Panorama

Aus der Schmoll-Ecke Alle Wünsche der erfolgreichen Grünen werden wahr

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Lindner und Habeck, als sie noch gemeinsam auf der Regierungsbank saßen.

Lindner und Habeck, als sie noch gemeinsam auf der Regierungsbank saßen.

(Foto: IMAGO/Future Image)

Kein Ressourcenverbrauch dank null Wirtschaftswachstum, CO2-Reduzierung durch Deindustrialisierung, Atomausstieg, Stromerzeugung auf Balkonen, jeder kann Mann oder Frau werden und Benin-Bronzen sind in Afrika - die Grünen haben in drei Jahren viel geschafft. Und was hat die lachhafte FDP aufzuweisen?

Ich muss wie immer aufpassen, was ich schreibe, damit ich keinen D-Day erlebe, nachher am Pranger stehe und behaupten muss, dass ich mein Geschriebenes nicht zur Kenntnis genommen habe. Geschätzte Leserschaft, auch wenn Sie mir das vielleicht nicht glauben, obwohl ich mich doch ach so glaubwürdig gebe, aber es war so: Sie lesen das Produkt eines eifrigen Zuarbeiters, der mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist, er könnte Mitarbeiter der FDP sein. Ihm befahl ich: "Schreib eine Schmoll-Ecke zum Pferdeflüsterer Habeck und zu Aggro-Lindner!"

Bitte unterbrechen Sie nicht bei jedem Satz und lesen Sie das Werk durch! Auch Sie, Frau Miosga. Das sind Sie mir schuldig. Denn als politisch tadelloser Sehr-Gutmensch bin ich selbstverständlich ein Anhänger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zahle stets brav meine Gebühren, obwohl ich so gut wie nie Fernsehen gucke. Bis auf den "Tatort", wenn er nicht aus Münster oder Wien kommt. Manchmal bleib’ ich dran und schau noch ein paar Minuten bei Ihnen, Frau Miosga, zu und denke: Ich Trottel hätte zu ARD oder ZDF gehen sollen, statt mich als freier Autor durchzuschlagen. Aber wir wissen ja spätestens seit Gorbatschow: Wer zu spät kommt, der hat den Wecker nicht gehört.

So schaute ich zu, wie der Pferdeflüsterer in Demut von sich und seinen Mitstreitenden eins vom Pferd erzählte. Da wäre die wieder bessere Stimmung unter den Grünen, seit die Ampel zerbrochen ist und nicht mehr alles mit SPD und FDP abgestimmt werden muss, sondern die Partei wieder fröhlich fordern kann, was ihr beliebt: kostenlose Lastenfahrräder, kostenloses Bio-Essen, kostenlose Erneuerbare Energie und Bürgergeld für alle, die keine Lust auf Autos, Fastfood, Arbeit und Atomkraftwerke haben. Das habe ich mir ausgedacht, in Wirklichkeit bewegen sich die Grünen nah an der Dimension der Wirklichkeit. Wo war ich? Tolle Stimmung und so. "Dennoch wundere ich mich über ihre Bescheidenheit", sagte Frau Miosga unter strikter Einhaltung der journalistischen Regel, Distanz zu wahren. "Sie könnten sich ein Beispiel an Olaf Scholz nehmen, der steht in den Umfragen genauso da wie Sie und ist sogar unbeliebter als Sie und ist trotzdem total überzeugt von sich."

"Ich weiß gar nicht, ob Bescheidenheit jetzt ein Vorwurf ist", sagte der Pferdeflüsterer leicht angesäuert, wobei ich rätselte, ob ihm die Schleimerei von Frau Miosga unangenehm war oder er in der Frage wirklich eine Anschuldigung erkannte. Die Gastgeberin wirkte nun auf mich leicht verunsichert ob der eher barschen Reaktion, was sie mit einem verlegenen Lächeln zu überdecken versuchte, das so breit war, als hätte sie gerade doch noch den ersehnten Heiratsantrag erhalten. "Nee, ich wundere mich nur darüber", sagte sie. Der Gast: "Bescheidenheit heißt ja nicht, dass wir ohne Anspruch oder ich ohne Anspruch gehe in diesen Wahlkampf." Und so erfuhr ich, dass der Wille, Kanzler zu werden - "mit Verlaub" - "unbescheiden" und dadurch legitimiert ist, dass er und die Grünen "Antworten geben, die die anderen nicht geben". Die Antworten "reichen ran an die Dimension der Wirklichkeit".

