Gibt Chance, sie kleinzuhalten RKI-Chef Wieler sieht fünfte Welle kommen
17.12.2021, 10:08 Uhr
RKI-Chef Wieler hat in der Pandemie auch an seinem Auftreten gearbeitet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die vierte Corona-Welle ist noch nicht vollständig gebrochen, aber die fünfte steht bevor. In einem Interview erklärt RKI-Chef Wieler, wie Omikron in Schach gehalten werden könnte. Auch spricht er über sein neues Auftreten und seine Einstellung zur Impfpflicht.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, zeigt sich angesichts der Omikron-Variante des Coronavirus besorgt. Dem "Spiegel" sagte er, man dürfe nicht aus den Augen verlieren, was durch Omikron drohe. "Diese Variante wird sich sehr schnell verbreiten, die fünfte Welle wird kommen." Deshalb müsse das aktuelle Niveau des Infektionsgeschehens deutlich gesenkt werden.
Zwar nehmen derzeit die täglichen Neuinfektionen stetig ab, doch Wieler warnte davor, dass es falsch sei, wegen des Rückgangs der Zahlen wieder zu lockern. "In einigen Landkreisen liegt die Inzidenz immer noch bei über tausend und das ist viel zu hoch." Ziel müsse es sein, Fallzahlen weiter zu reduzieren. Dann gäbe es die Chance, "die Omikron-Welle flach zu halten", sagte er dem "Spiegel".
Um die fünfte Welle in Schach zu halten, empfahl Wieler: "Impfen, impfen, impfen, konsequent Masken tragen, Kontakte beschränken, Großveranstaltungen absagen, Hotspots wie Clubs schließen, kontrollieren, ob die 2G-Regeln eingehalten werden." Zudem müsse der Schutz für Alten- und Pflegeheime "so hoch wie möglich" gefahren werden.
"Das ist ein Lernprozess für mich"
Eine Impfpflicht sieht Wieler weiter als nicht optimal an. In dem Interview sagte er: "Eine Pflicht sollte das letzte Mittel sein, wenn alle anderen ausgeschöpft sind." Dennoch räumte der RKI-Chef ein: "Aber klar: Wir müssen darüber nachdenken." Er habe gehofft, dass inzwischen der Anteil der Geimpften höher sein werde. Derzeit seien rund elf Millionen Erwachsene ungeimpft. Für die drohende Omikron-Welle käme die Maßnahme aber zu spät: "Eine Impfpflicht würde nicht schnell genug helfen."
Auch seine Arbeit als RKI-Chef hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten geändert. Der offensichtlichste Grund dafür ist die neue Bundesregierung. Über den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte Wieler: "Herr Lauterbach hat sich in den vergangenen zwei Jahren immer sehr dezidiert und fachlich fundiert zu dieser Krise geäußert." Doch auch der Nachfolger von Jens Spahn könne nicht alles allein erledigen. Wieler appellierte an die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, dass sie Maßnahmen nicht nur verordnen, sondern auch umsetzen. "Ich kann nur hoffen, dass das in Zukunft intensiver geschieht."
Gleichwohl hat sich ebenfalls das Auftreten des RKI-Chefs in jüngster Zeit verändert. Auffallend waren seine Brandreden bei einer Videoschalte mit Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und bei einer Bundespressekonferenz mit dem ehemaligen Minister Spahn vor ein paar Wochen. "Inhaltlich habe ich nichts anderes gesagt als sonst", erklärte Wieler. Einzig die Wortwahl sei emotionaler gewesen. Zugleich habe er aber gemerkt, dass das "offensichtlich was bewegt hat". Der RKI-Chef achte inzwischen nicht nur darauf, Fakten zu erklären, sondern auch auf seine Wirkung und die verwendeten Sprachbilder, um Wissen zu vermitteln. "Das ist ein Lernprozess für mich", sagte Wieler.
Quelle: ntv.de, ses