Zahl noch unklar Russische Soldaten in Berg-Karabach getötet
20.09.2023, 20:26 Uhr Artikel anhören
Russische Soldaten auf Patrouille in Berg-Karabach (Archivbild).
(Foto: picture alliance / AA)
Im Konflikt um die Region Berg-Karabach hält sich Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens derzeit augenscheinlich zurück. Nun werden mehrere Soldaten der russischen Friedenstruppen vor Ort durch Beschuss auf ihr Auto getötet. Russische und aserbaidschanische Vertreter untersuchen den Vorfall.
Mehrere in Berg-Karabach stationierte russische Soldaten sind nach Moskauer Militärangaben durch Beschuss auf ihr Auto getötet worden. Der Vorfall habe sich bei dem Ort Dschanjatag ereignet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wurde nicht gesagt, wie viele Soldaten getötet wurden. Sie seien von einem Beobachtungsposten zurückgekehrt, als ihr Fahrzeug mit Handfeuerwaffen beschossen worden sei.
Vertreter Russlands und Aserbaidschans bemühten sich vor Ort, den Zwischenfall aufzuklären. Unabhängige Bestätigungen gab es zunächst nicht. Berg-Karabach liegt auf dem Gebiet Aserbaidschans, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die autoritäre Führung in Baku will das Gebiet unter seine Kontrolle bekommen und hat die Karabach-Armenier mit massiven Angriffen seit dem gestrigen Dienstag faktisch zur Aufgabe gezwungen. Die russischen Truppen sollten eigentlich den Waffenstillstand in dem Gebiet und die Rechte der armenischen Bevölkerung sichern.
Aserbaidschan will "Wiedereingliederung"
Russland gilt seit Jahrzehnten als Art Schutzmacht der Armenier in der Region. Seit Monaten tritt Moskau aber trotz Hilfegesuchen der Armenier wenig vehement für deren Sache ein. In einem Interview mit ntv.de erklärte Stephan Malerius von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Georgien, dass der russische Präsident Wladimir Putin durch den Krieg in der Ukraine so absorbiert sei, dass Russland im Berg-Karabach-Konflikt gerade kein starker Akteur sein könne.
Malerius geht in seiner Einschätzung sogar noch weiter: "Putin hat die Seiten gewechselt. Über 30 Jahre war der Kreml ganz klar die Schutzmacht Armeniens, und jetzt arbeitet er mit Aserbaidschan zusammen." Als einen der Gründe führt der Slawist Putins "geopolitisches Kalkül" an. Russland habe, so Malerius, in den vergangenen zwei Jahren unter Sanktionen die Möglichkeit genutzt, russisches Gas über Aserbaidschan nach Europa zu verkaufen.
Aserbaidschan kündigte nach der Kapitulation der Behörden von Berg-Karabach eigenen Angaben zufolge unterdessen an, die "friedliche Wiedereingliederung" der umstrittenen Region in sein Staatsgebiet anzustreben. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Enklave.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa/AFP