Anschläge gegen Gentrifizierung Linksextreme greifen 34-jährige Frau an
05.11.2019, 16:02 Uhr
Der Leipziger Stadtteil Connewitz gilt als linksextreme Hochburg.
(Foto: dpa)
In Sachsen greifen mutmaßlich Linksextreme Baustellen an. Doch auch vor Gewalt gegen Menschen schrecken sie nicht zurück: Unbekannte schlagen die Mitarbeiterin einer Immobilienfirma in ihrer Wohnung nieder. Auch für die Zukunft drohen sie mit "brennenden Autos und kaputten Nasen".
Die Angriffe auf Bau- und Immobilienwirtschaft in Sachsen reißen nicht ab. Dabei richtet sich die Gewalt nicht mehr nur gegen Sachen, sondern auch gegen Menschen. Zuletzt wurden bei einem vermutlich linksextremistisch motivierten Brandanschlag nach Angaben des Landeskriminalamtes in Rodewisch im Vogtland mehrere Baufahrzeuge in Brand gesetzt. Beschädigt wurden auf dem Gelände einer Baufirma ein Bagger, zwei Lastwagenkipper und ein Kleintransporter. Brandsätze in weiteren Fahrzeugen zündeten nicht. Der Schaden wird auch etwa 400.000 Euro geschätzt.
Ebenfalls in der Nacht zum Dienstag gab es laut Polizei einen Brand auf dem Gelände einer Baufirma in Bautzen, wo ebenfalls an mehreren Stellen Feuer ausgebrochen sei. Bei diesem Feuer hätten ein Bagger und eine Sattelzugmaschine mit Tieflader gebrannt, auf der ein Baukran und eine Straßenwalze verladen waren.
Erst am Sonntag erlebten die Angriffe jedoch eine neue Stufe der Gewalt: In Leipzig hatten zwei mutmaßlich Linksextreme die Mitarbeiterin einer Immobilienfirma in ihrer Wohnung angegriffen und verletzt. Laut Landeskriminalamt wurde die 34-Jährige von mehreren Faustschlägen im Gesicht getroffen. Danach verabschiedeten sich die Angreifer mit den Worten "Schöne Grüße aus Connewitz" und flüchteten. Im Internet bekannte sich eine Gruppe namens "Kiezmiliz" zu der Tat - und kündigte weitere Gewaltakte an. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum übernahm die Ermittlungen.
Anfang Oktober wiederum hatten Unbekannte auf einer Baustelle in Leipzig drei Baukräne angezündet. Oberbürgermeister Burkhard Jung bezeichnete die Tat als "Terroranschlag". Der Staat müsse darauf "mit ganzer Konsequenz antworten".
"Angriff auf einen linken Stadtteil"
Zum Angriff auf die Frau erklärte Jung, die Grenze sei damit "überschritten". Die militante linke Szene schrecke auch vor Überfällen auf wehrlose Frauen nicht mehr zurück. "Erst brennen Barrikaden und Mülltonnen, dann werden Wehrlose angegriffen - der Weg zum politischen Mord ist nicht mehr weit, wenn der Rechtsstaat nicht mit allen Mitteln und aller Konsequenz eingreift", erklärte der SPD-Politiker. Er forderte ein Durchgreifen des Rechtsstaats auch gegen linke Gewalt.
Die Frau arbeitet für eine Immobilienfirma, die im Leipziger Stadtteil Connewitz teure Eigentumswohnungen baut. Mit der Gentrifizierung begründen die mutmaßlichen Täter auch ihren Überfall: Die Angegriffene sei "verantwortlich für das Errichten eines Komplex von Luxuswohnungen auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Leipzig Connewitz", heißt es da. Der alternative Stadtteil gilt als eine linksextreme Hochburg. Im Bekennerschreiben liest sich das etwas anders: "Connewitz ist ein Ort des Widerstandes gegen kapitalistische Verwertung, rassistische Ausgrenzung und staatlichen Terror." Jegliche Beteiligung an dem genannten Bauprojekt werde "als Angriff auf einen linken Stadtteil und seine BewohnerInnen" bewertet.
Weiter heißt es: "Ebenso verantwortlich sind alle Personen, die vorhaben im Südcarré zu investieren oder zu wohnen. Selbigen muss klar sein, dass sie sich an einem Angriff auf einen Raum der radikalen Linken beteiligen, und dass dieser Angriff beantwortet werden wird." Weiter kündigt die Gruppe "kaputte Scheiben, brennende Autos und kaputte Nasen" an.
Quelle: ntv.de, mli/AFP