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Unter russischer Aufsicht Entwaffnung armenischer Separatisten läuft

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Kämpfer der "Verteidigungsarmee von Nagornyj Karabach" auf einem Archivbild.

Kämpfer der "Verteidigungsarmee von Nagornyj Karabach" auf einem Archivbild.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Innerhalb weniger Tage erringt Aserbaidschan im Kampf um Berg-Karabach einen militärischen Erfolg über diejenigen, welche die Enklave stärker unter armenischer Kontrolle sehen wollen. Russischen Angaben zufolge geben Separatisten nun bereits ihre Waffen ab und Militärtechnik auf.

Nach ihrer Niederlage gegen Aserbaidschan haben die armenischen Kämpfer in Berg-Karabach russischen Angaben zufolge mit der Abgabe ihrer Waffen begonnen. Im Einklang mit der Waffenruhe-Vereinbarung vom Mittwoch seien unter der Aufsicht russischer Soldaten in der Konfliktregion im Südkaukasus erste Waffen und Militärtechnik abgegeben worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es habe bislang zwei Verstöße gegen die Feuerpause gegeben, durch die allerdings niemand verletzt worden sei, hieß es weiter.

Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und ist zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken seit langem umkämpft. Am vergangenen Dienstag startete das autoritär geführte Aserbaidschan eine Militäroperation zur Eroberung der Region. Nur einen Tag später ergaben sich die unterlegenen Karabach-Armenier. Viele Armenier werfen ihrer traditionellen Schutzmacht Russland, die auch eigene Soldaten vor Ort stationiert hat, vor, sie im Stich gelassen zu haben. Und mit einem passiven Russland schien dann Baku kräftemäßig ganz klar die Oberhand zu haben. Das zeigte sich nicht zuletzt, dass die Klausel über die Auflösung und Entwaffnung der "Verteidigungsarmee von Nagornyj Karabach" es in die Feuerpause-Vereinbarung schaffte.

Armenien bereitet sich auf Zustrom vor

Armenien bereitet sich unterdessen auf eine mögliche Evakuierung von Armeniern aus Berg-Karabach vor. Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan sagte in Eriwan, 40.000 Plätze seien vorbereitet. Es wäre besser, wenn die Karabach-Armenier in ihren Häusern bleiben könnten, sagte er bei einer Regierungssitzung. Es könne aber sein, dass dies unmöglich werde. "Wenn sich die Lage verschlechtert, wird dieses Problem für jeden von uns auf der Tagesordnung stehen."

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Der außenpolitische Berater des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev bemühte sich, Ängste der Karabach-Armenier zu zerstreuen. Er habe in Baku Vereinbarungen mit Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK getroffen, schrieb Berater Hikmet Hajiyev im sozialen Netzwerk X (früher Twitter). Humanitäre Hilfe könne über den Latschin-Korridor und aus der aserbaidschanischen Stadt Agdam nach Karabach gebracht werden. Der Latschin-Korridor ist die seit Monaten von Aserbaidschan gesperrte Straßenverbindung zwischen Berg-Karabach und dem armenischen Mutterland.

Während der kurzen Kämpfe in dieser Woche starben armenischen Angaben zufolge mehr als 200 Menschen, mehr als 400 weitere wurden demnach verletzt. Die Zehntausenden armenischen Zivilisten in der Region fürchten nun, vertrieben oder von den neuen aserbaidschanischen Machthabern unterdrückt zu werden.

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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