Mensch mit "direkter Sprache" Lawrow findet warme Worte für Trump
19.02.2025, 14:53 Uhr Artikel anhören
Der russische Außenminister Lawrow kann seine Freude kaum verhehlen: Der neue US-Präsident Trump zeigt sich im Ukraine-Krieg mit seinen jüngsten Aussagen ganz auf der Linie des Kreml. Das weiß Moskau zu würdigen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat US-Präsident Donald Trump dafür gewürdigt, dass dieser den Ukraine-Konflikt auf eine frühere US-Unterstützung für einen Nato-Beitritt der Ukraine zurückgeführt hat. Trump sei der erste und bislang einzige westliche Führungspolitiker, der öffentlich gesagt habe, dass "eine der Grundursachen der Ukraine-Situation der penetrante Kurs der früheren (US-)Regierung war, die Ukraine in die Nato hineinzuzerren", sagte Lawrow im russischen Parlament.
Lawrow pries Trump auch für dessen Kritik am ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Trump sei ein Mensch mit einer "direkten Sprache", und solche Menschen würden üblicherweise ihre Ansichten über "armselige Individuen wie Herrn Selenskyj nicht verbergen", wurde der Außenminister von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert.
Lawrow war am Dienstag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad mit seinem US-Kollegen Marco Rubio und anderen hochrangigen Repräsentanten der Trump-Regierung zusammengetroffen. Es war das erste Treffen zwischen Vertretern der USA und Russlands auf hochrangiger Ebene seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine vor fast drei Jahren.
Die diplomatische Wiederannäherung zwischen Washington und Moskau sorgt für Befürchtungen in der Ukraine, sie könne in den Verhandlungen über die Zukunft des eigenen Landes marginalisiert werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte deshalb verärgert auf die Gespräche in Riad, zu denen er nicht eingeladen worden war.
Trump: "Ihr hättet nie damit anfangen sollen"
Trump kritisierte daraufhin Selenskyj, dem er eine Verantwortung für den Krieg vorwarf. "Ihr hättet nie damit anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können", sagte Trump am Dienstag an die Adresse des ukrainischen Präsidenten.
Russland und die USA sprachen nach Moskauer Darstellung bei ihrem Außenministertreffen auch über mögliche Wahlen in der Ukraine. Es habe beim Treffen der Außenminister Rubio und Lawrow einen "gewissen Meinungsaustausch" über dieses Thema gegeben, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Eine Entscheidung darüber kann natürlich nicht in Moskau oder Washington getroffen werden."
Moskau: Selenskyj illegitim
Vor allem Moskau stellt seit vergangenem Jahr den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als illegitim dar und fordert Wahlen. Auch am Dienstag hatte Peskow gesagt, dass Präsident Wladimir Putin zwar bereit sei, sich mit Selenskyj zu treffen. Dieser sei aber nicht zu gültigen Vereinbarungen befugt, weil seine Amtszeit im Mai 2024 abgelaufen sei.
In der Ukraine setzt das geltende Kriegsrecht Wahlen während eines Krieges aus. Selenskyjs Befugnisse werden deshalb nicht angezweifelt. Es gibt auch eine breite Einigkeit im Land, nicht zu wählen, solange geschossen wird und die Teilnahme von Soldaten und Flüchtlingen im In- und Ausland schwierig wäre.
Moskau nutzt den Vorwand der fehlenden Befugnisse Selenskyjs, obwohl in Russland Putin nur dank einer Reihe zunehmend unfreier Abstimmungen an der Macht ist. Für den Kreml wäre es aber vorteilhaft, den unbequemen Selenskyj aus Gesprächen über ein Ende des Krieges herauszuhalten.
Die russische Position hat indes - wie die Ablehnung einer ukrainischen Nato-Mitgliedschaft - Widerhall bei den Republikanern und Präsident Trump in den USA gefunden. Trump selbst erhöhte bei seinen Äußerungen am Dienstag in Florida den Druck auf Kiew. "Wenn sie einen Platz am (Verhandlungs-)Tisch wollen, könnte man sagen, würde dann nicht das Volk der Ukraine sagen: Es ist lange her, seit wir Wahlen gehabt haben?", fragte er. Dies sei keine russische Idee, beteuerte Trump. "Das kommt von mir, und es kommt auch aus anderen Ländern."
Der ukrainische Präsident Selenskyj wies indes Vorwürfe Trumps zu seinen angeblich niedrigen Beliebtheitswerten zurück. "Wenn mich jemand gerade jetzt austauschen will, dann klappt das eben jetzt nicht", unterstrich Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Kiew und verwies auf Zustimmungswerte von über 50 Prozent in mehreren Umfragen. Werte von vier Prozent seien russische Desinformation. Kiew habe Beweise dafür, dass diese Ziffern zwischen Washington und Moskau besprochen wurden. Für Trump und andere Partner würden diese Umfragewerte öffentlich gemacht.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP