"Ein voller Erfolg" NATO durchläuft "steile Lernkurve" bei "Air Defender"
23.06.2023, 11:58 Uhr Artikel anhören
1800 der 2000 geplanten Flüge werden durchgeführt: Für Generalleutnant Ingo Gerhartz ist das Großmanöver "Air Defender 23" damit "ein voller Erfolg". Auch der zivile Flugverkehr wird nur "im geringen Minutenbereich" gestört. Von Politikern kommt Lob - und die Forderung nach einer Fortsetzung.
Der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, hat nach dem Großmanöver "Air Defender 2023" die Bedeutung der militärischen Infrastruktur in Deutschland für die NATO betont. Der Generalleutnant sprach sich auf dem Fliegerhorst Schleswig-Jagel dagegen aus, weitere Militärflughäfen zu schließen. Deutschland müsse sich aufgrund der geostrategischen, geografischen und geopolitischen Lage als Drehscheibe verstehen und Kräfte der NATO aufnehmen können. Das gelte auch für Landstreitkräfte.
Um die für das Manöver über den Atlantik eingeflogenen US-Maschinen aufnehmen zu können, waren in Deutschland die militärischen Ausweichflugplätze Hohn in Schleswig-Holstein und Lechfeld in Bayern genutzt worden. "Und das hat uns allen noch mal gezeigt: Wir dürfen diese beiden Flugplätze nicht aufgeben. Diese beiden Flugplätze, sowohl Hohn wie auch Lechfeld, müssen wir entsprechend behalten", sagte Gerhartz.
"Absolut reibungslos" verlaufen
Nach Einschätzung der Bundeswehr führte das Manöver kaum zu Störungen im zivilen Flugverkehr. Die zehntägige Übung mit 250 Flugzeugen aus 25 Ländern sei "absolut reibungslos" verlaufen, sagte Gerhartz. Dank der guten Planung der Deutschen Flugsicherung habe es im zivilen Luftverkehr "keinerlei Flugausfälle" gegeben und Verspätungen hätten sich dort nur "im geringen Minutenbereich" bewegt.
Insgesamt sei das Manöver "ein voller Erfolg" gewesen, sagte Gerhartz auf dem Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein. Es habe belegt, dass die Verbündeten in der Lage seien, innerhalb weniger Tage große Mengen an militärischem Material zu verlegen und eine zweiwöchige Großübung dann auch durchhalten könnten. Deutschland habe dabei von den Verbündeten viel Lob für die Organisation des Manövers erhalten.
Von 2000 geplanten Flügen hätten letztlich 1800 tatsächlich stattgefunden, sagte der Luftwaffen-Inspekteur. An einem Tag seien die Maschinen wegen Gewittern sicherheitshalber am Boden geblieben. "Eine Erfüllung von 90 Prozent ist immer noch bei solchen Großübungen ein Spitzenwert", sagte Gerhartz. Im Erstfall würden die Maschinen natürlich auch bei Gewittern fliegen.
Ein wichtiges Ziel der Übung sei es auch gewesen, die Maschinen und Systeme unterschiedlicher Luftwaffen in einem Datenverbund zusammenzuschließen, sagte Gerhartz. Dies sei noch nicht "am ersten Tag" gelungen, habe aber dann funktioniert. Auch in anderen Bereichen der Zusammenarbeit habe es im Laufe der Übung eine "steile Lernkurve" gegeben.
Lob von Ampel und Opposition
Der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte lobte Deutschlands Organisation des Großmanövers "Air Defender 23" mit NATO-Verbündeten. "Deutschland hat eine Führungsrolle eingenommen und hat bewiesen, dass Deutschland führen kann", sagte der CDU-Politiker Henning Otte im Deutschlandfunk. Dies werde auch bei den teilnehmenden Ländern so gesehen. Die Signale von dort seien "sehr gut".
Das Manöver sei "ein Zeichen des Zusammenhalts und der Stärke", sagte Otte weiter, der verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion ist. Es habe deutlich gemacht, "auch unter einer Bedrohungskulisse Russlands hat diese Übung funktioniert." Der Charakter der NATO als "Verteidigungsbündnis mit abschreckender Wirkung" sei dadurch unterstrichen worden.
Auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, bezeichnete das Großmanöver als exemplarisch für die Zukunft der NATO. Nötig seien weitere gemeinsame Übungen, um zu trainieren, wie das eigene Territorium gegen mögliche Angriffe Russlands oder anderer Aggressoren zu verteidigen sei, forderte die FDP-Politikerin am Freitag in Berlin. Die Rolle, die Deutschland als Initiator des Manövers gespielt habe, sei von allen Partnern als äußerst positiv empfunden worden.
"Deutschland hat seiner geografischen Lage und seiner wirtschaftlichen Kraft entsprechend geführt und gezeigt, dass es Fähigkeiten besitzt, auf die auch die Partner zurückgreifen können", sagte Strack-Zimmermann weiter. "Das sollte in Zukunft auch alle anderen Teilstreitkräfte betreffen. Wir sind endlich in der Realität angekommen."
Quelle: ntv.de, cls/AFP/dpa