Sport

Gesperrte Eisschnellläuferin Pechstein muss wieder arbeiten

Das Bundesinnenministerium stellt das Disziplinarverfahren gegen die Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein ein. Damit darf die Bundespolizistin trotz ihrer zweijährigen Dopingsperre bis zum 8. Februar 2011 Beamtin auf Lebenszeit bleiben.

"Im Ergebnis konnte ein Dienstvergehen nicht zweifelsfrei bewiesen werden": Claudia Pechstein.

"Im Ergebnis konnte ein Dienstvergehen nicht zweifelsfrei bewiesen werden": Claudia Pechstein.

(Foto: dpa)

Claudia Pechstein bleibt Beamtin auf Lebenszeit, muss aber sofort ihren Dienst bei der Bundespolizei antreten. Das Bundesinnenministerium hat das Disziplinarverfahren gegen die 38-jährige Berlinerin eingestellt. Damit darf die gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin, die seit Jahren Polizeihauptmeisterin der Bundespolizei ist, trotz ihrer zweijährigen Dopingsperre wegen erhöhter Blutwerte den Beamten-Status behalten.

"Wir betrachten ein Urteil des Sportgerichtshof Cas mit indirektem Beweis als wegweisendes Urteil, aber ein Disziplinarverfahren ist etwas anderes. Da muss eine Entscheidung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eindeutig sein und jeden Zweifel ausschließen", begründete Bundesinnenminister Thomas de Maiziere die Entscheidung. Dass der vom Pechstein-Lager via "Bild"-Zeitung verbreitete Schluss "Wenn kein Dienstvergehen vorliegt, kann auch kein Dopingvergehen vorliegen" schlicht falsch ist, hatte das BMI schon vorletzte Woche ausdrücklich betont. "Die Vermengung mit dem sportrechtlichen Verfahren ist unzulässig, da dort andere Beweismaßstäbe gelten", zitierte die "Süddeutsche Zeitung" einen Ministeriumssprecher. Dort nicht nachgefragt, sondern allein den Aussagen von Pechsteins Manager vertraut, hatte die "Welt" - und getitelt: "Persilschein für Polizistin Pechstein".

Nun muss sie wieder arbeiten

Die Sperre wegen erhöhter Retikulozyten-Werte per indirektem Beweis und Pechsteins juristische Schritte dagegen haben mit dem nun abgeschlossenen Verfahren nichts zu tun. Noch im August wird nun ein Urteil des Schweizer Bundesgerichts zu ihrem Revisions-Antrag erwartet, mit dem Pechstein das Verfahren vor den Sportgerichtshof Cas neu aufrollen möchte. Hämatologen hatten ihr eine Blutanomalie als Grund für ihre hohen Werte bescheinigt.

Zuletzt lehnte das Schweizer Bundesgericht ein von Pechstein am 22. Juli eingereichtes Wiedererwägungsgesuch ab, mit dem die Eisschnellläuferin erneut ihre Zulassung für die Trainingsmaßnahmen der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) erwirken wollte. Pechstein darf bis zum Ablauf ihrer Sperre nicht mit dem deutschen Eisschnelllauf-Team trainieren, die Sportstätten nutzen und bekommt keinerlei Förderung vom Staat.

Pechstein, deren Sperre bis zum 8. Februar 2011 läuft, nimmt nach Auskunft ihres Managers Ralf Grengel nach Auslauf ihrer Krankschreibung nun noch einige Tage Resturlaub. Ihr wurde durch das BMI eine Dienststelle in Berlin angeboten, nachdem Polizeiärzte ihr eine "Teildienstfähigkeit" bescheinigt hatten. Wie sie Training und Job unter einen Hut bringen will, wird voraussichtlich zur entscheidenden Frage ihrer weiteren Karriere.

So will es der Minister

"Das ist ein ganz normaler Vorgang. Wir haben viele Leistungssportler, die nach Ende ihrer Laufbahn in unseren Dienst eingegliedert werden", sagte der Minister. "Ich gehe auch davon aus, dass sie zum Dienst erscheint. Alles andere würde Konsequenzen haben", erläuterte de Maiziere. Denkbar wäre aber auch, dass die Berlinerin neue medizinische Atteste vorlegt.

Der Minister machte keinen Hehl daraus, dass ihm das Verhalten der fünfmaligen Olympiasiegerin in den zurückliegenden Monaten nicht gefallen hat. "Ich verstehe vollkommen, dass sie mit allen Mittel den Kampf um ihre Ehre und ihren Ruf führt, aber das Verhalten gegenüber ihrem Dienstherren war nicht stilbildend. Das muss jetzt ein Ende haben. Deshalb lege ich auch Wert darauf, dass sie den Dienst antritt", sagte der Minister. Für ihn sei Pechstein ab sofort "eine Polizistin wie jede andere auch".

Dass es dazu tatsächlich kommt, scheint ungewiss. So ließ Pechstein mitteilen: "Ich habe volles Verständnis für die Erwartungshaltung meines Arbeitgebers. Im Moment kann ich mir noch gar nicht vorstellen, wie es möglich sein soll, das Bangen und Hoffen im Revisionsverfahren, meinen eigenen sportlichen Anspruch und die Anforderungen an den Job vom Kopf her zu bewältigen."

De Maiziere dürfte es missfallen haben, dass Pechstein andere Aktivitäten sehr wohl mit dem "Bangen und Hoffen" vereinbaren kann. Während ihrer Krankschreibung beantragte sie zum Beispiel Urlaub, um an einem Inline-Skating-Wettkampf teilzunehmen oder, wie in der Vorwoche, eine Currywurst-Bude zu eröffnen. Auch Pechsteins Ankündigung, bei den Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi an den Start zu gehen, sorgt beim Bundesinnenministerium nicht für verzückte Freudenschreie. Im Gegenteil: Ob Pechstein nach Ablauf ihrer Dopingsperre wieder in den Genuss von Sportförderung kommt, ließ das BMI der "Berliner Morgenpost" zufolge offen.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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