Zahl der Bedürftigen verdoppelt Deutschland kann Zehntausende Pflegestellen nicht besetzen
28.11.2024, 07:16 Uhr Artikel anhören
In der Altenpflege dauert es derzeit knapp 300 Tage, bis eine offene Stelle besetzt wird.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland verdoppelt sich seit 2015 und wird weiterhin steigen. Die Zahl der Pflegekräfte wächst jedoch seither nicht gleichermaßen. Das liegt auch daran, dass Zehntausende Stellen nicht besetzt werden können. Wenn es doch mal klappt, sind oft viele Monate ins Land gegangen.
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Beschäftigten in der Pflegebranche. Es dauert zudem immer länger, bis offene Stellen in Kliniken und Pflegeheimen besetzt werden können, bei gleichzeitig gestiegener Arbeitslosigkeit von Pflegerinnen und Pflegern. Entsprechende Zahlen hat das Bundesarbeitsministerium auf Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer übermittelt. Die Antwort des Ministeriums liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
2015 gab es demnach insgesamt knapp 2,9 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland. Ende 2023 waren es 5,6 Millionen, also fast doppelt so viele. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Kranken- und Altenpflege von rund 1,5 auf nur etwa 1,85 Millionen.
Im Oktober waren bei der Bundesagentur für Arbeit den Angaben zufolge etwa 34.000 offene Stellen in der Pflege gemeldet. Im Schnitt dauert es in der Krankenpflege inzwischen ein dreiviertel Jahr (269 Tage), um eine offene Stelle zu besetzen. 2015 waren es noch 136 Tage. In der Altenpflege dauert es mit 296 Tagen noch länger, 2015 blieben Stellen hier im Schnitt nur halb so lange unbesetzt (152 Tage). 2023 waren die Zahlen allerdings noch schlechter als in diesem.
60.000 arbeitslose Pflegerinnen und Pfleger
Während sich die Personalsuche in Kliniken und Pflegeheimen zunehmend schwieriger gestaltet, steigt gleichzeitig die Zahl der arbeitslos gemeldeten Pflegekräfte. In der Altenpflege sind es knapp 40.000 - das sind 5000 mehr als 2015, in der Krankenpflege mit 20.000 sogar 8000 mehr. Mit Blick auf einen deutlich gestiegen Anteil arbeitsloser Ausländer in der Branche kritisierte Springer die Fachkräftestrategie der Bundesregierung. "Statt in fremden Arbeitsmärkten zu wildern, muss endlich das vorhandene Potenzial im eigenen Land aktiviert werden", forderte er.
Es ist allerdings unklar, aus welchen Gründen die genannten 60.000 Kräfte der Alten- und Krankenpflege ohne Job sind. Ob das im Zusammenhang mit dem Einsatz ausländischer Kräfte steht, ist völlig offen. Zum einen sind ja 34.000 Stellen offen, die offenbar nicht oder nur nach sehr langer Suche besetzt werden können. Zum anderen scheiden auch immer wieder Kräfte bewusst aus der Pflege aus, weil sie den physischen und emotionalen Druck nicht aushalten. Als Hauptgründe nennen Pflegekräfte, die der Branche der Rücken kehren, immer wieder: hohe Belastung, geringe Bezahlung und Wertschätzung sowie fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten.
Quelle: ntv.de, als/dpa