RTL/ntv-Trendbarometer Mehrheit findet Scholz weniger entschlossen als Merkel
22.11.2022, 14:20 Uhr
Scholz und Merkel im Gespräch bei der Bundespräsidentenwahl am 13. Februar.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
In der Kanzlerfrage verbessert Amtsinhaber Olaf Scholz seinen Wert leicht, aber bei einem anderen Thema hält das Trendbarometer schlechte Nachrichten für ihn bereit: 51 Prozent der Deutschen halten den Kanzler für weniger entscheidungsfreudig als seine Vorgängerin.
Die politische Stimmung bleibt weiterhin stabil. Lediglich die Linken gewinnen einen Prozentpunkt, während die AfD einen Prozentpunkt verliert.
Würde der Bundestag jetzt gewählt, könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 28 Prozent (Bundestagswahl im September 2021: 24,1 Prozent), Grüne 20 Prozent (14,8 Prozent), SPD 19 Prozent (25,7 Prozent), AfD 13 Prozent (10,3 Prozent), FDP 6 Prozent (11,5 Prozent), Linke 5 Prozent (4,9 Prozent). Für sonstige Parteien würden sich 9 Prozent der Wählerinnen und Wähler entscheiden (8,7 Prozent). Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt mit 25 Prozent etwas über ihrem Anteil bei der letzten Bundestagswahl (23,4 Prozent).
Bei den Kanzlerpräferenzen ändert sich im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls wenig; lediglich Bundeskanzler Olaf Scholz verbessert seinen Wert leicht um einen Prozentpunkt - sowohl bei einer theoretischen Konstellation mit CDU-Chef Friedrich Merz und dem grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck als weitere Kandidaten als auch gegen Merz und Außenministerin Annalena Baerbock.
Wenn die Wahlberechtigten den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin direkt wählen könnten und sie die Wahl hätten zwischen Scholz, Habeck und Merz, würden sich aktuell 22 Prozent für Scholz entscheiden, ein Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche. Unverändert je 20 Prozent entfielen auf Merz und Habeck.
Hätten die Wahlberechtigten die Wahl zwischen Scholz, Merz und Baerbock, würden sich 25 Prozent für Scholz und wie in der Vorwoche jeweils 22 Prozent für Merz und für Baerbock entscheiden.
Selbst SPD-Anhänger halten Scholz nicht für entscheidungsfreudiger als Merkel
Im Hinblick auf die bisherige Amtsführung von Bundeskanzler Scholz in der Ukraine- und Energiekrise haben nur 11 Prozent der Bundesbürger den Eindruck, dass Scholz entschlossener und entscheidungsfreudiger agiert als seine Vorgängerin Angela Merkel. 51 Prozent meinen, Scholz agiere weniger entschlossen und entscheidungsfreudig als Merkel. 35 Prozent sehen zwischen Scholz‘ und Merkels Amtsführung keinen großen Unterschied.
Auch von den Anhängern der SPD meint mit 31 Prozent nur eine Minderheit, der Bundeskanzler agiere entschlossener und entscheidungsfreudiger als Merkel. Unter ihnen sagen 36 Prozent, Scholz sei weniger entschlossen, 32 Prozent sehen keinen großen Unterschied.
Mehrheit hat das Gefühl, Habeck zu verstehen
Auf die Frage, ob Wirtschaftsminister Habeck die Energiekrise und seine Politik verständlich erkläre, antworten 17 Prozent mit "immer", 41 Prozent sagen "meistens". 22 Prozent verstehen Habecks Erklärungen "meistens nicht", 11 Prozent "nie".
Befragte mit niedrigeren (48 Prozent) und mittleren Bildungsabschlüssen (46 Prozent) geben deutlich häufiger als formal höher Gebildete (25 Prozent) an, Habecks Erläuterungen zur aktuellen Energiekrise meistens nicht oder nie zu verstehen.
