Telefonat von Scholz mit Biden Berlin und Washington liefern Panzer an Kiew
05.01.2023, 20:23 Uhr
US-Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz beim NATO-Gipfel auf Schloss Elmau im Juni.
(Foto: REUTERS)
Lange zögert der Bundeskanzler, doch nun kippt er sein Nein zur Lieferung schwerer Waffen an Kiew. Einen Tag nach einer gleichlautenden Ankündigung des französischen Präsidenten versprechen US-Präsident Biden und Scholz der Ukraine Schützenpanzer vom Typ "Marder" und "Bradley".
Deutschland und die USA wollen der Ukraine erstmals Schützenpanzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer liefern. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden am Abend in einem Telefonat, wie es anschließend in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Deutschland wird der Ukraine zudem für die Luftabwehr eine Patriot-Flugabwehrbatterie zur Verfügung stellen. Die USA hatten Kiew bereits eines der modernen Patriot-Systeme in Aussicht gestellt. Deutschland will den ukrainischen Streitkräften den Schützenpanzer "Marder" liefern, der vor mehr als 50 Jahren für die Bundeswehr entwickelt wurde. Die USA schicken Panzer vom Typ "Bradley".
Es handelt sich dabei um die ersten Schützenpanzer westlicher Bauart, die die Ukraine erhält. Wie viele der Panzer die Ukraine bis wann erreichen sollen, blieb zunächst noch unklar. Der "Spiegel" berichtete, es sollten 40 "Marder" geliefert werden. Man wolle jeweils eine ukrainische Panzergrenadiereinheit voll ausstatten, hieß es mit Verweis auf Regierungskreise. Die ersten "Marder" aus Deutschland sollten demnach schon im ersten Quartal 2023 ausgeliefert werden.
Bundesregierung wolle auch weitere "Gepard"-Flugabwehrsysteme für die Ukraine organisieren, schrieb das Blatt weiter. Demnach laufen bereits Gespräche mit zwei Staaten, die noch über "Gepard"-Flugabwehrpanzer sowie die zugehörige 35-Milimeter-Munition verfügen. Noch sei kein Deal erreicht, aber es gebe vorsichtige Zuversicht, dass man der Ukraine in den kommenden Monaten noch weitere "Geparden" liefern kann, hieß es in Berlin. Der "Gepard", von dem Deutschland im letzten Jahr bereits 30 Systeme in die Ukraine geliefert hat, hat sich an der Front in der Ukraine als sehr leistungsfähig bewährt. Vor allem zur Bekämpfung von durch Russland abgefeuerte Drohnen sei das System sehr effektiv, hieß es.
Kurswechsel nach Ankündigung Macrons
Bisher wurden von osteuropäischen Staaten nur sowjetische Modelle in das Kriegsgebiet geliefert. Allerdings erhielt die Ukraine bereits Flugabwehr-, Transport- oder Bergepanzer westlicher Hersteller. Die Ukraine hatte die westlichen Verbündeten und insbesondere Deutschland monatelang um Kampf- und Schützenpanzer gebeten. Scholz hatte immer wieder betont, dass Deutschland in dieser Frage nicht im Alleingang handeln werde und darauf verwiesen, dass bisher kein anderes NATO-Land solche Panzer in die Ukraine geschickt habe.
Der Kurswechsel deutete sich bereits am Mittwoch an, als der französische Präsident Emmanuel Macron dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schwer bewaffnete Spähpanzer zusagte. Gleichzeitig stellte Biden die Schützenpanzer in Aussicht.
Bereits im Sommer hatte das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall 100 der Schützenpanzer für die Ukraine angeboten. Inzwischen sind davon 40 für Griechenland bestimmt, das dafür Schützenpanzer sowjetischer Bauart in die Ukraine liefert. Weitere 60 Marder könnten also maximal an die Ukraine abgegeben werden. Die Arbeiten zur Instandsetzung und Überholung der Waffensysteme laufen seit einigen Monaten und sind teils auch schon abgeschlossen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa