Panorama

Wird die Haltbarkeit verlängert?Vier Millionen Corona-Impfdosen droht Verfall

15.06.2022, 19:14 Uhr
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Das Unternehmen Biontech hatte die Haltbarkeit der eigenen Produkte bereits früher einmal verlängert. (Foto: picture alliance / SvenSimon)

Zu Beginn der Pandemie reißen sich Staaten um die Covid-Impfdosen. Diese Zeit ist nun vorbei. Die Vakzine könnten schon in wenigen Wochen in den Gefrierschränken verrotten. Einziger Ausweg ist ein Gespräch des Bundesgesundheitsministeriums mit den Herstellern über das Haltbarkeitsdatum.

Bis Ende Juni dürften nach Angaben des Gesundheitsministeriums vier Millionen Corona-Impfdosen das Ende ihrer Haltbarkeit erreichen und müssten danach vernichtet werden. "Bis zum 23. Mai war die Haltbarkeit von 2,2 Millionen Impfdosen abgelaufen", sagte ein Sprecher. Es gebe aber Gespräche mit den Herstellern über das Haltbarkeitsdatum.

Das Unternehmen Biontech hatte die Haltbarkeit der eigenen Produkte bereits früher einmal verlängert. Die Gründe für die verfallenen Impfdosen sind sowohl die niedrige Impfbereitschaft als auch die Tatsache, dass überschüssige Impfdosen derzeit kaum an andere Staaten abgegeben werden können wie früher. Dort gibt es keine Aufnahmebereitschaft und -fähigkeit mehr. Betroffen sind vor allem sogenannte mRNA-Impfstoffe. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte wiederholt darauf verwiesen, dass der Verfall einiger Impfdosen ein Phänomen sei, das angesichts der ausreichenden Beschaffung von Impfdosen einkalkuliert werden müsse.

Die Union wirft Lauterbach dagegen einen zu umfassenden Einkauf an Impfdosen vor. Osteuropäische EU-Mitgliedsländer verstärkten unterdessen den Druck auf Pfizer und andere Hersteller zur Neuverhandlung von Covid-19-Impfstoffverträgen. Die Verträge seien zu einem Zeitpunkt geschlossen worden, als die Entwicklung der Pandemie noch nicht absehbar gewesen sei und sollten nun angesichts einer Verbesserung der Lage geändert werden. Andernfalls drohe eine Verschwendung der Vakzine.

Polen, das bei diesen Gesprächen eine federführende Rolle einnimmt, hat alleine mehr als 30 Millionen Covid-Impfdosen auf Lager und müsste im Rahmen der bestehenden Vereinbarungen weitere 70 Millionen kaufen, wie ein polnischer Diplomat sagte. "Wir sehen eine übermäßige Belastung der Staatshaushalte, verbunden mit der Lieferung unnötiger Impfstoffmengen", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben. "Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die an die Europäische Union gelieferten Dosen am Ende entsorgt werden."

Quelle: ntv.de, lve/rts

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