Für 18 Tote verantwortlich Bulgarien zerschlägt Schleuser-Gruppe
18.02.2023, 18:56 Uhr
Insgesamt 52 Menschen waren in den Lkw gepfercht. 34 überlebten.
(Foto: picture alliance / AA)
18 Menschen ersticken in einem Lkw in Bulgarien beim Versuch, illegal nach Westeuropa zu gelangen. Einen Tag später nimmt die Polizei sieben Verdächtige, darunter den mutmaßlichen Schleuser-Chef, fest. Bislang ist Bulgarien für einen milden Umgang mit kriminellen Schleppern bekannt. Das soll sich ändern.
In Bulgarien hat die Polizei einen Ring von Schleusern zerschlagen, die für den Tod von 18 Migranten in einem Lastwagen verantwortlich sein sollen. Der Chef des Ermittlungsamtes, Borislaw Sarafow, sprach in Sofia von einer "organisierten kriminellen Gruppe", die Migranten an der EU-Außengrenze zur Türkei übernehme und dann mit Lastwagen ins Grenzgebiet nach Serbien bringe. Die Polizei nahm sieben Verdächtige fest. Unter den Festgenommenen ist den Angaben zufolge auch der mutmaßliche Anführer des Schlepperrings.
Die Polizei hatte am Freitag in einem unweit der Hauptstadt Sofia abgestellten Lkw 18 erstickte Menschen aus Afghanistan gefunden - unter ihnen auch ein Kind. 34 Überlebende wurden medizinisch behandelt. Nach Krankenhaus-Angaben erlitten mehrere der Überlebenden Kohlenmonoxid-Vergiftungen, weil sie in dem schlecht isolierten Lkw Auspuffgase eingeatmet hatten. Die Menschen hätten nur wenig Sauerstoff bekommen und seien schwer dehydriert, sagte der Notfallmediziner Spas Spaskow dem Fernsehsender Nova. Zudem hätten sie bereits seit Tagen nichts mehr gegessen.
Die Migranten waren nach Polizeiangaben unter einer Ladung Holz im Lkw versteckt. Die Menschen wurden demnach von der Türkei nach Bulgarien geschleust. Migranten überqueren diese EU-Außengrenze häufig irregulär, um nicht an einem Grenzübergang registriert zu werden. Die Grenze "kann sehr leicht mit Hilfe einer einfachen Leiter übersprungen werden", sagte Sarafow. Bulgarien hat an der EU-Außengrenze zur Türkei 2017 einen Stacheldrahtzaun fertiggestellt.
"Irreguläre Grenzübertritte" nehmen stark zu
"Man sollte womöglich über eine Verstärkung des Grenzschutzes nachdenken", sagte Sarafow. "Das Endziel der Migranten ist hauptsächlich Großbritannien, Deutschland und Frankreich", sagte Sarafow weiter. Für ihre Fahrt bezahlten sie 6000 bis 7000 Euro pro Person. Die bulgarischen Schleuser erhielten einen Teil des Geldes - die Fahrer 100 Euro für einen beförderten Migranten und der Leiter der Gruppe bis zu 1000 Euro pro Person.
Wegen der irregulären Migration haben Österreich und die Niederlande im Dezember 2022 die von Bulgarien angestrebte Aufnahme in den grenzkontrollfreien Schengen-Raum blockiert. Nach Angaben des bulgarischen Innenministeriums verhinderte die Grenzpolizei im vergangenen Jahr 164.000 Versuche von "irregulären Grenzübertritten". Im Jahr 2021 lag die Zahl demnach bei 55.000. Die bulgarische Regierung plant schärfere Gesetze gegen Menschenschmuggel. Schlepper werden bislang meist nur zu einer Geldstrafe oder Bewährungsstrafen verurteilt.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP