Kreml zu Berlusconis Tod Putin trauert um seinen "echten Freund Silvio"
12.06.2023, 14:50 Uhr Artikel anhören
Berlusconi steckte Putin nach dessen Aussage bei Treffen stets mit Humor und Lebensfreude an.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
In vielen Ländern der Welt und auch in Italien selbst ist Silvio Berlusconi zeitlebens eine widersprüchlich bewertete Figur. Einen richtigen Verehrer hat der Ex-Premier im Kreml. Russlands Präsident Putin bezeichnet den Tod Berlusconis nun als "ein tiefes Unglück".
Der Kreml trauert um den ehemaligen italienischen Premierminister Silvio Berlusconi. "Für mich war Silvio ein teurer Mensch, ein echter Freund", schrieb Russlands Präsident Wladimir Putin in seinem Beileidstelegramm an Italiens Präsident Sergio Mattarella. Er habe stets die Weitsicht und die ausgewogenen Entscheidungen Berlusconis bewundert und sich bei ihren Treffen von Berlusconis Humor und Lebensfreude anstecken lassen.
Berlusconis Tod sei ein "unersetzbarer Verlust und ein tiefes Unglück", hieß es weiter. Er habe immer Berlusconis "Weisheit" bewundert sowie seine Fähigkeit, "selbst in schwierigsten Situationen weitsichtige Entscheidungen zu treffen". Zudem pries Putin in dem Schreiben an Italiens Staatschef Berlusconis "unglaubliche Lebensenergie", seinen "Optimismus" und seinen "Sinn für Humor".
Der italienische Ex-Premier war ein enger Freund Putins. Putin und er stellten ihre Männerfreundschaft immer wieder öffentlich zur Schau. Sie verbrachten gemeinsame Urlaube, fuhren zusammen Ski oder ließen sich mit riesigen Pelzmützen fotografieren. Auch politisch stand Berlusconi Putin lange bei. Nach der russischen Annexion der Krim reiste der italienische Ex-Regierungschef im September 2015 sogar in Putins Begleitung auf die Halbinsel, trank mit ihm Wein und ehrte während des Krimkriegs im 19. Jahrhundert gestorbene italienische Soldaten.
Berlusconi verteidigte Putin bis zuletzt
Nach Moskaus Offensive in der Ukraine im Februar 2022 fiel es Berlusconi schwer, von seinem Freund Abstand zu nehmen. Im vergangenen Jahr hatte Berlusconis Äußerung, Putin sei von seinem Umfeld zur Ukraine-Offensive "gedrängt" worden, Empörung ausgelöst. In den Monaten vor dem Angriff auf die Ukraine pries Berlusconi weiterhin seine engen Beziehungen zum Kreml-Chef, darunter mit einem "langen und freundschaftlichen" Silvester-Telefonat.
Erst im April, zwei Monate nach Beginn von Moskaus Offensive, kritisierte er den Krieg öffentlich. Er sei "enttäuscht" von Putin und "traurig" seinetwegen, sagte Berlusconi damals. Doch vor den italienischen Parlamentswahlen im September verteidigte Berlusconi Putin erneut: Dieser habe mit seinem Vorgehen doch nur die Regierung in Kiew stürzen und "anständige Leute" an ihre Stelle setzen wollen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP