
Für Timo Werner ist Englisch die Arbeitssprache - hier und da hapert es aber noch.
(Foto: REUTERS)
Reicht Ihr Fußballenglisch für die EM? Fall Sie Nachholbedarf haben, machen Sie es wie Timo Werner und testen Sie sich - hier und jetzt! Gut möglich, dass Ihnen mehr sprachliche Treffer gelingen als dem deutschen Stürmer von Chelsea.
Fußball und Englisch - diese beiden Wörter gehören schon aus Tradition zusammen. Schließlich war es der englische Sprach- und Strafraum, aus dem uns vor gut 150 Jahren die Regeln und Grundbegriffe geflankt wurden. Auch der erste deutschsprachige Verein trägt einen englischen Namen: Grasshoppers Club Zürich.
In Deutschland haben wir vergessen, wie schwer man sich anfangs mit der "englischen Krankheit" tat. Nichts ist mehr von der kulturellen Herablassung jener Zeit zu spüren - und von der Angst vor einer Verdrängung der Turnbewegung! Wenn heutzutage in der Bundesliga und auf den Bolzplätzen von Dribbling, Pressing, Tackling, Assisting oder Passing die Rede ist, dann sind das internationale Standards, die sich athletisch wie sprachlich durchgesetzt haben - ganz einfach, weil sie auf der ganzen Welt verstanden werden: von Spielern und Trainern, von den Fans und von Sponsoren und Investoren. Je mehr Geld im Spiel ist, desto englischsprachiger wird das Geschäft mit dem Fußball.
Denglischen Patienten, die in irgendeiner Weise mit von der Partie sind, kommt die Entwicklung gut zupass - bekommen sie doch immer mehr Gelegenheiten geboten, unsere Lieblingsfremdsprache einzusetzen. So können sie quasi live testen, ob und wo es am eigenen Fußballenglisch noch hapert.
Gerade die jungen Spieler, die von ausländischen Club mit astronomischen Summen eingekauft werden, wissen, wovon die Rede ist: wenn Englisch plötzlich zur Pflicht wird! Zum Beispiel Kai Havertz oder Timo Werner, die in der letzten Saison für circa 180 beziehungsweise 130 Millionen Euro zum FC Chelsea in London gingen. Die Voraussetzungen für solche Verträge liegen nicht nur in herausragenden fußballerischen Qualitäten. Die jungen Multimillionäre müssen auch halbwegs unmissverständlich über Spielverläufe oder Gefühlslagen sprechen können: vor der Weltpresse und immer häufiger in Werbe- und Videobotschaften auf Instagram oder Youtube.
Zwei Arten von sprachlichen Trainingseinheiten bieten sich an: Die erste zielt ganz aufs Verstehen englischsprachiger Berichte und Kommentare - eine Übung, die selbst Muttersprachlern einiges abverlangt. Die zweite fordert den aktiven Sprecher, der lernen soll, nicht mehr mit Hand und Fuß zu kommunizieren, sondern stattdessen mit treffenden Ausdrücken zu punkten.
Dazu zählt zum Beispiel die Grundkenntnis, dass der "Seitenwechsel" auf Englisch kein Thema ist und einfach second half genannt wird. Denken Sie also erst gar nicht an "changing of sides" oder "changeover" ... The concept of Seitenwechsel is completely absent!
Auf der Suche nach den besten englischen Wörtern und Wendungen bin ich einem Tipp auf Youtube gefolgt: Im Lehrfilmchen "How well does Timo Werner know English Football Slang?" soll der Stürmer (striker) des FC Chelsea englische Fußballausdrücke erklären. Doch um sie alle zu kennen, spielt er noch nicht lange genug in England. Er verstrickt sich in ein wildes, sehenswertes Ratespiel, in dem er am Ende - ähnlich wie auf dem englischen Rasen - nur wenige Treffer erzielt. Eine Kostprobe:
Timo, what's a howler? (gesprochen hau-la)
Timo Werner: "Somebody who makes holes in other legs."
Dabei ist die Antwort indirekt eine treffende Erklärung für das, was howler genannt wird: nämlich ein "Heuler"! Wenn ein Spieler statt zu spielen einen Bock schießt, so dass das Stadion vor Lachen oder Weinen bebt. Die anderen Begriffe, nach denen Timo Werner gefragt wird: Worldie, Handbags, Bags of Pace, Goal hanger, Fox in the box, Showboater, Into row z, Top Bin(s).
