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Moskau überwacht MeereMüllfischern geht offenbar russische Spionage-Boje ins Netz

24.11.2025, 14:54 Uhr
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Ein Seeaufklärer vom Typ Tu-142M könnte die Boje abgesetzt haben. (Foto: picture alliance/dpa)

Russische Überwachungsaktivitäten konzentrieren sich nicht nur auf Maßnahmen an Land und in der Luft. Moskau investiert viel, um auch in Gewässern Spionage zu betreiben. Vor Großbritanniens Küste machen Hobbytaucher eine ungewöhnliche Entdeckung.

Eine britische Gruppe von Müllfischern namens "Neptune's Army of Rubbish Cleaners" hat bei einem Tauchgang möglicherweise ein russisches U-Boot-Ortungsgerät gefunden. Der BBC sagte ein Analyst, er sei überzeugt, dass es sich bei dem geborgenen Objekt um eine implodierte russische RGB-1A-Sonarboje handele. Diese würden üblicherweise vom Seeaufklärungsflugzeug Tu-142M abgeworfen.

Zu welchem Zweck und in welchem Gebiet die Sonarboje eingesetzt wurde, ist unklar. Wahrscheinlich sollte sie Bewegungen westlicher Schiffe aufzeichnen. "Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass das Gerät nicht mehr aktiv im Einsatz ist, wurden in den letzten Jahren mehrere Exemplare desselben Modells an Stränden in Großbritannien, Irland und Litauen gefunden", sagte der Analyst. Er geht davon aus, dass die RGB-1A erst kürzlich abgesetzt wurde.

Russland setzt auf weitreichende Überwachungsmaßnahmen in Gewässern. Dafür werden Berichten zufolge unter anderem auch Unterwasser-Kabelnetze mit Sensorik und alte Schiffswracks mit angebrachter Spionagetechnik genutzt. Besondere Aufmerksamkeit bekamen solcherlei Aktivitäten durch das internationale Rechercheprojekt "Russian Secrets". Dieses berichtete über ein Unterwasser-Sensorsystem namens "Harmonie" in der Arktis, das westliche U-Boote aufspüren können soll.

"Am Grund der Barentssee sind Hunderte Kilometer von Kabelnetzen, die mit ganz sensibler Sensorik verbaut sind und diese Sensorik sorgt dafür, dass sie auf sehr weite Strecken kleinste akustische Signale empfangen kann", erklärte der NDR-Reporter Benedikt Strunz beim Podcast "Streitkräfte & Strategien". Geräusche ausländischer U-Boot-Antriebswellen könnten so erkannt und geortet werden.

Auch Ostsee im Visier

Die Vermutung liegt nahe, dass Russland in der Ostsee, die auch als "Badewanne" der Nato bezeichnet wird, ebenfalls ein System aus Sensoren aufbaut. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung gibt es in der Allianz Erkenntnisse darüber, dass das Wrack der 1994 untergegangenen Ostsee-Fähre "Estonia" als Übungsgelände für Unterwasseroperationen und auch als Versteck für Spionagetechnik genutzt wurde.

Mehreren Nato-Mitgliedsstaaten sollen zudem Informationen vorliegen, wonach noch vor wenigen Jahren technische Geräte am Wrack der versunkenen Fähre positioniert worden waren, die hochpräzises Navigieren von Unterwasserdrohnen und Robotern ermöglichen.

Quelle: ntv.de, rog

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