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Beim Kampf gegen das Hochwasser Niedersachsen gehen eigene Sandsäcke aus

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Im Norden Deutschlands ist die vergangene Nacht trotz weit verbreiteten Dauerregens weitgehend ruhig verlaufen. Die Lage bleibt jedoch kritisch. Ein Experte stellt infrage, ob der aktuelle Hochwasserschutz in der Zukunft noch funktionieren wird und gibt eine düstere Prognose.

Für die Hochwasserbekämpfung greift Niedersachsen inzwischen auch auf die Reserven von Sandsäcken aus anderen Bundesländern zurück. Bis auf einen kleinen Rest sei die eigene Reserve von rund 1,9 Millionen eingelagerten Sandsäcken seit Beginn der Hochwasserlage vor Weihnachten mittlerweile abgerufen worden, teilte der zuständige Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit. Das Land hat inzwischen aber rund 1,5 Millionen weitere Sandsäcke aus anderen Bundesländern erhalten.

Das Innenministerium in Hannover hat diese Sandsäcke über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern organisiert. Nordrhein-Westfalen hilft demnach mit rund 500.000 Sandsäcken, Mecklenburg-Vorpommern mit rund 330.000. Rund 250.000 Sandsäcke kommen aus Schleswig-Holstein und rund 400.000 Säcke aus Hessen.

Mit den Sandsäcken werden etwa Deiche verstärkt. Die sogenannte Landessandsackreserve lagert der Landesbetrieb NLWKN an rund 20 Orten in Niedersachsen. Die gefüllten Sandsäcke stehen in der Regel auf Paletten zum Abruf bereit.

Trotz Dauerregen ruhige Nacht im Norden Deutschlands

Der Dauerregen soll in Bremen und Niedersachsen noch bis in die Nacht zum Donnerstag andauern. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt hier gebietsweise bis zu 80 Liter pro Quadratmeter voraus. Die Nacht zum Mittwoch ist nach dem angekündigten Hochwasser und Sturm in Niedersachsen und Bremen ruhig verlaufen. Die Polizei in Bremen erklärte am Mittwochmorgen, dass sie keine Einsätze wegen Hochwasser gehabt habe. In Oldenburg gab es lediglich vereinzelt umgestürzte Bäume, die geräumt wurden.

Am Dienstag war in Oldenburg ein zwei Kilometer langer mobiler Deich aufgebaut worden. Er sollte die Stadt schützen, sollte der Huntedeich den Wassermassen nicht mehr standhalten können. Auch in Hamburg und Schleswig-Holstein blieb es nach Auskunft der Polizei ruhig. "Wir hatten viel Regen, aber für uns nichts Dramatisches", berichtet die Polizei Hamburg am Mittwochmorgen.

Aus Mecklenburg-Vorpommern hieß es: "Wir haben aktuell gar keine Problematiken", erklärte die Polizei Rostock am Morgen. Auch die Polizeistellen in Schwerin und Neubrandenburg berichteten von einer Nacht ohne Sturmeinsätze.

Experte warnt vor Wiederholungsgefahr von langen Hochwasser-Ereignissen

Als Konsequenz aus dem Hochwasser fordern Experten ein Umdenken beim Schutz vor Überschwemmungen. "Im Zuge des Klimawandels, wo sich die Hochwasser-Prozesse ändern werden, werden wir sicher andere Arten von Hochwassern in Zukunft sehen", sagte Ralf Merz, Hydrologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale), im Deutschlandfunk.

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"Solche langen Hochwasser-Ereignisse wird es auch in Zukunft sicher öfter geben." Seit Tagen sind in mehreren Bundesländern Tausende Helfer im Einsatz. Betroffen sind vor allem Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Viele Schäden könnten vermieden werden, sagte der Hydrologe. Merz zufolge sollte darüber nachgedacht werden, ob der aktuelle Hochwasserschutz so noch funktioniere.

"Denn vielleicht ist jetzt das, was wir aus der Vergangenheit gelernt haben, nicht immer eine gute Maßnahme für die Zukunft." Der Experte verwies zum Beispiel darauf, dass es nun viel weniger Flussauen gebe - also natürliche Überschwemmungsgebiete. Zugleich gab der Experte zu bedenken: "Einen hundertprozentigen Hochwasserschutz werden wir natürlich nie haben. Das ist finanziell und technisch nicht machbar und von der Landschaft nicht umrüstbar".

Quelle: ntv.de, lme/dpa

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