Haben Sie eine Ahnung?
Ich habe einen Intensivkurs - a crash course - mit insgesamt 30 Begriffen zusammengestellt. Sie zeigen, was auch Timo Werner gelernt hat, seit er nicht mehr in Leipzig, sondern in London lebt: wie eigen und verwirrend der English Football Slang ist.
Am Anfang muss footie oder footy stehen, der Grundbegriff für alle Amateure und Profis - a term you should know regardless whether you're an amateur or a pro! Die ultimative Seite mit Fußballstatistiken heißt footystats.org. Und das Oxford English Dictionary kennt diese Sätze:
- The new Nike ad features the ultimate footie team.
- The only time I exercise is when I play footie with my mates.
Dabei dürfen Sie Footy nicht verwechseln mit Foosball - die englischsprachige gängige Bezeichnung für Tischfußball!
So, let's talk footy!
(Wollen Sie sich testen oder raten, bitte Sie jetzt am besten eine andere Person, weiterzulesen.)
1. Wifes and girlfriends
Der Anhang: Mit der Abkürzung WAGs werden Spielerfrauen und -freundinnen beschrieben: wives and girlfriends
2. Big-game player
Ein Ass: Ein erfahrener und routinierter Spieler, der dem Druck im größten Stadion und im wichtigsten Spiel standhält - Lionel Messi is the all-time top scorer and the ultimate big-game player for Barcelona.
3. Parking the bus
Die totale Blockade: Wenn eine Mannschaft vor ihrem Tor alles dichtmacht und nur defensiv spielt, ohne anzugreifen. Als José Mourinho zum ersten Mal Trainer von Chelsea war, warf er dem Team von Tottenham vor, ihren Bus mitgebracht und vor dem Tor geparkt zu haben. Später zog seine eigene Taktik denselben Vorwurf auf sich. Als Trainer von Inter Mailand bemerkte Mourinho 2010 nach dem Sieg über Barcelona: We beat them 3-1, not by parking the bus, or the boat or the airplane but by smashing them.
4. A sitter
Eine (vertane) Riesenchance: Ein Schuss, der hundertprozentig reingehen sollte, aber am Ende doch nicht sitzt - the player missed a sitter ... zum Beispiel weil er sich verschätzt hat - because he mistimed his kick. Ob sich ein sitter auch einfach realisieren lässt, habe ich übrigens bis heute nicht herausgefunden.
5. Hoofing
Dresche: Wenn der Ball ungenau getreten wird, als wäre ein Pferd mit seinen Hufen am Werk - Why are the players always hoofing the ball?
6. Early doors
Eröffnungsdruck: Fällt ein frühes Tor oder die Entscheidung - They nicked a goal early doors. Wollen Sie wissen, wie es weiterging? It was just a case of shutting up shop to grind out the win - der Laden wurde zugemacht und der Sieg war ein Stellungskampf. Das klingt schon wieder nach dem Bus ...
7. Hairdryer treatment
Der Fön: Bei uns bekommen die Spieler gleich den ganzen Kopf gewaschen, in englischen Kabinen reicht ein Ausraster des Trainers, der extrem viel Wind erzeugt - The team was so bad in that first half that there is no doubt the coach will give them the hairdryer treatment.
8. On the front/back foot
Auf dem richtigen oder falschen Fuß: Der Druck im Spiel entscheidet: Mal kann man ihn erzeugen, aufrechterhalten und damit punkten (siehe auch Heavy Metal Football). Oder man bekommt ihn zu spüren und muss sich ihm am Ende sogar beugen. Im ersten Fall spricht man vom front foot: The team was on the front foot and pushing for the winning goal. Im zweiten Fall vom back foot: Germany were on the back foot after their best striker had been sent off.
9. Nodding home
Der Gruß nach Hause: Gelingt ein Kopfballtor, spricht man davon, dass der Spieler den Ball "nach Hause nickt" - The player nodded home a beautiful free-kick by his team mate to level the match 2-2. Verstehen Sie das? Der Mitspieler hatte einen Freistoß und der Schuss sorgte für einen Ausgleich. Unfassbar war nur, dass der Trainer in diesem Moment einschlief - It was in that moment when the team's manager was nodding off.