Politische Kompetenz wird vor allem Union, SPD und Grünen zugesprochen
Jeweils 12 Prozent aller Wahlberechtigten trauen aktuell der Union, der SPD und den Grünen zu, mit den Problemen in Deutschland fertig zu werden. Für SPD und Union geht es im Vergleich zur Vorwoche um jeweils einen Punkt nach oben, die Grünen geben zwei Punkte ab.
3 Prozent trauen das der FDP, 5 Prozent einer der anderen Parteien zu. 56 Prozent trauen derzeit keiner Partei zu, mit den Problemen in Deutschland fertig zu werden.
Wirtschaftserwartungen schlecht, aber besser als bislang
Die Wirtschaftserwartungen sind nicht mehr ganz so pessimistisch wie in den Vorwochen. 15 Prozent der Deutschen rechnen damit, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland in den kommenden Jahren verbessern werden. 65 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, 18 Prozent mit keiner Veränderung der wirtschaftlichen Lage.
Der Abstand zwischen jenen, die mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage rechnen, und denen, die eine Verbesserung erwarten, ist mit 50 Prozentpunkten so niedrig wie seit dem März nicht mehr.
Vor allem Lebensmittelpreise belasten die Bundesbürger
Unter den Preissteigerungen belasten diejenigen bei Lebensmitteln die Deutschen am meisten. 71 Prozent nennen diesen Bereich, gefolgt von Heizung (61 Prozent), Strom (59 Prozent) und Benzin und Diesel (51 Prozent). Zwischen den einzelnen Einkommensgruppen ergeben sich in dieser Frage keine fundamentalen Unterschiede.
Rund ein Drittel der Bundesbürger (34 Prozent) glaubt, dass wegen der hohen Energiepreise in Deutschland viele oder sehr viele Industrieunternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern werden. Knapp die Hälfte (48 Prozent) erwartet, dass einige Industrieunternehmen das tun werden. Lediglich 12 Prozent gehen gar nicht von einer Abwanderung von Industrieunternehmen aus Deutschland infolge der hohen Energiepreise aus.
Dass viele Industrieunternehmen wegen der hohen Energiepreise ihre Produktion ins Ausland verlagern werden, glauben überdurchschnittlich häufig die Ostdeutschen sowie die Anhänger der FDP und insbesondere der AfD.
Mehrheit hält höhere Löhne für verkraftbar
In der Metall- und Elektroindustrie haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf eine Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro und Lohnerhöhungen von 5,2 Prozent ab Juni 2023 und von 3,2 Prozent ab Mai 2024 geeinigt. 45 Prozent der Bundesbürger halten solche Lohnerhöhungen für die Unternehmen auch in anderen Branchen für verkraftbar. 14 Prozent meinen, dass die Löhne sogar noch stärker erhöht werden könnten.
31 Prozent halten derartige Lohnerhöhungen für die Unternehmen in anderen Branchen für zu teuer. Letzteres meinen überdurchschnittlich häufig die Ostdeutschen sowie die Anhänger von FDP und AfD
Fußball ist drittwichtigstes Thema
Der Krieg in der Ukraine ist mit 57 Prozent das für die Bundesbürger weiterhin wichtigste Thema. Wichtige Themen bleiben auch weiterhin die Probleme der Energieversorgung und die hohen Kosten für Energie - allerdings sinkt der Anteil der Bundesbürger, die die Energiekrise für das wichtigste Thema halten, weiter. Für Fußball war das Interesse trotz der Kritik am Austragungsort größer als das für die Corona-Krise oder die Diskussion über das Bürgergeld.
Die wichtigsten Themen:
- Krieg in der Ukraine 57 Prozent
- Energie/Energiepreise 52 Prozent
- Fußball 14 Prozent
- US-Wahlen 11 Prozent
- Corona 10 Prozent
- Bürgergeld 9 Prozent
- Bundesregierung 6 Prozent
- Klimagipfel 2 Prozent
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 15. bis 21. November 2022 erhoben. Datenbasis: 2502 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte. Die Daten zur Zufriedenheit mit der Arbeit von Scholz und Habeck sowie zu Meinungen zur Inflation wurden am 18. und am 21. November erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Quelle: ntv.de, hvo