Neue Sonntags-Talkshow gestartet Caren Miosga feiert gelungenen Einstand


In ihrer ersten Sendung begrüßte Caren Miosga den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz.
(Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)
Die Sonntagabend-Talkshow im Ersten hat ein neues Gesicht. Nach dem Abschied von Anne Will führt nun Caren Miosga durch die Stunde nach dem "Tatort". Die erste Sendung zumindest ist ihr gelungen.
Am Ende wünscht ihr Talkgast Friedrich Merz viel Erfolg. Zuvor hatte Caren Miosga zu Ingo Zamperoni umgeschaltet, der erzählte, was es in den "Tagesthemen" zu sehen gibt. Das ist auch schon alles, was an die bisherigen Talkshows am Sonntagabend im Ersten erinnert. Miosga führt in Zukunft durch die Sendung, die vor ihr bereits Sabine Christiansen, Günther Jauch und Anne Will moderiert haben. Das Konzept hatte sich seit der ersten Sendung am 4. Januar 1998 nicht verändert.
Doch nun ist die Talkshow am Sonntagabend aufpoliert worden. Die neue Holzoptik im Studio soll warm und beruhigend wirken. Miosga unterstreicht dies in ihrer ersten Sendung mit einer petrolfarbenen Bluse und einer lachsfarbenen Hose - passend zum neuen Studiodesign. Nichts wird dem Zufall überlassen. Anders als bei ihrer Vorgängerin nehmen die Gäste an einem Tisch Platz. Und erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sitzen auch wieder Zuschauerinnen und Zuschauer im Studio. Es dauert ein bisschen, bis diese Neuerung zu spüren ist. Erst in der zweiten Sendungshälfte brandet ab und an Applaus aus dem Publikum auf. Ob es an dem Gesagten, den Gästen oder doch an der Gewöhnung an das neue Sendungsformat liegt, lässt sich nur schwer beurteilen.
Das Comeback von "konservativ"

Das Studio hat ein neues Design, die Gäste nehmen an einem Tisch Platz.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der ersten Hälfte der Sendung führt Miosga ein Einzelgespräch, diesmal mit CDU-Chef Merz. Den befragt die frühere "Tagesthemen"-Moderatorin sehr souverän, obwohl manchmal etwas mehr Kritik der Sendung gut getan hätte. Vielleicht kommt das noch. Anders als andere Talkkollegen fällt die 54-Jährige ihren Gästen nicht ins Wort, hört geduldig zu. Im Gespräch mit Merz wirkt das angenehm. Später kommen noch zwei andere Gäste dazu, und hier hätte man sich zumindest bei den Ausführungen von Soziologieprofessor Armin Nassehi den Hinweis gewünscht, dass nicht alle Zuschauer vom Fach sind.
Eigentlich soll es in der Sendung um das neue Grundsatzprogramm der CDU gehen, dass im Mai beschlossen werden soll. Doch angesichts der aktuellen Demonstrationen gegen die AfD und Rechtsextremismus in Deutschland tritt das Thema ein wenig in den Hintergrund. Dennoch erfährt man: Das neue Programm soll auf die Herausforderungen der Zukunft ausgerichtet werden.
"Wir haben uns aber auch auf unsere alten Grundsätze berufen. Wir verwenden auch das Wort 'konservativ' wieder", sagt Merz. Die CDU sei eine konservative, eine liberale und eine christlich-soziale Partei. Konservativ bedeutet für Merz: "Das Gute bewahren, für das Neue allzeit offen zu sein - und den Fortschritt erklären." Das bedeute zum Beispiel bei der Energieversorgung der Zukunft, nicht auszuschließen, dass Deutschland wieder neue Atomkraftwerke baue. "Vielleicht gehen wir auch eher auf die Kernfusion, aber wir gehen auf moderne Technologien."
"Inkompetenzunterstellung gegenüber Eliten"
"Ich finde, es ist ein äußerst ermutigendes Zeichen einer lebendigen Demokratie, dass sich in einer so großen Zahl Menschen auf die Straße begeben und (…) für den Erhalt unserer Demokratie, unseres Rechtsstaates und unserer Freiheit jetzt wirklich demonstrieren. Und das finde ich toll", sagt Merz über die Demonstrationen der vergangenen Tage, an denen in ganz Deutschland mehrere hunderttausend Menschen teilgenommen haben.
Das Erstarken der AfD sei eine Herausforderung für die Mitte der Gesellschaft, auch für die CDU und für ihn selbst. "Jetzt kommt es darauf an, dass die politische Mitte unseres Landes zusammensteht und dass wir aus der politischen Mitte heraus auch konkrete Angebote machen, wie die Politik in diesem Land aussehen soll", sagt Merz. Man könne auf allen Ebenen etwas tun, wenn man einer politischen demokratischen Partei beitrete, appelliert der CDU-Politiker.
Doch ob das reicht? Später in der Sendung analysiert "Zeit"-Journalistin Anne Hähnig, der Erfolg der AfD liege nicht daran, dass deren Wählern die Vorschläge der etablierten Parteien nicht gefielen. "Die gefallen denen sogar sehr gut, aber sie glauben nicht daran, dass die Parteien die Macht haben, diese Ideen umzusetzen. Sie halten den Sozialstaat für schwach." Stärken wollen die AfD und ihre Wähler den Staat, indem sie sich von Organisationen wie der EU oder der NATO abschotten. Das sieht auch Soziologe Armin Nassehi so: "Ich glaube, dass vieles, was rechtspopulistische Parteien ausmacht, mit einer Idee zusammenhängt, die Kontrolle über die Verhältnisse wieder zurückzubekommen." Nassehi spricht von einer "Inkompetenzunterstellung gegenüber Eliten".
Merz kommt schließlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, sprich auf die anstehenden Wahlen in Thüringen. Hier setzt er auf ein Erstarken der demokratischen Parteien. Eine Zusammenarbeit auf Landesebene mit der AfD schließt er jedoch nicht direkt aus: Am Ende sei dies Sache des Landesverbandes. Doch was Koalitionen angeht, sagt er auch mit Bezug zu der neuen Wagenknecht-Partei: "Wir haben dezidierte Beschlüsse zu der AfD und den Linken. Welche Beschlüsse wir noch fassen müssen, sehen wir dann."
Quelle: ntv.de