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CDU-Chef mahnt zur Genauigkeit Merz kritisiert Vergleiche mit der Wannseekonferenz

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Vergleiche zwischen der Potsdamer Konferenz und der Wannseekonferenz bergen die Gefahr von historischer Relativierung, so Merz.

Vergleiche zwischen der Potsdamer Konferenz und der Wannseekonferenz bergen die Gefahr von historischer Relativierung, so Merz.

(Foto: picture alliance/dpa)

Hunderttausende Menschen gehen dieses Wochenende in Deutschland auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus zu protestieren. Demonstranten, aber auch Politiker sehen in einem Treffen Rechtsradikaler Ähnlichkeit mit der Wannseekonferenz von 1942. Friedrich Merz lehnt den Vergleich ab und mahnt zur historischen Genauigkeit.

CDU-Chef Friedrich Merz lehnt Vergleiche zwischen dem kürzlich bekannt gewordenen Treffen Rechtsradikaler in Potsdam und der Wannseekonferenz der Nationalsozialisten als unhistorisch ab. Über die Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 schrieb Merz in seinem Newsletter: "Da saßen nicht einige verirrte Geister zusammen, das waren sie auch; aber es waren vor allem die maßgeblichen Verbrecher des SS-Staates, der sich fest in der Hand der Nationalsozialisten befand."

Dort sei "die längst begonnene, systematische Vertreibung und Ermordung der Juden in Europa noch einmal beschleunigt" und der Übergang auf die "genozidale Vergasung" beschlossen worden. Merz verwies in diesem Zusammenhang auf das Werk "Weltenbrand" des britischen Historikers Richard Overy. Bei der Wannseekonferenz hatten hohe NS-Funktionäre vor 82 Jahren über die systematische Ermordung von bis zu elf Millionen Juden Europas beraten. Ziel der Besprechung in einer Villa am Wannsee war es, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen.

Gefahr vor historischer Relativierung

Nach Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November 2023, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten, war in der Debatte zuletzt immer wieder an die Wannseekonferenz erinnert worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte etwa, dass sie sich durch das Treffen daran erinnert fühle - machte aber zugleich deutlich, dass sie beides nicht gleichsetzen wolle.

Merz schrieb nun, jeder Vergleich mit dem NS-Regime relativiere nicht nur den Holocaust und die Grauen des Mordes an sechs Millionen Juden. Zudem führten die Vergleiche auch zu den falschen Schlüssen. Anders als in der Weimarer Republik gebe es heute eine wehrhafte Demokratie. Die vielen Menschen auf den Demonstrationen gegen rechts der vergangenen Tage seien dafür ein Beleg. Auch wenn die AfD bei 30 Prozent oder mehr liege, wählten zwei Drittel der Bürger eine demokratische Partei.

Quelle: ntv.de, gri/dpa

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