Vermisste sind Arbeitsmigranten Brücken-Unglück trifft "hart arbeitende Männer"
27.03.2024, 12:27 Uhr Artikel anhören
Für die sechs Vermissten nach dem Brückeneinsturz in Baltimore besteht so gut wie keine Hoffnung mehr. Es sind allesamt Arbeiter aus lateinamerikanischen Ländern. Ein Kollege beschreibt sie als hart arbeitende Männer, die Angehörige in ihrem Heimatland unterstützt haben.
Unter den Vermissten nach dem Brückeneinsturz in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland sind offiziellen Angaben zufolge Migranten aus mehreren lateinamerikanischen Ländern. Zwei Guatemalteken im Alter von 26 und 35 Jahren würden seit dem Unfall vermisst, teilte das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes am Dienstag (Ortszeit) mit.
Die Einwanderer-Organisation Casa teilte mit, eines ihrer Mitglieder werde ebenfalls vermisst. Es handle sich um einen dreifachen Familienvater aus El Salvador, der bereits seit mehr als 19 Jahren in Maryland gelebt habe. Er sei am Montagabend zur Arbeit gegangen und nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Der Sohn des Mannes sagte der "Washington Post", er habe gewusst, dass sein Vater nachts auf der Brücke gearbeitet habe. Freunde hätten ihn angerufen und über den Einsturz berichtet.
Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf den mexikanischen Konsul in Washington, Rafael Laveaga, dass auch mexikanische Staatsbürger vermisst würden. Wie viele, sei nicht bekannt. "Wir wissen, dass unsere Leute betroffen sind", sagte Laveaga zu Journalisten. "Sie sind auch diejenigen, die die Brücke wieder aufbauen werden - die Latinos."
Der stellvertretende Außenminister von Honduras sagte AP, dass ein Staatsbürger seines Landes vermisst werde. Er stehe mit seiner Familie in Kontakt. "Es trifft mal wieder die Ärmsten", sagte ntv-Korrespondent Peter Kleim. "Anstatt ihre Familien zu unterstützen, liegen sie nun im dunklen, trüben Wasser der Hafeneinfahrt von Baltimore."
"Hart arbeitende Männer"
"Sie sind alle hart arbeitende, aufrichtige Männer", zitiert "The Baltimore Banner" Jesus Campos. Er ist nach eigenen Angaben ein Kollege der Vermissten. "Wir sind Familien mit niedrigem Einkommen", sagt er zudem der "New York Times". "Unsere Verwandten warten in ihren Heimatländern auf unsere Hilfe."
Die Männer sollen laut "New York Times" bei dem lokalen Bauunternehmen Brawner Builders beschäftigt sein, das Brücken im Bundesstaat Maryland instand hält. "Sie waren wunderbare Familienmenschen", sagte Jeffrey Pritzker, stellvertretender Geschäftsführer der Firma. "Es ist einfach ein sehr, sehr schlimmer Tag".
Nach Angaben von Marylands Verkehrsminister Paul Wiedefeld befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeiter auf der Brücke, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei Menschen konnten gerettet werden. Die US-Küstenwache gab am Dienstagabend bekannt, dass die aktive Suche nach Überlebenden angesichts der niedrigen Wassertemperatur eingestellt werde.
Ein Containerschiff hatte die vierspurige und mehr als 2,5 Kilometer lange Autobrücke in der Nacht zu Dienstag gerammt und so zum Einsturz gebracht. Ersten Erkenntnissen zufolge gab es vor dem Unglück ein Problem mit der Stromversorgung des Schiffes. Laut den US-Behörden gelang es der Crew, die Behörden per Notsignal darüber zu informieren, dass sie die Kontrolle über das Schiff verloren habe. So konnten offenbar Beamte an Land den Verkehr stoppen und verhindern, dass noch mehr Autos auf die Brücke gelangten.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa