Politik

Sieg mit Trumps Segen Für Vance hat sich der "Arsch-Kuss" ausgezahlt

Noch am Montag trat Trump mit Vance in Ohio bei einer Kundgebung auf.

Noch am Montag trat Trump mit Vance in Ohio bei einer Kundgebung auf.

(Foto: AP)

In Ohio gewinnt "Hillbilly Elegy"-Autor und Risiko-Investor J.D. Vance die Wahl zum US-Senat. Es ist auch ein Erfolg für Ex-Präsident Trump, der sich noch im Wahlkampf darüber lustig gemacht hat, wie dringend sein ehemaliger Kritiker seine Unterstützung wollte.

Das Bild über seinem Twitter-Profil enthält zwei Wörter, die zentral sind für die politische Biografie von J.D. Vance: "Trump endorsed", von Trump unterstützt. Mit diesem Gütesiegel hat es der Polit-Neuling geschafft: Er hat im Bundesstaat Ohio einen Senatssitz gewonnen - gegen einen demokratischen Kandidaten, der in den Umfragen lange vorne lag.

Man tritt dem 38-Jährigen wohl nicht zu nahe, wenn man unterstellt, dass er regelrecht um die Unterstützung von Donald Trump bettelte. Dabei wurde Vance als Trump-Kritiker bekannt. Er ist der Autor des Bestsellers "Hillbilly Elegy", in dem er autobiografisch über den industriellen Niedergang des Mittleren Westens schreibt. Das Buch erschien 2016, vier Monate vor den Präsidentschaftswahlen, die Trump gegen die Demokratin Hillary Clinton gewann. Vance wurde damals zu einer Art Trump-Erklärer, den er zugleich scharf kritisierte - sowohl öffentlich als auch privat. In einer Textnachricht an einen Freund schrieb er seinerzeit, Trump könne "Amerikas Hitler" werden.

Zumindest öffentlich änderte Vance seine Haltung. 2020 unterstützte er Trump im Präsidentschaftswahlkampf und entschuldigte sich für frühere Attacken. Er nannte ihn den "besten Präsidenten meines Lebens" und übernahm sogar dessen Verschwörungsmythos, 2020 sei ihm der Wahlsieg "gestohlen" worden. Mit Erfolg: Am Ende erhielt Vance das "endorsement" von Trump für seine Senatskandidatur. Diese Unterstützung hat nicht in jedem Fall geholfen, in Philadelphia etwa konnte der von Trump unterstützte Senatskandidat Mehmet Oz sich nicht gegen den Demokraten John Fetterman durchsetzen. Aber für Vance war Trump hilfreich, ohne ihn hätte er schon die Vorwahlen kaum überstanden.

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"J.D. küsst meinen Arsch"

Ohio ist ein Rust-Belt-Staat, der seit Jahrzehnten unter den Folgen eines nicht abgefederten Strukturwandels leidet. Vor wenigen Jahren war Ohio noch ein klassischer Swing State, in dem mal die Republikaner, mal die Demokraten Wahlen gewannen. Mittlerweile gilt der Bundesstaat allerdings als "rot", als republikanisch. Sowohl 2016 als auch 2020 gewann Trump die Präsidentschaftswahl in Ohio mit deutlichem Abstand.

Vance hatte also gute Gründe, sich Trump anzubiedern. "Wie einige andere hat auch J.D. Vance in der Vergangenheit einige nicht so tolle Dinge über mich gesagt, aber er hat es jetzt verstanden", erklärte Trump im April, als er Vance offiziell unterstützte. "Er ist unsere beste Chance auf einen Sieg in einem möglicherweise sehr harten Rennen." Bei einem Wahlkampfauftritt fünf Monate später machte Trump sich dann allerdings über den Kandidaten lustig: "J.D. küsst meinen Arsch, so sehr will er meine Unterstützung", sagte der Ex-Präsident, während Vance neben ihm auf der Bühne stand. Später tat Vance den Affront als Witz ab.

Vance ist nicht der einzige Republikaner, der sich vom Trump-Kritiker zum Trump-Anhänger gewandelt hat. Besonders spektakuläre Beispiele sind der frühere Präsidentschaftskandidat Ted Cruz oder Senator Lindsey Graham. Cruz lieferte sich 2016 einen Streit mit Trump, in dem dieser sogar behauptete, Cruz' Vater habe mit der Ermordung von John F. Kennedy zu tun. Graham wiederum sagte noch 2016, wenn die Republikaner Trump nominierten, "werden wir vernichtet - und wir werden es verdient haben". Mittlerweile hat auch Graham sich Trump unterworfen.

Kein Dank an Trump

Solche Wandlungen können theoretisch natürlich immer ein Ausdruck ehrlicher Überzeugung sein. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie das Ergebnis zynischer Kalkulation ist. Bei Vance dürfte ein Grund für den Sinneswandel sein, dass der deutsch-amerikanische Tech-Investor Peter Thiel ihn bereits im vergangenen Jahr mit zehn Millionen Dollar unterstützt hatte. Da war noch gar nicht klar, ob Vance die Vorwahlen in Ohio überstehen würde. Thiel, ein großer Trump-Fan, war bis vor ein paar Jahren Vances Chef. Denn Vance kommt zwar aus der Arbeiterklasse, ist mittlerweile - nach einem Jurastudium an der Eliteuniversität Yale - aber Millionär.

Die Frage ist nun, was Vance aus seinem Erfolg macht und was dieser für Trump bedeutet. In seiner zehnminütigen Dankesrede in der Staatshauptstadt Columbus dankte Vance seiner Familie, zahlreichen Mitarbeitern und seiner verstorbenen Oma. Ein Name jedoch fehlte in der langen Liste: Trump.

Quelle: ntv.de

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