphase ist höchst unwahrscheinlich. Das raue Wetter, das den Juni und den frühen Juli geprägt hat, wird bleiben, auch wenn die Bedingungen wohl nicht ganz so schlecht werden." Der Regen soll wärmer werden.
Quelle: ntv.de, Erik Roos, sid