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Regenprognose bereitet Sorgen "Pegelstände an der Mosel dürften abermals deutlich ansteigen"

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Das Deutsche Eck in Koblenz mit dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ist vom Hochwasser umspült.

Das Deutsche Eck in Koblenz mit dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ist vom Hochwasser umspült.

(Foto: IMAGO/Thomas Frey)

Über den Jahreswechsel konnten die Bewohner einiger überfluteter Gebiete etwas aufatmen. Inzwischen regnet es erneut. In den Hochwasserregionen ist laut ntv-Meteorologe Björn Alexander nur schwer kalkulierbar, wie sich die Dauernässe auf die extrem durchweichten Deiche auswirkt.

Das Thema Hochwasser wird uns vorerst wohl noch beschäftigen. Wie sind die aktuellen Regen- und Wetterprognosen?

Momentan haben uns die wilden und nassen Ausläufer von Tief "Dietmar" erfasst. Außerdem folgt in dessen Gefolge am Mittwoch mit "Annelie" (internationaler Name ist "Henk") nochmals ein intensives Tief. Damit liegen wir bis einschließlich Donnerstag noch im Einfluss der sehr milden, teilweise stürmischen und mitunter regenreichen Westströmung, bevor der Winter einen neuen Anlauf wagen dürfte. Auch ein länger andauerndes Hoch zeichnet sich nächste Woche in den Wettertrends ab. Beides sind sehr gute Entwicklungen, wenn es um die Hochwasserlage geht.

Wie viel Regen ist bis zum Winter-Comeback in Deutschland noch möglich?

ntv-Meteorologe Björn Alexander

ntv-Meteorologe Björn Alexander

(Foto: ntv)

Je nach Wettermodell kommen verbreitet 20 bis 40, in Staulagen der Gebirge 60 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen. Selbst Spitzen von um oder über 100 Liter je Quadratmeter sind nicht auszuschließen. Damit bleibt die Lage in den aktuellen Hochwasserregionen zumindest sehr angespannt beziehungsweise kann sich zum Teil erneut zuspitzen. Schwer kalkulierbar bleibt dabei nach wie vor, wie sich die Dauernässe auf die teilweise extrem durchweichten Deiche auswirkt. Außerdem dürften auch an den Flüssen im Westen, wie an der Mosel, die Pegelstände abermals deutlich ansteigen. Grund ist, dass die Böden gesättigt sind und dass somit jeder Tropfen Regen direkt in den oberirdischen Abfluss geht.

Und der Winter bereitet dem ein Ende?

Genau. Damit sinkt zuerst einmal die Schneefallgrenze, sodass die Niederschläge vor allem im Bergland sowie im Norden und Nordosten zunehmend in fester Form gebunden werden. Gleichzeitig zaubert ein Teil der Wettermodelle endlich mal ein stabileres Hoch aus dem Hut. Und damit können wir uns - nach drei viel zu nassen und teilweise deutlich zu grauen Monaten - sogar endlich mal wieder über trockene und zum Teil sehr sonnige Prognosen freuen.

Trotz der Umstellung wird man den Eindruck nicht los, dass eine derartige Aneinanderreihung von schlechtem Wetter am Stück nicht alltäglich ist. Inwieweit spielt der Klimawandel eine Rolle?

Grundsätzlich beobachten wir seit einigen Jahren den Trend zu stationäreren Wetterlagen. Sprich: Der Atmosphäre und den Bewegungsmustern unserer wettersteuernden Strömung scheint die Dynamik verloren zu gehen und Wetterlagen halten sich länger.

Gibt es Beispiele?

Denken wir unter anderem an das Dürrejahr 2018 mit andauernden Hochdrucklagen und jetzt eben die andauernden Tiefdruck-Serien, die uns im Prinzip seit Oktober 2023 beschäftigen. Das spielt in die Lesart des Klimawandels und ist eine signifikante Veränderung zur Meteorologie vergangener Jahrzehnte, in denen die Größenordnung von lang anhaltenden Wetterlagen bei sechs bis sieben Wochen lag. Denken wir beispielsweise an die Bauernregel: Wie das Wetter am Siebenschläfertag, so es sieben Wochen bleiben mag. Das bedeutet, dass sich - in bestimmten Zeiten - gewisse Zirkulationsmuster auch mal länger halten konnten. Aber eben nicht über Monate hinweg.

Wie lange will denn der Winter jetzt einkehren?

Hier gibt es in Anbetracht des Zeitraums noch sehr unterschiedliche Berechnungen. Ein durchaus plausibler Ansatz sieht aber zum Beginn der kommenden Woche erst einmal ein Hoch über Westeuropa, das seine Fühler bis zu uns ausdehnt. Parallel dazu würde sich demnach der tiefe Druck über Skandinavien erneut formieren. Eine Entwicklung, die zur Monatsmitte wieder Winterluft samt Schnee und einer nachhaltigen Einwinterung ins Rennen schicken könnte. Für Freunde von Eis und Schnee brechen bald also sehr spannende Zeiten an.

Welche Details halten die kommenden Tage für uns bereit?

Am Mittwoch bleibt es verbreitet grau und nass. Im Norden fällt häufiger Regen, sonst sind Schauer unterwegs, die später im Südwesten von Gewittern begleitet sein können. Einzig im Süden und insbesondere in Richtung Alpen ist längerer Sonnenschein denkbar. Der Wind weht weiterhin stark bis stürmisch, im Hochschwarzwald ist es erneut am ruppigsten mit Orkanböen.

Was machen die Temperaturen?

Dazu 7 Grad im Erzgebirge und sehr milde 14 Grad am Oberrhein. Erst am durchwachsenen Donnerstag mischt sich im Nordosten Kaltluft ein, sodass an der Ostsee erste Flocken möglich sind. Aber auch im übrigen Land wird es schrittweise kälter bei 3 bis 11 Grad am Donnerstag, 1 bis 10 Grad am Freitag sowie einstelligen Temperaturen am Wochenende.

Wie kalt wird es?

Der Samstag bringt noch maximal 0 bis 8 Grad und im Nordosten sowie im Bergland oberhalb von rund 500 Metern Schneeschauer. Der Sonntag hat im Flachland noch 1 bis 4 Grad im Programm, während sich im Bergland der leichte Dauerfrost ausbreitet. Nächste Woche Montag erwarten uns höchstens noch minus 3 bis plus 3 Grad sowie teilweise bitterkalte Nächte. Meistens wird es nämlich frostig, unter längeren Aufklarungen und über Schnee ist sogar strenger Frost unter minus 10 Grad drin.

Quelle: ntv.de

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