"Der saß da wie ein Buddha" Das sagen die Experten zum Triell
30.08.2021, 03:22 Uhr
Das erste Wahl-Triell der Kanzlerkandidaten auf RTL und ntv liegt hinter uns. Die spannende Frage danach: Was sagen die Experten zum Auftritt von Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock? Vier von ihnen hatten die beiden Sender im Anschluss an die Hauptsendung zu Gast.
Lange war es erwartet worden, das erste Triell der Kanzlerkandidaten am Sonntagabend auf RTL und ntv. Dabei trafen Annalena Baerbock von den Grünen, Olaf Scholz von der SPD und Armin Laschet von der Union aufeinander. Insgesamt konnten die Zuschauer zufrieden sein. Das kann man getrost sagen, auch ohne einen Blick auf die Expertenrunde zu werfen, die die beiden Sender nach dem Triell befragte. Das Wichtigste: Keiner ist raus, alle drei schlugen sich wacker. Interessant ist jedoch die Frage nach dem Sieger.
Die Sendung war gerade vorbei, da hatten sich die ersten Zeitungen in ihren Online-Ausgaben schon ein Bild gemacht. Keiner habe gewonnen, vermeldete zum Beispiel der "Tagesspiegel" aus Berlin, um dann zu kommentieren, das sei gut für Laschet. Tatsächlich versuchte der Unionspolitiker damit zu punkten, dass er seine beiden Mitstreiter sehr oft persönlich angriff und dabei oft sehr kämpferisch wirkte. Baerbock ging ihm gerade am Anfang hin und wieder auf den Leim und rutschte in die Verteidigungsstellung ab. Scholz dagegen gab den aussitzenden Staatsmann, ganz nach dem Motto: "Ich und die Kanzlerin." Dabei kam der Finanzminister allerdings manchmal ein wenig arrogant rüber.
Die Zuschauer mochten allerdings die norddeutsche Unterkühltheit. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für RTL und ntv kam Scholz bei einer Mehrzahl der Zuschauer am besten an. Die meisten Befragten machten ihn als Sieger, Laschet dagegen als den klaren Verlierer aus. Ein Schock für Laschet dürfte die Antwort auf die Frage gewesen sein, wem die Zuschauer nach dem Triell zutrauten, das Land zu führen. Hier kam Laschet mit einer Zustimmung von 24 Prozent knapp vor Baerbock auf Platz zwei, doch Scholz führte die Liste mit einer Zustimmung von 47 Prozent an.
Was sagen die Experten?
Nach so einer Show müssen natürlich auch richtige Experten zu Wort kommen. Die hatten sich Moderatorin Frauke Ludowig und RTL-Politikchef Nikolaus Blome nach der Sendung eingeladen. Ihre Meinung in zwei Worten zusammengefasst: "Tja, aber …" Talkmaster Günther Jauch brauchte ein paar Worte mehr: "So richtig gut gefallen hat mir keiner." Besonders enttäuscht schien er von Olaf Scholz: "Ich habe manchmal den Eindruck gehabt, der saß da wie ein Buddha und wartete auf die Fehler der anderen."
Aber genau diesen Gefallen taten die ihm nicht - jedenfalls fast. Denn sowohl ntv-Moderator Micky Beisenherz als auch Influencerin Louisa Dellert kritisierten das Schlusswort des Unionskandidaten. Da hatte Laschet seine Gemeinsamkeiten mit Annalena Baerbock herausgestellt und ein Bild von sich gezeichnet: das des Mannes, der dem Wind trotzt, der ihm entgegenweht. Für die beiden klang das eher wie ein "Weiter so", nicht aber wie ein Kampf gegen den Sturm. "Da hat Laschet mich gar nicht überzeugt", sagte Louisa Dellert.
"Gefühl, dass er schimpft"
Nikolaus Blome konnte dem Auftritt Laschets wenigstens ein paar gute Momente abgewinnen. Zum Beispiel am Anfang des Triells, als es um das verpatzte Ende des Afghanistan-Einsatzes ging. Hier habe Laschet Kritik an der Bundesregierung geübt und auch Bundeskanzlerin Merkel nicht verschont. Doch Blome weiß auch: "Das Bild des lachenden Mannes hängt ihm an." Gemeint ist Laschets Auftritt auf einer Trauerveranstaltung für die Flutopfer im Rheinland, bei der er während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in schallendes Lachen ausgebrochen war. Beim Triell hatte Laschet versucht, oft recht aggressiv die beiden Mitkandidaten anzugreifen. Blome dazu: "Das Gemeine ist, dass das heute nach hinten losgegangen ist, weil es einfach zu viel war."
"Let's Dance"-Star Motsi Mabuse konnte Laschet gar nichts Gutes abgewinnen. Sie verwies auf seine Gestik und sagte: "Ich habe immer das Gefühl, er schimpft." Aber Annalena Baerbock, die mochte sie. "Sie war leidenschaftlich und sie hat gezeigt, dass sie angriffslustig ist."
Auch Nikolaus Blome lobte die Grünen-Politikerin: Faktensicher sei sie gewesen. "Und sie hat dafür gesorgt, dass die Kanzlerkandidatur immer noch ein Dreikampf ist."
Und zwei weitere Dreikämpfe werden schließlich noch folgen - auf anderen Fernsehsendern. Auch wenn Micky Beisenherz prognostizierte: "Wir haben heute alles gesehen." Bei den nächsten Triells könne es eigentlich nichts Neues mehr geben.
Doch wenn man ehrlich ist, muss man auch sagen: Dies ist ein Wahlkampf, in dem alles passieren kann.
Quelle: ntv.de