Panorama

Lage "sehr besorgniserregend" RKI ruft zur Reduzierung sozialer Kontakte auf

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Mehr Neuinfektionen, stetig steigende Inzidenzwerte in allen Altersgruppen, volle Intensivstationen - die Lage ist laut RKI extrem angespannt. Aktuell sollten die Menschen zwingend ihre Kontakte reduzieren und sich an die AHA+L-Regeln halten - und zwar Geimpfte wie Ungeimpfte.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) ruft geimpfte wie ungeimpfte Menschen dazu auf, alle nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren. Insbesondere vor nötigen Treffen mit besonders von Corona gefährdeten Menschen rät das RKI unabhängig vom Impfstatus zum Test. Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Menschen "insgesamt als sehr hoch ein". Für vollständig Geimpfte werde sie als "moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend" angenommen. Das geht aus dem Wochenbericht des Instituts vom gestrigen Donnerstag hervor.

Zudem rät das RKI "dringend dazu, größere Veranstaltungen und enge Kontaktsituationen wie zum Beispiel Tanzveranstaltungen und Clubs abzusagen beziehungsweise zu meiden". Es stuft die aktuelle Entwicklung weiterhin als "sehr besorgniserregend" ein. Es sei zu befürchten, dass die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden. "Dies betrifft auch die intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten für schwere Erkrankungen anderer Ursache." Bei Atemwegserkrankungen wie etwa Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten wird allen Menschen weiterhin "dringend empfohlen", daheim zu bleiben, zudem jedoch einen Hausarzt zu kontaktieren und dort einen PCR-Test machen zu lassen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit Ende September stetig und stellt aktuell einen Rekord nach dem anderen auf. 387 von 411 Land- und Stadtkreisen weisen aktuell Sieben-Tage-Inzidenzen von mehr als 100 aus, in 81 Regionen liegt die Inzidenz über 500, in 13 sogar über 1000. Laut RKI sei damit zu rechnen, dass die Werte weiter deutlich steigen, wenn nicht zusätzlich zu staatlichen Maßnahmen die AHA+L-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltag mit Maske + Lüften) befolgt werden. Der Anteil der positiven Corona-Tests stieg von 15,9 auf 17,3 Prozent. Die Zahl der durchgeführten Corona-Tests stieg ebenfalls deutlich an.

Inzidenz bei Kindern steigt binnen einer Woche um 300

Die Zahl der Infektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner ist erneut in allen Altersgruppen deutlich gestiegen. Den höchsten Wert hatten in der vergangenen Woche die 10- bis 14-Jährigen mit 718 gemeldeten Neu-Infektionen. Eine Woche zuvor waren es 416. Es folgten die 5- bis 9-Jährigen mit 625 (Vorwoche 350) und die 15- bis 19-Jährigen mit 467 (Vorwoche 305).

3376 Covid-Patienten (Stand: 17. November) lagen auf einer Intensivstation. Das ist eine Zunahme von 637 Intensiv-Patienten gegenüber der Vorwoche. 1746 dieser Covid-Patienten mussten zudem beatmet werden. In allen Altersgruppen ist das Risiko für einen Klinikaufenthalt wegen Covid-19 laut RKI bei Ungeimpften um ein Mehrfaches höher als bei den Geimpften. Dennoch sinkt die geschätzte Impfeffektivität unter anderem mit zunehmenden zeitlichen Abstand zur Spritze. Die Wirksamkeit gegen eine symptomatische Covid-Erkrankung betrug für die vergangenen vier Wochen in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre etwa 70 Prozent und bei Menschen ab 60 Jahren, die zuerst geimpft worden waren, etwa 67 Prozent.

Eine allgemeine Überlastung der Intensivbetten-Kapazitäten der Kliniken in Deutschland droht gegenwärtig nicht, allerdings ist die Lage in einigen Regionen bereits so angespannt, dass Patienten verlegt werden müssen. Das geschieht etwa in Bayern aktuell. Zudem werden zahlreiche OPs verlegt oder auf unbestimmte Zeit verschoben.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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