Panorama

Raver-Party und Sperrstunde Polizei muss wieder gegen Feiernde vorgehen

In München löste die Polizei eine illegale Raver-Party auf.

In München löste die Polizei eine illegale Raver-Party auf.

(Foto: dpa)

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland steigt weiter an. Besonders betroffene Großstädte reagieren mit schärferen Maßnahmen wie Sperrstunden oder Alkohol-Beschränkungen. Doch am Wochenende muss die Polizei erneut einschreiten. Politiker rufen Feiernde zum Verzicht auf.

Erneut sind Polizisten am Wochenende wegen Verstößen gegen die Corona-Bestimmungen gegen Feiernde vorgegangen. Am Sonntagmorgen löste die bayerische Polizei eine illegale Party auf dem Gelände des Münchner Schlachthofs auf. Ein Anrufer habe die Beamten alarmiert und von 100 bis 150 Gästen gesprochen, sagte ein Polizeisprecher. Als Kräfte der Bundespolizei und der Polizei gegen 7 Uhr anrückten, fanden sie allerdings nur noch rund 25 Menschen.

Andere hätten möglicherweise vor Eintreffen der Beamten das Weite gesucht, hieß es. Die Partygäste wurden angezeigt, unter anderem weil sie ohne Mundschutz und Abstand gefeiert haben sollen. Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch werde geprüft, weil die Feiernden in ein leerstehendes Gebäude eingedrungen seien. Nahe der Bahngleise lagen noch Bierflaschen und Spraydosen auf dem Boden. Wie und von wem die Rave-Party organisiert war, können die Ermittler bisher nicht sagen.

In der zweiten Nacht mit der neuen Sperrstunde in Berlin musste die Polizei derweil erneut Lokale schließen und größere Gruppen auflösen. "Wir kontrollieren die Corona-Verstöße derzeit im Rahmen unseres normalen Dienstes. Schwerpunkteinsätze gibt es an diesem ersten Wochenende noch nicht", sagte eine Polizeisprecherin. Genaue Zahlen zu den Verstößen und den eingesetzten Beamten liegen bisher nicht vor.

Auf Twitter teilte die Polizei mit, dass mehrere größere Menschenansammlungen aufgelöst wurden. So seien 50 Menschen bei einem Spätverkauf am Kottbusser Tor entdeckt worden und 20 vor einer Bar in Friedrichshain. Ebenfalls in Friedrichshain wurde die Polizei aus einer großen Gruppe heraus mit Eiern beworfen. "Die Kollegen wurden aber nicht getroffen", sagte die Sprecherin.

"Wir brauchen starke Kontrollen"

Seit Freitagabend müssen in Berlin Restaurants, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen sein. Im Freien dürfen sich in der Zeit nur noch fünf Personen versammeln. Die Maßnahme war verhängt worden, nachdem der Stadtstaat am Donnerstag die kritische Obergrenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen durchbrochen hatte.

Der Bürgermeister des besonders betroffenen Bezirks Neukölln, Martin Hikel, sagte dazu ntv: "Die ganz große Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner hält sich an die Sperrstunde, das hat der erste Abend gezeigt." Es habe nur wenige Verstöße gegen die Sperrstunde gegeben, bei denen die Polizei eingreifen musste. Gleichzeitig werde aber auch weiterhin beobachtet, "dass sich längst nicht alle an die Regeln halten, von der Maskenpflicht bis hin zu den Abstandsregeln".

Allein am Freitagabend hat das Ordnungsamt in Neukölln demnach bei einer Kontrolle 3000 Euro Verwarnungsgelder eingenommen, vor allem wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht. "Vertrauen reicht nicht, wir brauchen starke Kontrollen", sagte SPD-Politiker Hikel. Er zeigte sich mit Blick auf die Sperrstunde dennoch optimistisch. "Ich vertraue auf die Solidarität in Berlin. Die große Mehrheit der Menschen wird sich daran halten, weil sie wissen, dass das richtig ist."

Etliche Großstädte, die die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschreiten, haben als Reaktion auf steigende Infektionszahlen strengere Corona-Maßnahmen eingeführt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bürgermeister von elf deutschen Städten hatten sich am Freitag etwa auf eine erweiterte Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum, Sperrstunden und Alkoholbeschränkungen sowie Teilnehmerbegrenzungen für Feiern geeinigt.

In Köln etwa darf auf Straßen und Plätzen abends ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An den Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot für Alkohol. Außerdem dürfen sich nur noch bis zu fünf Menschen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen. In Essen wird die Zahl der Gäste bei Feiern auf 25 statt wie bisher 50 begrenzt. Außerdem müssen Feste ab elf Teilnehmern bei den Behörden angemeldet werden. In öffentlichen Gebäuden gilt eine Maskenpflicht. Auf eine Sperrstunde wie in Berlin wird zunächst aber verzichtet.

Politiker fordern zum Party-Verzicht auf

Stuttgart, das am Samstagabend die kritische Obergrenze überschritten hat, bereitet unter anderem eine Sperrstunde, eine Maskenpflicht in der Innenstadt und Alkoholkonsum-Beschränkungen vor. Die Maßnahmen treten nicht sofort in Kraft. Die Sperrstunde müsse rechtlich sauber eingeführt werden, erläuterte ein Sprecher der Stadt. Private Zusammenkünfte mit mehr als 25 Teilnehmern sind in Stuttgart bereits verboten.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann forderte die Menschen zum Party-Verzicht auf. "Ich erwarte von den Bürgern, dass sie aus Verantwortungsbewusstsein nicht mehr alles machen, was sie noch dürfen", sagte der Grünen-Politiker der "Bild am Sonntag". "Man muss gerade keine Party bei sich zu Hause oder in der Gaststätte feiern." Er könne verstehen, dass die Jungen gern feiern würden. "Doch sie müssen jetzt solidarisch mit den Alten sein, so wie die Alten beim Kampf gegen den Klimawandel solidarisch mit den Jungen sein müssen." In Baden-Württemberg gibt es derzeit mit Stuttgart und Esslingen zwei Risikogebiete mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer verteidigte die jüngsten Verschärfungen der Corona-Maßnahmen. "Wir brauchen jetzt gewisse Instrumente, um der Lage Herr zu werden", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Es würde in der derzeitigen Lage keinen Sinn machen, "wenn jetzt alle wild durcheinander durchs Land fahren". Es mache ihm Sorgen, "wie leichtfertig sich vor allem junge Erwachsene in der Pandemie verhalten". "Deswegen müssen wir gerade an die jüngere Generation appellieren: Haltet Abstand, tragt Masken, wascht Euch die Hände!" Derzeit seien nicht "volle Partys gefragt, sondern Vorsichtsmaßnahmen - und Kontrolle", so Kretschmer.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen