Trotz vieler BöllerverbotszonenDeutschland importiert wieder deutlich mehr Feuerwerk
Laura Stresing
Trotz wachsender Kritik und lokaler Verbotszonen bleibt die Lust am Böllern groß: Die Importmenge bei Feuerwerk erreicht im dritten Quartal einen neuen Höchstwert. Dabei sehnen sich die meisten Deutschen nach einem ruhigen Neujahrsfest.
Die einen erfreuen sich am farbenfrohen Krach, die anderen zucken zusammen und halten sich die Ohren zu: Das private Abfeuern von Feuerwerk zu Silvester sorgt Jahr für Jahr für Diskussionen. Doch ein ruhiger Jahreswechsel steht wohl einmal mehr nicht an. Denn gemessen an den Importzahlen sind Böller, Raketen und anderes Leuchtfeuerwerk weiterhin extrem beliebt, zeigen vorläufige Daten des Statistischen Bundesamts.
Demnach wurden allein im dritten Quartal 2025 mehr als 32.000 Tonnen an Feuerwerkskörpern nach Deutschland importiert. Auch in der laufenden Jahressumme erreicht die Importmenge bei Feuerwerkskörpern mit mehr als 42.000 Tonnen einen neuen Höchstwert für den Zeitraum von Januar bis einschließlich September. Das sind 62,6 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum im Vorjahr.
Der vorherige Spitzenwert aus dem Jahr 2020 wird damit deutlich übertroffen. Damals wurden in den ersten drei Quartalen gut 30.000 Tonnen an Feuerwerkskörpern ins Land gebracht. In den darauffolgenden Corona-Jahren 2021 und 2022 war der Verkauf von Böllern und Raketen untersagt, weshalb auch die Importmengen zeitweise einbrachen. Auch viele Silvesterpartys konnten in den Pandemie-Jahren entweder gar nicht oder nur beschränkt stattfinden.
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Spätestens seit diesen beiden ungewöhnlich ruhigen Neujahrsnächten wird in Deutschland verstärkt über ein flächendeckendes Böllerverbot diskutiert. Das Abbrennen der Feuerwerkskörper verursacht schließlich viel Müll, verschmutzt die Luft mit Feinstaub und verstört die Tierwelt. Hinzu kommt das hohe Verletzungs- und Brandrisiko. Insbesondere in den Städten herrscht zu Silvester oft Ausnahmezustand für Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte.
Immer mehr Städte schränken die Silvestertradition deshalb ein und verbieten beispielsweise das Abfeuern von Feuerwerk im Stadtkern. Begründet wird dies teilweise mit dem Schutz von historischen Gebäuden. Die Stadt Leipzig sieht außerdem Schutzzonen in der Nähe von Krankenhäusern, Altersheimen und Naturschutzgebieten vor.
Mehrheit der Deutschen ist für ein Böllerverbot
In vielen Großstädten wie Berlin, Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf werden zudem bestimmte Plätze oder Straßenzüge vorsorglich zur Böller-Sperrzone erklärt, da sie als Party-Hotspots gelten. In der Vergangenheit kam es dort verstärkt zu Unfällen, Sachbeschädigung und brenzligen Situationen. Der Berliner Alexanderplatz etwa geriet zuletzt zum Jahreswechsel 2023/24 in die Schlagzeilen, nachdem sich dort Hunderte Menschen gegenseitig mit Pyrotechnik beschossen hatten. Auch Einsatzkräfte wurden zur Zielscheibe der Randalierer.
In diesem Jahr sollen die Böller-Verbotszonen in der Hauptstadt noch einmal deutlich ausgeweitet werden. Mit dem Gebiet rund um die Admiralbrücke in Kreuzberg könnte zudem eine neue Zone hinzukommen. Dass die Stadt ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk ausspricht, ist jedoch ausgeschlossen. Dazu müsste erst der Bund aktiv werden und eine Gesetzesänderung anstoßen; die Länder können das bislang nicht selbst bestimmen.
Dabei wäre eine Mehrheit der Bevölkerung dafür, die Böllerei zu beenden: In Berlin sprechen sich laut einer neuen Umfrage im Auftrag des RBB bereits drei Viertel für ein flächendeckendes Verbot von privatem Feuerwerk aus. Nur 21 Prozent sind dagegen. Etwa 74 Prozent können sich öffentliche, professionell organisierte Vorführungen als Alternative vorstellen.
Eine deutschlandweite Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern" kam im Sommer zu einem ähnlichen, aber weniger eindeutigen Ergebnis: Darin sprachen sich etwa 59 Prozent der Befragten für ein Böllerverbot nach niederländischem Vorbild aus, 39 Prozent waren dagegen. In den Niederlanden soll Feuerwerk für Privatpersonen ab dem Jahreswechsel 2026/27 untersagt sein. Auch im Nachbarland waren zunehmende Gewalttaten mit Pyrotechnik der Anlass für eine Gesetzesänderung.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger von der SPD hofft, dass im nächsten Jahr eine bundesweite Neuregelung gefunden wird, die es den Ländern ermöglicht, eigenständig über Feuerwerksverbote in den Städten zu entscheiden. Bis dahin bleibt es in vielen Städten bei einem Flickenteppich aus Verbotszonen und schwer zu kontrollierenden Einzelfallregelungen.
Offiziell beginnt der Feuerwerksverkauf drei Werktage vor dem Silvesterfest. In diesem Jahr fällt das Datum auf einen Samstag, den 28. Dezember. Die Lager des Einzelhandels dürften nach den massigen Importen gut gefüllt sein und Deutschland kann es wieder krachen lassen.