Invasiv und giftig Schweiz geht dem Kirschlorbeer an den Kragen
15.03.2024, 17:23 Uhr Artikel anhören
Der Kirschlorbeer oder Prunus laurocerasus, wie er wissenschaftlich heißt, kommt ursprünglich aus Vorderasien.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Er ist immergrün, pflegeleicht und winterhart: Kein Wunder, dass der Kirschlorbeer bei Hobbygärtnern so beliebt ist. Als invasive Art schadet er jedoch dem Ökosystem, zudem ist die Pflanze noch giftig. Die Schweiz zieht daher nun Konsequenzen.
Er ist ein Verkaufsschlager in deutschen Gartencentern und bei Hobbygärtnern sehr beliebt: Der Kirschlorbeer. Aber der immergrüne Strauch hat so seine Schattenseiten: Er ist eine invasive Art. Und seine Verbreitung schafft so große Probleme, dass die Schweiz den Handel und Verkauf der Lorbeerkirsche noch in diesem Jahr verbietet. "Verboten wird die Abgabe bestimmter invasiver gebietsfremder Pflanzen an Dritte, so der Verkauf, das Verschenken sowie die Einfuhr", heißt es auf den Webseiten der Schweizer Regierung.
Stichtag des Verbots ist der 1. September. Betroffen sind neben dem Kirschlorbeer noch der Schmetterlingsstrauch und unter anderem das Afrikanische Lampenputzergras sowie der Gold-Bambus. Pflanzen, die sich bereits in Gärten befinden, sind von dem Verbot nicht betroffen.
Warum aber wird der so beliebte Kirschlorbeer verboten? Der Strauch kommt ursprünglich aus Vorderasien und verbreitet sich stark bei uns. Er gehört zu den Neophyten, das sind gebietsfremde Pflanzen, die sich unter menschlicher Einflussnahme etablieren bzw. verbreitern.
Hobbygärtner mögen den Kirschlorbeer, weil er immergrün ist, schnell wächst und weil er als Hecke wunderbar blickdicht wird. Bei einem Höhenzuwachs von 40 bis 50 Zentimetern im Jahr wird dem Nachbarn schnell der Blick auf die Terrasse genommen. Dazu ist der Prunus laurocerasus, wie er wissenschaftlich heißt, winterhart und kommt auch gut durch trockene Sommer.
Alle Pflanzenteile giftig
Weil er immergrün ist, macht er auch wenig Arbeit und hinterlässt im Garten kaum Schmutz. Nur: Die Blütenstände und Früchte sind für einheimische Vögel und Insekten meist wertlos. In den Hecken lebt nicht viel - eine grüne Wüste. Und schlimmer noch: Alle Pflanzenteile, vor allem die Blätter und Samen, sind giftig. Wer sie verzehrt, vergiftet sich mit Blausäure.
Dies geschieht immer wieder, wenn Wildtiere oder auch Nutztiere wie Schafe und Kühe von den Sträuchern fressen. Die Tiere verenden dann qualvoll. Außerdem sind die Blätter nur schwer kompostierbar. Viele Gärtner werfen den Rückschnitt und die Grünabfälle daher auch in den Wald. Das ist verboten und trägt dort zur weiteren Verbreitung der invasiven Art bei.
NABU rät zu heimischen Arten
Heimische Arten, an die unsere Tierwelt angepasst ist, können dann verdrängt werden. Und wenn die Blätter im Wald liegen, steigt die Gefahr, dass Wildtiere sich daran vergiften. Auch für Kinder ist der Kirschlorbeer gefährlich. Schon einige zerkaute Blätter können Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Es kommt zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Schwindel, im schlimmsten Fall sogar zu Atemnot, Herzrasen und Bewusstlosigkeit.
Glücklicherweise sind die Blätter derart bitter, dass nur selten eine kritische Menge Gift aufgenommen wird. Und die Blätter müssen laut Giftzentrale der Uniklinik Bonn gut gekaut werden, um die Blausäure freizusetzen. Wenn Kinder bis zu drei Beeren essen, sei in der Regel nicht mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen, heißt es. Der NABU rät ohnehin, auf heimische Arten zu setzen. Anstatt des Kirschlorbeers könnten Felsenbirne, Weißdorn, Schlehe, Heckenrosen oder Beerensträucher gewählt werden.
Quelle: ntv.de