Mehr als 160 Demonstranten Festnahmen bei Antikriegsdemos in Russland
24.02.2022, 19:14 Uhr
Hier wird eine Demonstrantin eines Antikriegsprotests von russischen Sicherheitskräften festgenommen, sie hält ihr Schild noch in der Hand.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Die russischen Behörden untersagen Proteste gegen den Einmarsch in die Ukraine und drohen mit strafrechtlicher Verfolgung. Dennoch kam es in über 20 russischen Städten zu Antikriegsprotesten, die Opposition solidarisiert sich mit dem Nachbarland - die Sicherheitskräfte reagieren mit Festnahmen.
In Russland regt sich nach dem Angriff auf die Ukraine erster Widerstand. Bei Antikriegsprotesten gegen den Einmarsch ins Nachbarland sind nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 160 Menschen festgenommen worden. Das Bürgerrechtsportal Owd-Info zählte bis zum frühen Donnerstagabend 167 Festnahmen in mehr als 20 russischen Städten. Die Organisation veröffentlichte im sozialen Netzwerk Telegram Fotos von Menschen, die alleine oder in kleineren Gruppen Plakate mit Solidaritätsbekundungen für die Ukraine in die Höhe hielten. Bei den Festnahmen sollen demnach auch Demonstranten geschlagen worden sein. Russische Sicherheitskräfte sind bekannt dafür, oft mit Härte vor allem gegen oppositionelle Demonstranten vorzugehen.
Zuvor war die Oppositionelle Marina Litwinowitsch festgenommen worden, das veröffentlichte sie auf dem Messengerdienst Telegram. Die in Moskau lebende Litwinowitsch hatte ihre Landsleute zuvor zu Protesten gegen den Angriff aufgerufen. "Heute um 19 Uhr in die Zentren unserer Städte. Russen sind gegen Krieg!", schrieb sie in einem Facebook-Eintrag. "Wir werden dieses Chaos in den kommenden Jahren beseitigen. Nicht nur wir. Sondern auch unsere Kinder und Enkelkinder."
Kritik an dem von Präsident Wladimir Putin angeordneten Angriff kommt auch von der Bewegung "Fridays for Future" in Russland. "In einer Situation, in der die Welt unter Klima-, Umwelt- und anderen Krisen leidet, wird ein Krieg diese Krisen nur verschlimmern, aber nicht zu ihrer Lösung beitragen", schrieben die Aktivisten auf Twitter. "In unserer Zeit müssen alle Konflikte durch Diplomatie gelöst werden und nicht durch das Blut von Zivilisten in anderen Ländern." Sie sicherten den ukrainischen Mitstreitern "unsere Solidarität und Unterstützung" zu.
Behörden hatten Proteste untersagt
Die russischen Behörden hatten zuvor Proteste gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine untersagt und Teilnehmern solcher Kundgebungen mit Strafen gedroht. Wer an Kundgebungen zur "angespannten außenpolitischen Lage" teilnehme, werde strafrechtlich verfolgt. Auch Aufrufe zur Teilnahme an solchen Veranstaltungen würden "ernsthafte rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen", erklärte das Investigativkomitee.
In den Online-Netzwerken war dennoch zu Demonstrationen in Moskau und St. Petersburg aufgerufen worden. Die russische Oppositionsbewegung ist in den vergangenen zwei Jahren jedoch deutlich geschwächt worden. Die wichtigsten Anführer wurden inhaftiert oder ins Exil getrieben.
Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hatte den russischen Einmarsch in die Ukraine am Donnerstag scharf kritisiert. "Ich bin gegen diesen Krieg", sagte er. Bei dem "Krieg zwischen Russland und der Ukraine" handele es sich um ein Manöver des Kreml, um von den innenpolitischen Problemen in Russland abzulenken.
Quelle: ntv.de, smu/dpa/AFP/rts