Panorama

Zahlen sinken, Zahlen steigenRom und Madrid hoffen, London bangt

25.04.2020, 20:29 Uhr
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Ein Mitarbeiter läuft in Turin über einen Friedhof. (Foto: picture alliance/dpa)

Italien und Spanien scheinen das Coronavirus allmählich in den Griff zu bekommen: Sowohl Rom als auch Madrid melden hoffnungsvolle Trends. Ganz anders sieht die Lage in London aus: Als erst fünftes Land meldet Großbritannien 20.000 Todesopfer. Möglicherweise sind es sogar doppelt so viele.

Italien und Spanien scheinen das Coronavirus allmählich in den Griff zu bekommen: Rom meldet den niedrigsten Zuwachs bei der Zahl der täglichen Todesopfer seit vielen Wochen. In Spanien überholt die Zahl der Genesenen die Zahl der Neuinfektionen. Ganz anders sieht der Trend in London aus: Als erst fünftes Land der Welt meldet Großbritannien das 20.000 Todesopfer. Möglicherweise sind es sogar doppelt so viele.

In Italien hat sich die Zahl der bekannten Neuinfektionen weiter verlangsamt. Das Katastrophenschutzamt gab am Abend 2357 neue Fälle bekannt. Das sind etwa 700 Infektionen weniger als am Vortag und nur noch die Hälfte von vor zwei Wochen. Insgesamt liegt die Zahl der nachgewiesenen Infektionen damit bei 195.351.

Auch die Zahl der täglichen Todesfälle fällt nach dem Höchststand Ende März weiter ab. Meldete das Katastrophenschutzamt am 27. März noch 969 Todesfälle an einem Tag, waren es an diesem Samstag nur noch 415. Das ist der niedrigste Zuwachs seit fünfeinhalb Wochen: Am 17. März hatten die italienischen Behörden 345 Todesfälle gemeldet. Insgesamt liegt die Zahl der Menschen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben sind, in Italien inzwischen bei 26.384.

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Aufgrund der sich bessernden Lage will die italienische Regierung noch an diesem Wochenende mitteilen, inwieweit sie ihre strikte Ausgangssperre lockern wird. Berichten zufolge sieht der Plan von Ministerpräsident Giuseppe Conte schrittweise Lockerungen über einen Zeitraum von vier Wochen vor. Demnach könnten die Italiener Anfang Mai zum ersten Mal seit dem 9. März uneingeschränkt ihre Wohnung verlassen. Dann könnten Parks wieder öffnen. Eine Rückkehr der Italiener zu ihrem früheren Leben sähe der Plan demnach aber weiter nicht vor.

Restaurants dürften den Berichten zufolge ab dem 4. Mai wieder Essen zum Abholen anbieten. Alles andere bliebe weiter geschlossen. Museen könnten möglicherweise am 18. Mai wieder öffnen, um "der Welt eine optimistische Botschaft zu senden, dass Italien (mit Vorsicht) zurück ist", schrieb die Zeitung "Corriere della Sera". Doch selbst diese stufenweisen Lockerungen könnten bei ersten Anzeichen für einen Anstieg der täglichen Infektionszahlen wieder zurückgenommen werden.

Hinweise auf eine leichte Entspannung der Corona-Krise gibt es auch in Spanien. Das spanische Gesundheitsministerium meldete den zweiten Tag in Folge mehr von der Lungenkrankheit Covid-19 Genesene als neu Infizierte. In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 3500 Covid-19-Patienten als geheilt entlassen worden, während die Zahl der neuen Corona-Fälle bei knapp 3000 gelegen habe, hieß es. Im gleichen Zeitraum seien 378 Menschen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gestorben. Zum Höhepunkt der Pandemie in Spanien im März waren es mehr als doppelt so viele pro Tag.

Insgesamt stieg die Zahl der Corona-Toten damit auf fast 23.000, die Zahl der Infizierten auf mehr als 220.000 und die Zahl der Genesenen auf mehr als 95.000.

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In Spanien gelten seit dem 15. März strenge Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der persönlichen Freiheit. Erwachsene dürfen nur zum Supermarkt, zur Apotheke oder zur Arbeit aus dem Haus - und um mit dem Hund Gassi zu gehen. Sport im Freien ist verboten. Kinder unter 14 Jahren dürfen sogar seit fast sechs Wochen überhaupt nicht mehr aus dem Haus.

Aber auch hier gibt es eine gute Nachricht: Ab diesem Sonntag sollen Kinder ihren Haushalt erstmals wieder für Spaziergänge in Begleitung eines Erwachsenen verlassen dürfen - für eine Stunde und nicht weiter entfernt von ihrer Wohnung als einen Kilometer.

Nach wie vor stark steigend sind die Infektions- und Totenzahlen dagegen in Großbritannien. Das Vereinigte Königreich meldete am Samstagnachmittag als erst fünftes Land der Welt insgesamt mehr als 20.000 Coronavirus-Tote. Den Gesundheitsbehörden zufolge starben in den letzten 24 Stunden weitere 813 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus. Insgesamt stieg die Zahl der Toten damit auf 20.319. Nachgewiesen sind in Großbritannien zudem bisher 148.377 Infektionen. Das sind im Vergleich zum Vortag gut 5000 weitere Fälle.

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Die Entwicklung steht damit im Widerspruch zu den Aussagen der britischen Regierung, wonach die Epidemie ihren Höhepunkt im Vereinigten Königreich bereits erreicht habe. Weder bei der Zahl der neuen Infektionen noch der Todesfälle ist ein Abschwung zu erkennen - und das, obwohl die Behörden bisher ausschließlich Sterbefälle von nachweislich Infizierten in Krankenhäusern erfassen. Würden auch Tote mitgezählt, die zu Hause und in einer Pflegeeinrichtung sterben, könnte die Todeszahl nach Schätzung von Experten mehr als doppelt so hoch sein.

Trotzdem werden die Rufe nach Lockerungen der Kontaktbeschränkungen in dem Land immer lauter. Einem Bericht des "Daily Telegraph" zufolge will der infizierte Regierungschef Boris Johnson nach seiner Genesung am Montag an seinen Schreibtisch im Regierungssitz Downing Street zurückkehren. Seit Johnson das Krankenhaus am 12. April verlassen hat, erholt er sich auf dem Landsitz der britischen Regierung, Chequers, von seiner Infektion mit dem Coronavirus.

Auch in der Türkei ist noch keine Abschwächung des Ausbruchs erkennbar. Das türkische Gesundheitsministerium gab am Samstag 2861 neue Infektionen und 106 weitere Todesfälle bekannt. Insgesamt liegt die Zahl der Toten damit bei 2706. Zudem wurden insgesamt 107.773 Menschen infiziert.

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Weltweit liegt die Türkei damit auf Platz sieben der am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder. Um den Ausbruch einzudämmen, gilt für 31 Städte und Provinzen noch bis Sonntagnacht eine viertägige, weitgehende Ausgangssperre.

Die Regierung hat bisher darauf verzichtet, landesweite, längere Ausgehverbote zu verhängen, um die bereits angeschlagene Wirtschaft nicht weiter zu beeinträchtigen. Sie hat dafür partielle Ausgehverbote verfügt: für die meisten Unter-20-Jährigen, Menschen ab 65 Jahre und chronisch Kranke. Außerdem wurden unter anderem Schulen und Universitäten, Cafés und Bars geschlossen und Großveranstaltungen und gemeinsame Gebete in Moscheen verboten.

Quelle: chr/dpa

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