Aufnahmen erhärten Tatverdacht Pfleger soll Demenzkranke sexuell missbraucht haben
31.07.2023, 15:49 Uhr Artikel anhören
Die Ermittler werten derzeit Bilddateien aus, die sich auf den Geräten des Tatverdächtigen befinden.
(Foto: picture alliance / Schoening)
In Nordrhein-Westfalen soll ein Pfleger neun demente Frauen sexuell missbraucht haben. Der 51-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Die Polizei hatte die Ermittlungen nach einem anonymen Hinweis aufgenommen.
Ein Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung im nordrhein-westfälischen Ennepetal soll über mehrere Jahre hinweg an Demenz erkrankte Frauen sexuell missbraucht haben. Der 51-Jährige sitze seit Mitte Juli in Untersuchungshaft, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Der Mann schweigt bislang zu den Vorwürfen, von der Arbeit ist er inzwischen freigestellt. Seit 2021 sollen neun schwer demente und damit widerstandsunfähige Frauen Opfer sexueller Übergriffe geworden sein. Von den Taten gebe es zum Teil Aufnahmen, die zur Zeit weiter ausgewertet würden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die Polizei nahm die Ermittlungen nach einem anonymen Hinweis auf. Der Mann soll von einem Arbeitskollegen nachts unbekleidet und über das Bett einer pflegebedürftigen Bewohnerin der Einrichtung gebeugt angetroffen worden sein. Bilddateien, die auf beschlagnahmten Geräten des Mannes gefunden wurden, erhärteten den Verdacht. Speziell ausgebildete Polizeikräfte informierten die Angehörigen der bisher identifizierten Opfer, heißt es weiter.
Es braucht eine Kultur des Hinschauens
Nach Angaben der Pflegeverbände kommt sexueller Missbrauch in Pflegeheimen selten vor. Jedoch gibt es bisher noch keine Zahlen zu den Vorfällen. In der polizeilichen Kriminalstatistik gibt es dafür keine gesonderte Kategorie. Prozesse zu solchen Straftaten erregen allerdings häufig viel Aufsehen, so auch bei einer Altenpflegerin aus Ulm, die 2019 zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, weil sie eine Seniorin vergewaltigt und den Übergriff gefilmt hatte.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betont, dass Übergriffe gegen Hilfsbedürftige vonseiten der Pflegenden mit der vollen Härte des Gesetzes und lebenslangem Berufsverbot bestraft werden müssen. Pflegedienste und Krankenhäuser seien gefordert, "endlich eine Kultur des Hinschauens zu etablieren", forderte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch nach Bekanntwerden des aktuellen Falls. "Das Thema Missbrauch gehört auf die Tagesordnung aller regelmäßigen Team- und Gruppengespräche", so Brysch weiter.
Quelle: ntv.de, lar/dpa