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Unfall in Silvesternacht Clan-Mitglied nach Attacke auf Polizistin verurteilt

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Der Angeklagte, der nun erstmals zu einer Jugendstrafe verurteilt wurde, hatte über seinen Verteidiger gestanden.

Der Angeklagte, der nun erstmals zu einer Jugendstrafe verurteilt wurde, hatte über seinen Verteidiger gestanden.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Berlin fährt eine Polizistin in der Silvesternacht 2023/2024 die 15-jährige Tochter eines Clan-Bosses an. Am Unfallort taucht plötzlich ihr Bruder auf - und schlägt auf die Beamtin ein. Ein Gericht verurteilt ihn jetzt zu einer Bewährungsstrafe.

Ein Mitglied eines bekannten Clans ist nach einem Angriff auf eine Polizistin in Berlin-Buckow zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten sprach den 21-Jährigen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, der Körperverletzung sowie des Widerstands schuldig. Zudem soll er an einem Kompetenztraining teilnehmen, 100 Stunden Freizeitarbeit leisten und 4000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

In der Silvesternacht 2023/2024 hatte der 21-Jährige nach einem Unfall, bei dem seine damals 15-jährige Schwester verletzt wurde, die Autotür des beteiligten Polizeiwagens aufgerissen und der 24-jährigen Beamtin am Steuer mehrfach mit der Faust gegen den Kopf und ins Gesicht geschlagen. Statt seiner Schwester zu helfen, habe er die Fahrerin angegriffen, sagte die Vorsitzende Richterin Judith Anders. "Eine absolut falsche Reaktion." Für zwei Monate sei die Beamtin nicht dienstfähig gewesen.

Der Angeklagte, der nun erstmals zu einer Jugendstrafe verurteilt wurde, hatte über seinen Verteidiger gestanden. Als er sah, wie seine Schwester damals durch die Luft geflogen sei, habe es bei ihm ausgesetzt. "Ich war wie in einem Tunnel." Er habe der Polizistin "großes Unrecht angetan, ich bitte um Entschuldigung", so der Angeklagte. Seiner Schwester gehe es wieder gut.

Urteil ist noch nicht rechtskräftig

Die 24-jährige Polizistin sagte im Prozess, sie sei mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene unterwegs gewesen. Plötzlich sei ein Mädchen vors Auto gelaufen. Trotz Gefahrenbremsung habe sie einen Aufprall nicht verhindern können. "Ich saß unter Schock im Auto, da riss jemand die Tür auf, brüllte, schlug immer wieder mit der Faust zu", so die Beamtin.

Die damals 15-Jährige kam in ein Krankenhaus. Ihr Bruder konnte erst durch das Eingreifen mehrerer Polizisten gestoppt werden. Auch die Polizistin kam in ein Krankenhaus. Sie erlitt Prellungen und Hämatome sowie psychische Folgen. Bis heute leide sie unter Schlafstörungen, so die 24-Jährige. Trotz des Geschehens wolle sie in ihrem Job aber weitermachen.

Die Staatsanwaltschaft hatte 18 Monate Haft auf Bewährung verlangt, der Verteidiger plädierte auf Freizeitarbeiten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

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