Protest wegen Euro-Einführung Demonstranten legen Feuer an bulgarischer EU-Vertretung
22.02.2025, 18:18 Uhr Artikel anhören
Der Chef der Oppositionspartei Wasraschdane drohte bereits mit Brandstiftung.
(Foto: AP Photo/Valentina Petrova)
In Bulgarien soll der Euro eingeführt werden - zumindest, wenn es nach der Regierung geht. Der Großteil der Bevölkerung hat ein Problem mit diesem Plan. Aus Frust legen Protestierende einen Brand vor der Vertretung der Europäischen Union, beschmieren das Haus mit Farbe und verletzen Polizisten.
Nationalisten in Bulgarien haben aus Protest gegen die vorgesehene Einführung des Euros vor dem Eingang der EU-Vertretung in Sofia Feuer angezündet. Zudem gossen sie rote Farbe auf die gläserne Fassade des Gebäudes im Zentrum der Hauptstadt. Sie warfen Molotow-Cocktails und Eier. Die Polizei sprach von sechs festgenommenen Demonstranten und zehn verletzten Polizisten.
Die Regierung in Sofia verurteilte die Ausschreitungen. Das seit Januar amtierende Koalitionskabinett bemüht sich um einen Beitritt des Balkanlandes zur Eurozone am 1. Januar 2026. Bulgarien ist seit 2007 EU-Mitglied. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich empört über die Vorfälle. Von "unerhörten Szenen in Sofia" schrieb sie auf X. "In Europa üben wir das Demonstrationsrecht friedlich aus. Gewalt und Vandalismus sind niemals die Antwort."
Auf Fotos des staatlichen Radiosenders BNR waren Rangeleien und Dutzende Polizisten zu sehen. Dem Sender zufolge kümmerten sich Sanitäter sowohl um Verletzte unter den Protestierenden als auch unter den Einsatzkräften. In vielen Fällen hätten Augentropfen bereits geholfen, Linderung der Schmerzen zu verschaffen. Es soll aber auch schlimmere Verletzungen gegeben haben.
"Nein zum Euro", riefen Anhänger der prorussischen nationalistischen Oppositionspartei Wasraschdane (Wiedergeburt) zuvor bei einer Protestkundgebung vor der bulgarischen Nationalbank (BNB), wo sie laut BNR bereits Puppen verbrannten. Wasraschdane wirft der Nationalbank vor, Daten zu fälschen, um die Einführung des Euro zu ermöglichen. Mit der Einführung des Euro würde Bulgarien seine nationale Souveränität verlieren, beklagt die Partei.
Nur 39 Prozent der Bulgaren für Euroeinführung
Wasraschdane-Chef Kostadin Kostadinow verlangte eine Volksabstimmung über den Erhalt der bulgarischen Nationalwährung Lew (Deutsch: Löwe). Er erinnerte daran, dass 604.000 Unterschriften für ein Referendum darüber gesammelt wurden. Doch das bulgarische Parlament hatte 2023 eine Volksabstimmung zur Währungsfrage abgelehnt.

Demonstranten gossen rote Farbe auf die gläserne Fassade der EU-Vertretung in Sofia.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von Ende Januar unter 801 erwachsenen Befragten zufolge sind mehr als die Hälfte der Volljährigen (57,1 Prozent) "im Prinzip" gegen eine Einführung des Euro, 39 Prozent sind "im Prinzip dafür".
25,7 Prozent befürworten einen Beitritt zur Eurozone 2026, 30,8 Prozent wollen es "später" und 41,4 Prozent sagen, sie wollen die Währung "niemals".
"Wenn unser Stimmrecht zertrampelt wird, haben wir keine andere Wahl, als uns zu widersetzen", sagte Kostadinow. Der Wasraschdane-Chef hatte bereits mit Brandstiftung gedroht. Er rief zu weiterem Protest am kommenden Mittwoch auf.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa