V8 wird exklusiver Mercedes G-Klasse kraxelt weiter - mit neuen Motoren


Der brachial-sportlich auftretende AMG gehört zu den beliebtesten G-Klasse-Versionen.
(Foto: Mercedes)
Sanfte Retuschen halten den ewigen Klassiker Mercedes G-Klasse weiterhin modern. Bei der aktuellen Auffrischungsrunde ist allerdings mehr unter dem Blech passiert als am Auto. ntv.de hat sich die überarbeitete Legende genauer angesehen.
Die seit 1979 gebaute G-Klasse von Mercedes ist nicht mehr aus dem Modellprogramm wegzudenken. Erst war der robuste G mit den drei Einhundertprozent-Differenzialsperren (für maximale Geländefähigkeit) schnödes Nutzfahrzeug, dann wurde der Offroader im Laufe der Jahre feiner - zum Beispiel wohnlicher innen. Er bekam dazu das damals schnieke Cockpit der mittleren Baureihe W124.

Mit deutlich unter 4,90 Metern Länge zählt der burschikose Offroader heute zu den eher kompakten Fahrzeugen im Luxussegment.
(Foto: Mercedes)
Und während Mercedes den groben Rohdiamanten G-Klasse immer weiter schliff (noble Achtzylinder hielten Einzug, jüngst tauschten die Techniker die vordere Starrachse gegen Einzelradaufhängung ein), wurden die Lieferzeiten immer länger. Denn je länger der nach wie vor kantige G gebaut wird, desto größer wird der Kult um ihn.
Jetzt mit neuer interner Bezeichnung
Und die jüngste Auffrischungsrunde beschert der G-Klasse nun endlich auch eine neue interne Modellbezeichnung - sie heißt jetzt "W465". Ein Schritt, der angesichts der tiefgreifenden Modifikationen eigentlich schon 2018 fällig gewesen wäre.

Die im Mercedes-O-Ton als Magno bezeichneten Matt-Lacke treffen nicht jeden Geschmack. In Verbindung mit schwarzen Akzentteilen sorgen sie aber für eine gewisse sportive Exklusivität.
(Foto: Mercedes)
Nun enthüllt Mercedes also die neueste Version seines geländeperformantesten Kandidaten der Modellpalette symbolträchtig im Grazer "G-Class Experience Center". Sozusagen in den heiligen Hallen, in die auch gute Kunden geladen werden, um live zu erleben, wie heftig der G kraxeln kann. Und um sich live anzusehen, wie historische Farben auf dem Blech wirken (da gibt es kleine Blechmuster) oder spezielle Sitzpolster statt bloß im Prospekt. Hier in Graz kommt geballte G-Klasse-Stimmung auf. Nicht weit vom Center tut sich der sogenannte Schöckl vor den Augen der Fans auf. Jener knapp 1500 Meter hohe Gipfel im Grazer Bergland, der um diese Jahreszeit noch mit Schnee bedeckt ist und den die G-Klasse bezwingen muss, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Wer es nicht bis dorthin schaffen kann oder will, lässt sich einfach von einem Instruktor die Einhundert-Prozent-Steigung hinaufschieben in einer der G-Klassen, die sich draußen tummeln für Kunden-Probefahrten. Hier hat Mercedes extra eine entsprechende Metallrampe anfertigen lassen. Die ist so steil, dass man als Fußgänger scheitern würde.
Die Neuigkeiten stecken unter dem Blech
Und jetzt fällt der Blick auf die abermals modifizierte G-Klasse, deren äußere Erscheinung quasi nur durch etwas aerodynamischer verkleidete A-Säulen sowie einen neu gestalteten Kühlergrill auffällt.
Unter dem Blech jedoch findet sich ein neues Motorenprogramm. Der Diesel erstarkt von 330 auf 367 PS (G 450d). Und außerdem bekommt der jetzt drei Liter große Reihensechszylinder neuerdings noch zusätzlich 20 elektrische PS als Schützenhilfe in Form eines Kurbelwellenstarters, um noch ein Quäntchen sparsamer zu werden. Stark sein müssen allerdings die Fans des Fünfhunderters, der sich im Laufe der Jahre akustisch in die Herzen gebollert hat. Das ist ab sofort vorbei, denn unter dem Label "G 500" arbeitet nun der aus anderen Baumustern bekannte Reihensechszylinder-Benziner mit Direkteinspritzung und Turboaufladung plus elektrisch angetriebenem Zusatzverdichter. Er ist ohne Frage ein feines Motörchen und mit 449 plus 20 PS sogar stärker als sein Vorgänger (422 PS). Aber es ist eben nicht mehr der so begehrte Achtender.
Muss auf ihn etwa verzichtet werden? Aber nein, doch wer ihn haben will, wird tiefer in die Tasche greifen müssen. Als Mercedes-AMG 63 bollert weiterhin der werksintern M177 genannte Vierliter unter der kantigen Haube. Und zwar mit 585 PS exakt so stark wie zuvor, allerdings wird auch diese Ausgabe ab sofort leicht hybridisiert und pumpt daher 20 PS mehr in den Antriebsstrang. Bei sämtlichen Versionen verhilft der integrierte Starter übrigens zu 200 Newtonmeter Drehmomentplus. Und generell sind die Verbrenner der G-Klassen nicht drehmomentschwach mit 560 (G 500), 750 (G 450d) sowie 850 Newtonmetern (G 63).
Das Offroad-Cockpit ist ein cooles Gimmick

