Ungewollt Geständnis abgelegt? Wegen zwölffachen Mordes angeklagter Arzt sagt aus
23.09.2025, 15:17 Uhr Artikel anhören
Der Ex-Narkosearzt Frédéric Péchier muss sich im ostfranzösischen Besançon vor Gericht verantworten.
(Foto: picture alliance / MAXPPP)
Der frühere französische Narkosearzt Frédéric Péchier wird beschuldigt, 30 Menschen vergiftet zu haben. 12 Patienten sterben. Vor Gericht weist der 53-Jährige die Tatvorwürfe nun zurück. Nach Ansicht eines Anwalts verplappert sich Péchier während seiner Aussage aber.
Im Prozess um 30 vergiftete Patienten in Frankreich, von denen zwölf starben, hat der angeklagte ehemalige Narkose-Arzt seine Unschuld beteuert. "Man hat mir die Vergiftungen vorgeworfen, um zu verhindern, dass die Klinik geschlossen werden musste", sagte der 53 Jahre alte Frédéric Péchier am Montagabend bei seiner ersten Aussage vor Gericht. Er spielte auf die Privatklinik Saint-Vincent an, die von der Schließung bedroht war, nachdem mehrere Fälle mutmaßlicher Vergiftungen bekannt geworden waren.
"Sie hatten die Wahl, einen 'Giftmischer' zu finden oder die Klinik zu schließen, da haben sie sich schnell entschieden, um ihre Arbeit nicht zu verlieren", sagte Péchier. Der Angeklagte wies zudem den Vorwurf zurück, er habe Patienten vergiftet, um sich an Kollegen zu rächen, mit denen er Streit hatte. Zwar sei die Stimmung in der Klinik "angespannt" gewesen, "aber wütend zu sein, bedeutet ja nicht, andere zu vergiften", betonte er.
Péchier steht im Verdacht, insgesamt 30 Patienten im Alter zwischen vier und 89 Jahren vergiftet zu haben, indem er den Infusionen verschiedene Mittel zusetzte, die während der Operation etwa einen Herzstillstand auslösten. In mehreren Fällen schritt er in letzter Minute ein und rettete einige Patienten. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass er dadurch sein Image als Koryphäe verstärken wollte. "Wenn es ein Problem gab, dann hat man mich oft zu Hilfe gerufen", sagte er mit Blick auf eine Patientin, die er durch die Gabe eines Mittels rettete, nachdem sie einen Herzstillstand erlitten hatte.
Angeklagter: Es gibt keine Beweise
Das Mittel passte exakt zu der Art der Vergiftung, die sie erlitten hatte. "Wir haben aber niemanden gefunden, der sie (in dem Fall) gerufen hatte", gab die Staatsanwältin Thérèse Brunisso zurück. Der Angeklagte verwies vor Gericht mehrfach darauf, dass es keine Beweise gebe. "Niemand hat gesehen, dass ich es getan habe", sagte er. Der Anwalt einer der Nebenkläger sah darin ein "ungewolltes Geständnis".
Der Anwalt einer der betroffenen Kliniken kritisierte die ungerührte Haltung des ehemaligen Narkose-Arztes: "Ich hätte es für angebracht gehalten, dass er sich direkt an die Opfer wendet. Aber das hat er nicht getan", bemerkte er. Im Fall einer Verurteilung droht dem ehemaligen Arzt eine lebenslange Haftstrafe. Mit dem Urteil wird am 19. Dezember gerechnet.
Quelle: ntv.de, lar/AFP