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Umgestaltung nach dem Krieg Netanjahu: Gaza "entradikalisieren" wie Nazi-Deutschland

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Unter anderem die USA um Präsident Joe Biden hatten Israel vor einer langfristigen Besatzung des Gazastreifens gewarnt.

Unter anderem die USA um Präsident Joe Biden hatten Israel vor einer langfristigen Besatzung des Gazastreifens gewarnt.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Dass Israel die Hamas vollständig besiegen und vernichten möchte, ist bekannt. Doch was kommt danach? Aussagen von Regierungschef Netanjahu über eine "Entradikalisierung" des Gazastreifens könnten auf ein langfristiges Vorgehen in dem Palästinenser-Gebiet nach dem Krieg hindeuten.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu plant nach einem Sieg über die islamistische Hamas eine radikale Umgestaltung des Gazastreifens und zieht dabei Vergleiche zur Entnazifizierung in Deutschland nach 1945. "Nach dem Sieg über die Hamas" seien zwei Dinge nötig, sagte Netanjahu in einem veröffentlichten Interview mit den Zeitungen "Bild" und "Welt" sowie "Politico".

"Erstens entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza. Und genau das wurde in Deutschland, Japan und anderswo getan", sagte Netanjahu. Er verwies auf die Entnazifizierung Deutschlands, das heute ein völlig anderes Land sei als in den 1930er Jahren. "Dies wurde durch den totalen militärischen Sieg und die Veränderung der Kultur, der Bildung und des Lernens über die Fehler der Vergangenheit erreicht."

Die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion hielten Deutschland nach dem Sieg 1945 in vier Zonen besetzt und trieben die Entnazifizierung voran. 1949 wurden die Bundesrepublik und die DDR gegründet. Auch in den Jahrzehnten danach blieben Truppen der Siegermächte in beiden Ländern stationiert.

Kämpfe werden nach Pause wieder aufgenommen

Mit Blick auf die Situation im Gazastreifen fragte Netanjahu: "Welchen Sinn hat es, diesen Krieg zu gewinnen, die Hamas auszurotten und nicht auf eine Entradikalisierung Gazas hinzuwirken?" US-Präsident Joe Biden hatte im Oktober eventuelle Pläne Israels zu einer möglichen Besetzung des Gazastreifens einen "großen Fehler" genannt.

In einem Interview mit der CBS-Nachrichtensendung "60 Minutes" antwortete Biden auf die Frage, ob er eine Besetzung des Gazastreifens durch den Verbündeten unterstützen würde, mit den Worten: "Ich denke, das wäre ein großer Fehler." Israel hatte den Gazastreifen bereits von 1967 bis 2005 besetzt. Nach dem Abzug riss die Hamas 2007 die Macht an sich.

Der israelische Ministerpräsident betonte zudem, Israel werde die Einsätze gegen die Hamas nach dem Ende der derzeit vereinbarten Feuerpause wieder aufnehmen. Denn die Vertreter der Hamas sagten, "dass sie das Massaker, das sie an uns verübt haben, (...) wiederholen werden".

Netanjahu kontert Macron

Netanjahu wies Kritik von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez an der Kriegsführung Israels als "völlig inakzeptabel" zurück. Israel halte sich an das Kriegsrecht und nehme "keine Zivilisten ins Visier". Jeder Tod eines Zivilisten sei eine "Tragödie".

Wer nicht in der Lage sei, zwischen einem gezielten Angriff auf Zivilisten und "den legitimen Militäraktionen Israels zu unterscheiden", der habe "jeglichen moralischen Kompass verloren", sagte Netanjahu. Israel habe "keine andere Wahl, als die Hamas zu zerstören". Aber auch danach wird Israel nach seinen Worten weiterhin "die vorrangige militärische Verantwortung" im Gazastreifen tragen.

Der israelische Regierungschef warnte zudem vor der von Islamisten ausgehenden Gefahr. Die Hamas sei "Teil der Terrorachse des Iran, der Hisbollah, der Huthis und anderer". Ihr Ziel sei es, "zuerst den Nahen Osten und dann die Welt in ein Zeitalter der Barbarei zu führen".

Quelle: ntv.de, rog/AFP

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