Ukrainer dringt auf Taurus Melnyk lobt "Quantensprung" der Deutschen
15.08.2023, 16:25 Uhr Artikel anhören
Andrij Melnyk war von Januar 2015 bis Oktober 2022 Botschafter der Ukraine in Deutschland.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern erklärt der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Melnyk, warum eben jene Waffen zur Verteidigung gegen Russland so wichtig seien. Gleichzeitig hat er Verständnis für Ängste hierzulande - und spricht Deutschland ein Lob aus.
Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat Verständnis für die deutsche Debatte über die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Taurus geäußert. "Wir verstehen diese Angst der Deutschen", sagte Melnyk im Deutschlandfunk, "dass das Land in den Krieg hineingezogen wird". Gleichwohl müsse in der Diskussion berücksichtigt werden, dass die Ukraine die Waffen dringend benötige, um die russischen Attacken zu unterbinden. Zudem seien sie für einen Erfolg der aktuell laufenden Gegenoffensive entscheidend.
Melnyk warb gleichzeitig um Vertrauen in sein Land. Wenn die Ukraine zusage, die Taurus-Marschflugkörper nicht auf russischem Territorium einzusetzen, dann halte sie sich auch an dieses Versprechen, erklärte er. Melnyk war mehrere Jahre Botschafter in Deutschland, zuletzt Vize-Außenminister der Ukraine und wurde mittlerweile zum Botschafter in Brasilien ernannt.
Melnyk: Zögern hilft Russen
Im Übrigen erklärte Melnyk, Deutschland habe einen "wahren Quantensprung gemacht in Fragen der Waffenlieferungen an die Ukraine." Das könne man nicht vergleichen mit der Lage vor einem Jahr oder vierzehn Monaten. Nichtsdestotrotz würden von deutscher Seite, so Melnyk, die gleichen Muster beibehalten, um Unentschlossenheit zu rechtfertigen. Bei Panzerlieferungen sei etwa viel Zeit verloren worden, in der die Russen ihre Befestigungen hergestellt hätten. "Jetzt sehen Sie, wie schwierig unsere Gegenoffensive vonstatten geht, weil diese wertvolle Zeit vergeudet wurde für Diskussionen, die am Ende des Tages dann doch zugunsten der Logik entschieden wurden." Es sei dasselbe heute, so Melnyk. "Wir haben ein sehr, sehr kleines Zeitfenster auch für diese Gegenoffensive."
Die Taurus-Debatte läuft derzeit in Deutschland weiter. Bundesfinanzminister Christian Lindner hält es einem Medienbericht zufolge für möglich, dass Deutschland der Ukraine die gewünschten Taurus-Marschflugkörper noch rechtzeitig für die laufende Gegenoffensive liefert. "Ich hoffe und denke, dass das möglich sein kann", sagte der FDP-Vorsitzende der "Bild"-Zeitung mit Blick auf eine Lieferung während der ukrainischen Gegenoffensive. "In einem laufenden Krieg ist auch die Geschwindigkeit ein wesentlicher Faktor", betonte der Minister. Er habe persönlich "Sympathie für die Forderung nach Marschflugkörpern". Voraussetzung sei "die Abstimmung mit den Verbündeten und der Erhalt der eigenen Fähigkeiten zur Landesverteidigung". Außerdem dürfe Deutschland nicht Kriegspartei werden, betonte Lindner.
Quelle: ntv.de, mpe/DJ