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Fragen und Antworten Wer bekommt die Drittimpfung?

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Vor allem Ältere werden in mehreren Ländern bereits oder bald dreifach geimpft.

(Foto: REUTERS)

Deutschlands Impfkampagne gegen die Corona-Pandemie wird ein weiterer Baustein hinzugefügt - die Dritt- oder auch Auffrischungsimpfung. Das beschließen die Gesundheitsminister. Wer soll sie bekommen? Wann geht es damit los? Alle Antworten hier:

Wer bekommt die Booster-Impfungen?

Laut dem Beschluss der Gesundheitsminister sollen Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben und vor mindestens sechs Monaten vollständig geimpft wurden, eine Auffrischimpfung angeboten bekommen. Ein weiteres Impfangebot bekommen Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Höchstbetagte in ihrer eigenen Häuslichkeit. Außerdem wird vollständig mit einem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca oder Johnson & Johnson Geimpften die Auffrischung angeboten.

Wann sollen die Auffrischimpfungen beginnen?

Der Beschluss nennt Anfang September als Zeitpunkt, ab dem die Angebote gemacht werden sollen.

Welche Impfstoffe sollen verwendet werden?

Die Drittimpfungen erfolgen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe, also entweder mit Biontech/Pfizer oder mit Moderna.

Wo sollen diese Impfungen stattfinden?

Die Gesundheitsminister haben dafür die gesamte Bandbreite der Impfmöglichkeiten vorgesehen, also die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die (mobilen) Teams der Impfstellen, Impfzentren der Länder und Betriebsärztinnen und -ärzte.

Warum haben sich die Gesundheitsminister für die Auffrischimpfungen entschieden?

Die Minister beziehen sich auf Studien, die sehr deutlich darauf hinweisen, dass bei bestimmten Gruppen die Immunantwort auch nach einer vollständigen Impfung nach einigen Monaten nachlassen kann. "Dies gilt insbesondere für die Gruppe relevant immungeschwächter Patientinnen und Patienten sowie für Höchstbetagte und Pflegebedürftige." Daten des israelischen Gesundheitsministeriums zufolge hat der Schutz vor Infektionen unter Geimpften seit Beginn der Impfaktion in Israel beispielsweise um 42 Prozent abgenommen. Gegen den schweren Krankheitsverlauf lag der Schutz aber noch immer bei 88 Prozent.

Welchen immunologischen Effekt haben die erneuten Impfungen?

Bei den jetzt im Fokus stehenden Gruppen wird angenommen, dass die Zahl der Antikörper gegen Sars-CoV-2 absinkt und der Infektionsschutz damit weniger gegeben ist. Dies könnte angesichts der noch immer nicht ausreichend hohen Impfraten in der Bevölkerung und dem Auftreten von prinzipiell gefährlicheren Mutationen wie der Delta-Variante erneut zu erhöhter Sterblichkeit in den sogenannten vulnerablen Gruppen führen. Dazu gehören Ältere und Immunsupprimierte. Durch die dritte Impfung soll deren Immunsystem sozusagen noch einmal erinnert werden.

In einer Studie, die Biontech/Pfizer zuletzt vorgelegt hatte, erhöhte eine dritte Dosis des Impfstoffes die Anzahl von Corona-Antikörpern gegen den Virus-Wildtyp im Blut der Probanden um das 5- bis 8-Fache. Gegen die Beta-Variante, die erstmals in Südafrika nachgewiesen wurde, erhöhte sich der Antikörpertiter sogar um das 15- bis 21-Fache. Bei der Delta-Variante stieg der Titer im Vergleich zu Doppelgeimpften in der Gruppe der 18- bis 55-Jährigen um das 5-Fache und in der Gruppe der 65- bis 85-Jährigen um das 11-Fache.

Ist Deutschland allein mit den Plänen für Drittimpfungen?

Nein, Frankreich und Israel haben bereits mit Drittimpfungen begonnen. Frankreich konzentriert sich zunächst auf Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa aufgrund von Organtransplantationen, Krebs oder Niereninsuffizienz. Ab September soll es aber auch Auffrischungs-Impfungen für früh in diesem Jahr geimpfte Risikogruppen geben. Israel impft über 60-Jährige ein weiteres Mal. In Großbritannien gibt es ähnliche Pläne. Ungarns Regierungschef Viktor Orban kündigte an, dass sich ab August alle Bürger für eine Auffrischungsimpfung melden können, deren Zweitimpfung mindestens vier Monate zurückliegt.

Wird die Drittimpfung auch von Gesundheitsbehörden empfohlen?

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Bisher sehen die Gesundheitsbehörden nicht vor, eine dritte Dosis für alle vollständig Geimpften zu empfehlen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) betonen, dass es zu früh für eine Aussage darüber sei, ob und wann eine dritte Dosis nötig ist. Die Impfkampagnen in den verschiedenen Ländern und jüngste Studien hätten noch nicht genügend Daten dazu geliefert.

Ähnlich sieht es auch der Vorsitzende des Corona-Notfallkomitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Didier Houssin. Er warnte, Auffrischungsimpfungen könnten "die Ungleichheit beim Zugang zu Impfstoffen verschärfen", indem sie Ländern Dosen vorenthielten, die es schon jetzt kaum schafften, die Menschen ein erstes Mal zu impfen.

Quelle: ntv.de, sba

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