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Putin braucht mehr Soldaten Mobilisierungswelle nach den "Pseudowahlen" erwartet

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Der Krieg frisst seine Kinder: Russland braucht neue Soldaten für die Ukraine. Schätzungen zufolge soll es seit dem vergangenen Februar bereits auf beiden Seiten zusammen rund 500.000 Opfer geben.

Der Krieg frisst seine Kinder: Russland braucht neue Soldaten für die Ukraine. Schätzungen zufolge soll es seit dem vergangenen Februar bereits auf beiden Seiten zusammen rund 500.000 Opfer geben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Tag für Tag verliert Russland Hunderte Soldaten im Krieg gegen die Ukraine. Berichten zufolge reagiert das Land bereits mit Rekrutierungen. Nach den Regionalwahlen an diesem Wochenende könnte dann eine zweite, vermutlich inoffizielle, Mobilisierungswelle auf die Russen zukommen.

Inmitten anhaltender Gerüchte über eine bevorstehende allgemeine Mobilisierungswelle bemühen sich die russischen Behörden offenbar darum, möglichst unauffällig neue Soldaten zu rekrutieren. Das berichtet das Institute for the Study of War. Das russische Verteidigungsministerium legte der Duma am Mittwoch einen Entwurf zur Änderung der Vorschriften über die militärische Registrierung vor. Dieser würde es russischen Justizvollzugsanstalten, Strafvollzugszentren und militärischen Melde- und Rekrutierungsbüros ermöglichen, Gefangene für den Militärdienst zu registrieren.

Der ukrainische Leiter der Region Luhansk, Artem Lysohor, berichtete zudem auf Telegram, dass die Banken der selbst ernannten "Volksrepublik" in Vorbereitung auf eine neue Mobilisierungswelle die persönlichen Daten ihrer Kunden an die russischen Behörden weitergeben. "Sie soll nach dem Ende der Pseudowahlen angekündigt werden", so Lysohor auf Telegram. Russlandweit finden am 10. September Regionalwahlen statt. Außerdem kommt es zu Abstimmungen in den annektierten ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson. Die Urnengänge dort werden international allerdings nicht anerkannt - ebenso wenig, wie das bei den Schein-Referenden zur völkerrechtswidrigen Einverleibung der vier Gebiete im vergangenen Jahr der Fall war.

Dass nach den Abstimmungen an diesem Wochenende der Druck auf Russen zunehmen könnte, vermutet auch der unabhängige russische Telegram-Kanal "Moschem Objasnit". Er zitiert eine der Präsidialverwaltung nahestehende Quelle, wonach die russische Regierung beabsichtige, nach den Regionalwahlen eine zweite Mobilisierungswelle durchzuführen. Weiter heißt es in dem Bericht, dass in Jakutien und Burjationen, in der Region Irkutsk und im Jüdischen Autonomen Gebiet die Vorbereitungen für weitere Mobilisierungen intensiviert würden. "Demnach sind die Militärkommissionen dabei, die Daten zu aktualisieren, und es wurden Listen von Personen erstellt, die als Erste vorgeladen werden sollen. Die Mobilisierung könne unmittelbar nach den Wahlen beginnen", heißt es.

Rekrutierungsbüros verschicken Briefe

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Der russische Telegram-Kanal "Mobilization News" berichtet zudem, dass Einwohner von St. Petersburg Briefe von militärischen Melde- und Rekrutierungsbüros erhalten hätten. In diesen heiße es, dass die russische Regierung die Wehrpflicht verlängern könne. "Wird sie wieder auf zwei Jahre erhöht? Oder gleich auf 25?", heißt es bei "Mobilization News" sarkastisch.

Der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der russischen Staatsduma, Juri Schwytkin, betonte laut dem ISW jedoch, dass die Duma nicht erwäge, die Wehrpflicht für das laufende Jahr zu verlängern. Das ISW hält es insgesamt für unwahrscheinlich, dass die russischen Behörden eine zweite Mobilisierungswelle offiziell ankündigen. Allerdings bereiteten sie sich "möglicherweise darauf vor, die geheimen Mobilisierungsbemühungen nach den Regionalwahlen zu verstärken", so das Fazit.

Quelle: ntv.de, ghö

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