Wo steckt der Minister? Kreml zeigt Schoigu-Video - Militärblogger äußern Zweifel
26.06.2023, 08:32 Uhr Artikel anhören
Im Angriffskrieg gegen die Ukraine taucht das Rätsel immer mal wieder auf: Wo steckt der russische Verteidigungsminister Schoigu? Nach dem bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldner verschwindet der Minister abermals, nun erscheint ein Video. Doch es gibt Zweifel an der Aktualität der Bilder.
Nach dem abgebrochenen Aufstand der Wagner-Söldner war abermals gerätselt worden: Wo steckt Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu? Die russische Regierung hat nun erstmals Aufnahmen von dem Minister veröffentlicht. Das 47 Sekunden lange Video ohne Ton, das Schoigu unter anderem bei Beratungen mit anderen Militärs zeigt, soll bei einem Besuch im Kampfgebiet in der Ukraine aufgenommen worden sein, teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Der Minister habe dort einen der vorderen Kommandopunkte besucht, hieß es. Unklar ist, wann und wo genau die Aufnahmen entstanden sind.
Russische Militärblogger wiesen wenig später daraufhin, dass das Schoigu-Video ihrer Einschätzung nach noch vor dem Aufstand aufgenommen wurde. So hieß es etwa in dem bekannten Telegram-Kanal "Rybar", der Clip sei eine "Konserve".
Von Schoigu hatte am Wochenende in der Öffentlichkeit jede Spur gefehlt, nachdem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin in der Nacht zum Samstag einen Aufstand begonnen und dabei die südrussische Stadt Rostow am Don zwischenzeitlich besetzt hatte. Auch Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow äußerte sich in diesen chaotischen Stunden nicht. Sowohl gegen Schoigu als auch gegen Gerassimow hatte Prigoschin schwere Vorwürfe erhoben und ihre angeblichen militärischen Verfehlungen als Grund genannt, warum er seine Kämpfer auf Moskau marschieren lassen wollte.
Über möglichen Nachfolger wird schon spekuliert
Nachdem Prigoschin seinen Aufstand am Samstagabend überraschend wieder für beendet erklärt hatte, mehrten sich zudem Spekulationen, ob es nun möglicherweise personelle Veränderungen in der russischen Militärführung geben werde. Ähnliches berichtete auch die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).
Russische Quellen vermuten laut ISW, Alexei Dyumin, der derzeitige Gouverneur des Gebiets Tula, ehemaliger Sicherheitsoffizier Putins und ehemaliger Leiter der russischen Spezialeinheiten, könnte Schoigu als Verteidigungsminister ablösen. Belege für diese Spekulationen gibt es jedoch nicht. Ein Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums wäre vor allem ein bedeutender Sieg für Prigoschin, hieß es.
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Verteidigungsminister im Verlauf des Angriffskriegs auf die Ukraine verschwunden ist. Schoigu war im März 2022, wenige Wochen nach Beginn des Überfalls, schon einmal für zwei Wochen von der Bildfläche verschwunden. Damals war spekuliert worden, der russische Verteidigungsminister habe einen Herzinfarkt erlitten. Die Gerüchte sollte damals ein Video der russischen Regierung zerschlagen, es gab jedoch Zweifel an dessen Echtheit. Immer wieder gab es in den vergangenen anderthalb Jahren Spekulationen, Putin könnte Schoigu für die Misserfolge im Ukraine-Krieg verantwortlich machen und entlassen.
Quelle: ntv.de, ses/dpa