Politik

"Orchestrierte Provokation" Moskau wütet nach Zerstörung der Klinik in Mariupol

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Russland zerstört die Geburts- und Kinderklinik in Mariupol bei einem Angriff - und behauptet, dass dort ein Lager ultraradikaler Kämpfer gewesen sei. Die Darstellung der Ukraine und der UN über den Luftangriff nennt Moskau eine "Provokation". Auch die Botschaft in Großbritannien mischt mit.

Entgegen einer UN-Einschätzung hat das russische Verteidigungsministerium die ukrainische Darstellung über den Angriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in Mariupol als "informelle Provokation des Kiewer Regimes" bezeichnet. "Der Luftangriff, der angeblich stattgefunden hat, ist eine vollständig orchestrierte Provokation, um die antirussische Aufregung beim westlichen Publikum aufrechtzuerhalten", sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Wie auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte Konaschenkow, das am Mittwoch attackierte Gebäude sei zuletzt als Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow genutzt worden. UN-Sprecher Stephane Dujarric hingegen sagte in New York: "Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von drei getöteten Zivilisten und 17 Verletzten bei dem Angriff. Ob sich zum Zeitpunkt des russischen Angriffs auch ukrainische Kämpfer in der Klinik aufhielten, ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

Die russische Kritik hat sich an einem Tweet von UN-Generalsekretär António Guterres entzündet, in dem dieser am Mittwochabend geschrieben hatte: "Der heutige Angriff auf ein Krankenhaus in Mariupol, Ukraine, wo sich Entbindungs- und Kinderstationen befinden, ist entsetzlich." Der stellvertretende russische UN-Botschafter, Dmitri Poljanski, warf den UN daraufhin Falschnachrichten vor. "In unserer Erklärung vom 7. März hatten wir bereits davor gewarnt, dass das Krankenhaus von Radikalen in eine militärische Einrichtung umgewandelt worden war." Es sei "sehr besorgniserregend", dass die Vereinten Nationen diese Informationen ungeprüft verbreiteten.

Fake-News-Vorwurf um Beauty-Bloggerin

Der Tweet ist nicht mehr aufrufbar.

Der Tweet ist nicht mehr aufrufbar.

(Foto: Screenshot Twitter)

Den Vorwurf der Inszenierung untermauerte auch die russische Botschaft in Großbritannien. Bei Twitter schrieb sie, die Ukraine habe eine bekannte Beauty-Bloggerin für ihre Propaganda eingesetzt - als verletzte Schwangere. Mehrere Fotografen hielten die Frau mit Verletzungen im Gesicht und in Decken gewickelt vor dem zerstörten Klinikgebäude in Bildern fest, darunter der renommierte Nachrichten-Fotograf Evgeniy Maloletka.

Laut ntv-Recherche ist Bloggerin Marianna Podgurskaya tatsächlich schwanger, auch ihre Verletzungen sollen authentisch sein und nicht aufgemalt. Ob sie tatsächlich in der Geburtsklinik war, um ihr Kind zur Welt zu bringen, ist unklar. Es gibt allerdings viele weitere Bilder und Videoaufnahmen aus dem zerstörten Krankenhaus, die einig verletzte Personen aus der Zivilbevölkerung zeigen. Der Tweet der Botschaft ist mittlerweile nicht mehr aufrufbar.

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Zudem beschuldigte das russische Verteidigungsministerium die Ukraine am Donnerstag erneut, mit US-Hilfe Laboratorien für biologisch-militärische Experimente aufgebaut zu haben. Konaschenkow verwies einmal mehr auf entsprechende Dokumente. "Den Dokumenten zufolge plante die amerikanische Seite, im Jahr 2022 in der Ukraine Arbeiten zu Krankheitserregern von Vögeln, Fledermäusen und Reptilien durchzuführen", behauptete er. Geplant gewesen seien auch Experimente zu "Übertragungsmöglichkeiten der afrikanischen Schweinepest und von Milzbrand". Es habe auch Untersuchungen mit Fledermäusen und Corona-Proben gegeben.

Diese Schilderungen lösten bei russischen Oppositionellen Ungläubigkeit aus. "Das ist eine bewusste Strategie der russischen Behörden. Das Einzige, was der Kreml nicht sagen kann, ist die Wahrheit", schrieb die Pressesprecherin des inhaftierten Kreml-Gegners Alexej Nawalny, Kira Jarmysch, auf Twitter. "Deshalb erfinden sie immer absurdere Versionen (...)."

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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