10. Heavy Metal Football
Eine Spielart: Damit hat sich Liverpools Coach Jürgen Klopp - kurz: The Klopp - im English Football Slang verewigt. Gemeint ist der beinharte Stil, den er schon als Trainer von Mainz und Dortmund predigte und den er später mit nach England genommen hat. Übersetzt klingt er so: The term "heavy metal football" describes the style of play implemented by German football coach Jurgen Klopp. As a style, it is high intensity and fast, involving rapid counter-attacking moves.
11. Hospital pass
Ein kranker Schuss: Manche Schüsse sind so schlecht, dass der Arzt kommen muss - What seemed like a routine pass has actually turned into a hospital pass. Der Spieler erlebt dann einen Albtraum - It's a nightmare situation for the midfielder.
12. Unplayable
So oder so eine Katastrophe: Wenn ein Spieler so gut ist, dass niemand gegen ihn ankommt, gilt er als unbezwingbar: Franz Beckenbauer was unplayable in his prime - in seiner Blütezeit.
Wenn ein Ball oder ein Platz in miserablem Zustand sind, also unbespielbar, bezeichnet man sie auch als unplayable.
13. Putting it on a plate
Der Kellner lässt grüßen: Wird der Ball so bequem serviert, dass er ohne Mühe angenommen und ins Tor befördert werden kann - The striker dribbles past five players before putting it on a plate for the centre forward to tap in. Centre forward? Der Mittelstürmer.
14. Woodwork hit
Das Gebälk oder ein Lattentreffer: Wenn der Ball gegen Pfosten - the post - oder Latte - the crossbar - prallt, wird an die gute alte Zeit erinnert, als das Torgestell noch aus Holz war - Again the striker's ball just hit the woodwork/only came off the woodwork.
15. Bags of pace
Der Laufbursche: Ein weiterer Ausdruck, den Timo Werner noch nicht kannte - obwohl er ihn in gewisser Weise selbst beschreibt: als einen schnellen, aber nicht immer treffsicheren Spieler.
16. Man manager
Der Motivator: Auch dieser Eintrag ist Jürgen Klopp gewidmet, weil er berühmt ist für seine Fähigkeiten, Spieler zu motivieren ... oder ihnen einen Einlauf zu verpassen - He is the perfect example for a head coach with good man management skills who knows when to encourage or eviscerate each individual on the team.
17. Brace
Das Pärchen: Zwei Tore, ein Paar - By scoring twice the player made the difference: He bagged a brace to send his team on their way to victory.
18. handbags
Eine Rangelei: "Somebody who is very slow?", fragt Timo Werner. Nein, lautet die Antwort: Someone who is streitlustig - confrontational, combative or who just likes to provoke and yap like a dog - einer der kläfft, aber nicht beißt. Ich musste an die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher denken, die gelegentlich mit ihrer Handtasche um sich geschlagen hat: Handbagging ist nämlich laut Oxford English Dictionary ein Kampfsport unter Frauen: eine Art, andere zu vermöbeln. Bei einer Auseinandersetzung auf dem Spielfeld, die noch nicht ausgeartet und gewalttätig ist, urteilen Kommentatoren: It's just handbags - nur eine kleine Rangelei, nichts Ernstes.
19. Caught sleeping
Für die Schlafmützen: Der Ausdruck erklärt sich von selbst - it's self-explanatory: The defence was caught sleeping when they failed to close down the opponent's striker. He used the space to pick his spot and send the ball sailing past the goalkeeper.
20. Hollywood pass
Eitles Spiel: Wer sich verkünstelt, trifft nicht, sondern kann sich beim Film bewerben - The player is incredibly gifted, but he tries too many Hollywood passes when he should just keep it simple.
21. Bottling/bottled it
Schwache Nerven: Wir haben "die Flasche", um loser zu sagen. Eine ganze Mannschaft voller Flaschen verliert den Mut, die Nerven und dann das Spiel, das sie eigentlich gewonnen hätten - They have bottled it means they have thrown away a game from a position of advantage. Der Kommentator sagt zum Beispiel: The second the team got close to winning they went and bottled it. Biggest bottle-jobs in football! Hauptsache, er verwechselt es nicht mit einem anderen Ausdruck: to have a lot of bottle. Der gilt besonders willensstarken Spielern.
22. The poacher/fox in the box
Der Streuner: Er zieht durch den Strafraum - the box - und wartet auf die nächste Gelegenheit. Ein bisschen faul und egoistisch, aber torstark wird er auch als Fuchs bezeichnet - A (goal) poacher scores a lot of goals in the box, but is generally not very active in other areas of the pitch. He's also called the fox in the box - a total nightmare for defenders to keep an eye on.
23. Goal hanger
Der Timo: "Again what learned", mag Timo Werner gedacht haben, als er diesen Begriff erklären sollte. Sein erster Tipp: "When you miss a lot of goals." Doch so schlimm muss es nicht kommen - A goal hanger is a player who stays close to the opposing team's goal. Nach dieser Erklärung ist sich der deutsche Stürmer von Chelsea sicher: "Ah, that's me! You can call it Timo!"
24. Dive
Tauchstation: Kennen wir auch: die Schwalbe! Könnte ebenso "Schiri-Verarsche" genannt werden, denn dazu soll das Manöver dienen: im Zweikampf - during a tackle - absichtlich zu Boden zu gehen, um ein Foul zu simulieren - the deliberate attempt to hoodwink the ref into calling a foul by throwing oneself to the ground. Wird mit der Gelben Karte bestraft - it's a yellow-card offence. Manche Spieler haben den Ruf weg, ständig Theater zu spielen und sich dreist fallenzulassen - The player has earned a reputation for theatrics and again, that was a blatant dive!
25. Dead-ball (goal/situation/specialist)
Standardsituationen: Wenn der Ball stillliegt, spricht man von einer dead-ball situation: Anstoß, Ecke und jeder Freistoß. Gelingt ein Tor, ist vom dead-ball goal die Rede. Übrigens: Around 30 percent of all the Premier League goals originate from a dead ball. Toni Kroos' freches Freistoßtor gegen Schweden während der WM 2018 war übrigens ein besonders schönes Beispiel - His cocky free-kick showed the world that he is a great dead-ball specialist.
26. Top bin(s)
Unhaltbar! Was Timo Werner für eine Art der Fußballwette hält, beschreibt in Wahrheit die beiden oberen Torecken: top bin oder top bins. Das übrigens seit 2019 auch ganz offiziell im Oxford English Dictionary: The striker smashed the ball in the top bin(s). Kann auch den Schuss beschreiben: The moment the shot went top bins.
27. Back of the net
Volltreffer! Landet der Ball mit großer Wucht tief im Netz, jubeln Mannschaft und Fans: That goal was buried into the back of the net! Darüber hinaus ist es ein geflügeltes Wort für triumphale Momente im Leben. Es war übrigens auch der Erkennungssatz - the catchphrase - von Alan Partridge, ein fiktiver, extrem von sich überzeugter, aber inkompetenter Fernsehmoderator, den jeder Brite kennt und den Steve Coogan gespielt hat: "My girlfriend is 33, I am 47, she's 14 years younger than me - back of the net!"
28. A worldie/worldy
Weltklasse: Was Timo Werner für den Jubel nach einem Tor hält, steht in keinem englisch-deutschen Wörterbuch. Obwohl es ein großartiges Tor ist, das die Welt gesehen haben sollte und danach nicht mehr vergessen kann: The player has curled in a worldy from 35 yards. A wonder strike! A sensational goal!
29. Wardrobe
Der Kleiderschrank: Oder ein Mann wie eine Wand - Who is massive in stature and who blocks and clears every ball that comes into their area is called wardrobe.
30. Into row Z!
Hauptsache, weit weg: Macht sich im Team Panik breit, wird der Ball in die höchsten Ränge des Stadions katapultiert - das aber nur sinnbildlich. Tatsächlich soll er an eine ungefährliche Stelle auf dem Feld geschossen werden - The player took no chances there and cleared the ball as far and high as possible in order to avert danger, hence he blasted it into row Z! Dieser Spieler lässt es also nicht auf einen Zufall ankommen.
Noch viel mehr English Football Slang finden Sie hier: Learning English through Football.
Quelle: ntv.de