Spielerische Küchentischfragen

Wow! Da sprach der Herrgott. Messe ich mein Schaffen daran, müsste ich nach jeder "Schmoll-Ecke" zum Kanzlerkandidaten der Herzen für die Menschen in Deutschland gekürt werden, da meine Feststellungen zum Zeitgeschehen ran an die Dimension der Wirklichkeit reichen. Frau Miosga lädt mich trotzdem nicht ein, was ich gut finde, weil ich sonst den "Tatort" verpassen würde. Und dass sie sich mit mir abstimmt, wenn Wien oder Münster dran sind, kann ich nicht erwarten. Wobei es ja die Mediathek gibt. Aber egal. Sie hat ja den Pferdeflüsterer und andere Politiker, denen sie "ein paar Küchentischfragen" stellen kann.

Etwa die hier: "Wenn Sie in eine Zauberküche kämen, Herr Habeck, in der Ihnen ein Wunsch, aber eben nur ein Wunsch, erfüllt werden kann, welchen würden Sie nehmen: Bundeskanzler werden oder den Literaturnobelpreis gewinnen?" Da war die Redaktion sicher sehr stolz, diese Schmunzel-Frage erfunden zu haben. Der Pferdeflüsterer schmunzelte nur nicht, sondern schaute irritiert und sagte: "Ich würde mir Frieden in Europa wünschen." Ich dachte: schön. Aber was ist mit dem Rest der Welt? Und dem Hunger? Dem Klimawandel? Der Ungerechtigkeit?

"Nein, nein, nein, ich meine es im Ernst", sagte Frau Miosga (he?) und lachte dabei (he?), als begreife sie gerade, dass der Heiratsantrag ernst gemeint sei. "Ist ein bisschen spielerisch." Man hätte es nicht gemerkt, hätte sie es nicht gesagt. "Tut mir leid, dass ich jetzt Ihr redaktionelles Konzept durcheinander bringe." - "Überhaupt nicht." Alles gut also. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann talken sie noch heute.

Immerhin ein Baby

Eine Woche später saß Aggro-Lindner bei Frau Miosga. "Als dieses Dokument fertiggestellt worden ist, wie wir heute wissen, hat zeitgleich im Kanzleramt jemand drei unterschiedliche Reden von Herrn Scholz geschrieben." Soso. "Sie lenken ab." Aha. "Ich lenke nicht ab. Sondern diese Diskussion lenkt vom politischen Kern ab." Verstehe. "Bitte unterbrechen Sie mich doch nicht", sagte Aggro-Lindner bestimmt, um bald selbst Frau Miosga ins Wort zu fallen. Er verwies auf den Zeitpunkt, zu dem ganz Deutschland, selbst oder gerade die ARD, über das Ende der Ampel sinnierte. "Darf sich der Bundesgeschäftsführer einer Partei nicht darauf vorbereiten?" Na klar, das darf er. Auch auf den Weltuntergang inklusive eines letzten Statements, dass zu hohe Steuern und zu viel Bürokratie dazu geführt haben.

Frau Miosga fragte und fragte, gab sich nicht zufrieden, bis Aggro-Lindner sinnbildlich der Kragen platzte. In echt ging das nicht, da er zum Zeichen der Trauer über das Ende der Ampel und den Ernst der Lage in seiner Welt einen schwarzen Rollkragenpullover trug. "Also das, was sie letzte Woche zu wenig kritisch waren, müssen Sie diese Woche jetzt alles nachholen." Er hatte also dem Pferdeflüsterer gelauscht. Frau Miosga: "Na, nee, nicht immer die alte Leier." - "Doch." - "Jeder Politiker, der hier sitzt, wirft mir vor, dass ich bei dem davor nicht so kritisch war."

Das schien mir alles nah an der Dimension der Wirklichkeit. Die spricht gegen Aggro-Lindner und seine Truppe, in der Papiere geschrieben werden, die der Chef nicht zur Kenntnis nimmt. Der Pferdeflüsterer und seine Mitmachenden haben wiederum sehr viel erreicht in nur drei Jahren, Träume der Grünen und ihren Anhängenden wurden wahr: Kein Ressourcenverbrauch dank null Wirtschaftswachstum, CO2-Reduzierung durch Deindustrialisierung, Atomausstieg, Stromerzeugung auf Balkonen, jeder kann Mann oder Frau werden, Benin-Bronzen sind in Afrika, die Heilige Annalena hat viele Länder bereist und Deutschland ist Weltmeister im Exportieren von Moral und guter Absichten.

Was haben Aggro-Lindner und seine lachhafte FDP geschafft? Sein Haushalt ist vor dem Verfassungsgericht gescheitert, die Steuern sind so hoch wie immer, die Bürokratie nicht weniger geworden, der Mittelstand unglücklich und seine Partei liegt bei drei Prozent. Na gut, er wird Vater. Aber das hat mit der FDP nichts zu tun. Immerhin können wir davon ausgehen, dass er davon Kenntnis hat.

Quelle: ntv.de

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