Zwischen den mittleren Lüftungsdüsen findet man die Taste für das sogenannte Offroad-Cockpit. Beim Infotainment ist die G-Klasse auf der Höhe.
(Foto: Mercedes)
Neu ist zudem das sogenannte Offroad-Cockpit. Demnach führt ein einziger Knopfdruck zu einem Menü, in dem man Geländeparameter wie beispielsweise Status der Differenzialsperren, Höhe, Lenkwinkel oder die Reifentemperatur abfragen kann. Außerdem bildet das Display einen künstlichen Horizont ab und zeigt einen Kompass. Überdies lassen sich diverse Geländefunktionen über dieses spezielle Menü steuern.
Apropos Funktionen. Davon bietet die überarbeitete G-Klasse nun mehr, vor allem im Bereich Assistenz und Fahrwerk. Wer möchte, kann sich mithilfe einer neuerdings erhältlichen aktiven Lenkung führen lassen. Erstmals ist ein aktives Fahrwerk mit hydraulischem Wankausgleich lieferbar (der AMG-Version vorbehalten). Außerdem lassen die Untertürkheimer ihr Topmodell künftig optional 240 km/h pesen.
So schnell geht es im Gelände natürlich sowieso nicht voran. Schade nur, dass die G-Klasse in den seltensten Fällen artgerecht bewegt wird. Das mag daran liegen, dass in der westlichen Welt, wo sich viele relevante Kunden tummeln, selten Flüsse zu durchqueren sind (70 Zentimeter Wattiefe). Auch 35 Grad Schräglage lässt sich legal fast nie erreichen im Straßenverkehr. Und Verschränkungssituationen, bei denen drei mechanische Einhundertprozent-Differenzialsperren gefragt sind, gibt es auch nicht, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
So kommt es, dass der knapp unter 4,90 Meter lange Zweieinhalbtonner dann doch eher die edle Flaniermeile bevölkert. Aber schön zu wissen, dass man gröberes Terrain bezwingen könnte, wenn man wollte. Dass der G durchweg bis hin zur AMG-Version 3,5 Tonnen ziehen darf, macht ihn aller Lifestyle-Anflüge zum Trotz aber auch ein bisschen nutzwertig. Und wenn an dieser Stelle die Neugierde bleibt, wie die jüngsten Verbrennerversionen der G-Klasse fahren: Das klärt ntv.de im übernächsten Kapitel.
Quelle: ntv.de