Panorama

Sklaverei im Luxushotel?Prinzessinnen schuldig gesprochen

23.06.2017, 12:12 Uhr

Acht Prinzessinnen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten residieren in einem Brüsseler Luxushotel. Dort sollen sie Angestellte eingesperrt und sie als "Kühe, Hündinnen und Huren" beschimpft haben. Ein Fall von moderner Sklaverei? Ja, sagen die Richter.

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(Foto: imago/Ikon Images)

Die Witwe eines arabischen Scheichs und ihre Töchter haben in einem Brüsseler Hotel ihre Bediensteten wie Sklaven ausgebeutet. In dem als "Prinzessinnen-Prozess" bekannt gewordenen Verfahren sind die Angeklagten wegen Menschenhandels und erniedrigender Behandlung zu jeweils 15 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Zudem legten die Richter in Brüssel eine Geldstrafe von jeweils 165.000 Euro für die Frauen fest.

Den Vorwurf der unmenschlichen Behandlung sahen die Richter allerdings nicht erwiesen. Auch stellte das Gericht keine Verstöße gegen das belgische Arbeitsrecht fest: Nicht die Prinzessinnen, sondern ein Unternehmen sei Arbeitgeber der Köche, Dienstboten und Kindermädchen gewesen. Ein mitangeklagter Verwalter der Scheich-Familie wurde freigesprochen.

Die Ereignisse, auf die sich der Prozess bezieht, liegen inzwischen mehr als neun Jahre zurück: Die Scheichfamilie hatte eine gesamte Etage eines Luxushotels in der belgischen Hauptstadt auf Jahresbasis gemietet. Dort mussten die mehr als 20 Angestellten den Prinzessinnen laut Anklägern Tag und Nacht zu Diensten sein. Beim Auftakt der Verhandlungen im Mai kamen einige der Angestellten selbst zu Wort. Sie schilderten, wie ihnen ihre Pässe abgenommen, sie eingesperrt und sie als "Kühe, Hündinnen und Huren" beschimpft worden seien. Auch entsprechenden Lohn sollen sie nicht bekommen haben. Bekannt wurden die Zustände, weil Dienstmädchen flohen und die Behörden informierten.

Der prominente Fall wirft Licht auf Formen der modernen Sklaverei. Diese ist zwar international verboten, existiert faktisch dennoch. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) werden weltweit fast 21 Millionen Menschen zur Arbeit in Fabriken, auf Feldern, in Privathaushalten oder auf Baustellen gezwungen. Auch in Europa gebe es eine hohe Dunkelziffer, heißt es bei der gemeinnützigen Organisation International Justice Mission. Zwar geht die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels in Deutschland seit Jahren zurück. Viele Fälle würden aber nicht zur Anzeige gebracht, so die Organisation.

Sowohl die Ankläger als auch die Verteidiger signalisierten die Absicht, das Urteil anzufechten. Bei der Verkündung waren weder die Opfer noch die Angeklagten anwesend.

Quelle: dsi/dpa

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